Der langjährige Papstsekretär Erzbischof Georg Gänswein übernimmt künftig Gottesdienste im Freiburger Münster. Eine dauerhafte Tätigkeit soll er im Erzbistum aber nicht übernehmen.
Der vom Papst aus dem Vatikan verwiesene Erzbischof Georg Gänswein wird ab Herbst regelmäßig Gottesdienste im Freiburger Münster leiten. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Gänswein und dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger, wie die Erzdiözese am Montag mitteilte.
Keine Dauerhafte Tätigkeit in Erzdiözese für Gänswein
Bei dem Gespräch am Freitag sei zudem vereinbart worden, dass der Ehrendomherr im Freiburger Münster etwa Firmungen oder örtliche Festgottesdienste übernehme, hieß es weiter. Wie erwartet wird Gänswein darüber hinaus keine Stelle im Ordinariat und auch sonst keine dauerhafte Tätigkeit in der Freiburger Erzdiözese übernehmen.
Erzbischof Burger nicht weisungsberechtigt
Gänswein ist in seinem Heimatbistum ein Bischof ohne Amt und Aufgabe, sagte der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). Auch sei Erzbischof Burger ihm gegenüber nicht weisungsberechtigt. Insofern ist die getroffene Übereinkunft nicht wirklich überraschend, sagte Bier im KNA-Interview. "Beide Bischöfe verpflichten sich zu nichts, versichern sich aber ihrer gegenseitigen Bereitschaft im Einzelfall und bei Bedarf auszuhelfen beziehungsweise um Aushilfe nachzusuchen", fügte er hinzu.
Gänswein gab italienischem Journalisten Interview
Laut KNA-Recherche gab Gänswein noch am Sonntag einem italienischen Journalisten ein Interview. In diesem sagte er, nach seinem Abschied aus dem Vatikan und der Rückkehr in seine alte Heimat sei es zu früh für Aussagen über sein neues Leben. "Ich muss erst noch herausfinden, was ich machen werde", zitierte ihn die Zeitung "Corriere della Sera". Im Moment stehe er sperrig im Weg herum und sei in diesem Sinne "eine Nervensäge". Zugleich lobte er Freiburg als schöne, lebenswerte Stadt, in der es guten Wein gebe.
Gänswein seit Juli zurück in Freiburg
Gänswein ist seit 7. Juli wieder in Freiburg, wo er vor rund 40 Jahren Theologie studierte. Papst Franziskus hatte den 66-Jährigen aus dem Vatikan zurück in sein Heimatbistum geschickt. Das Verhältnis zwischen dem heutigen Papst und Gänswein gilt seit vielen Jahren als belastet, weil sich Benedikt XVI. nach seinem Rücktritt häufig in kirchenpolitischen Fragen zu Wort meldete und den Kurs des Nachfolgers kritisierte. Dahinter vermuteten Beobachterinnen und Beobachter den Einfluss Gänsweins, was dieser zurückwies.
Gänswein war bereits seit 2020 dauerhaft von seinem Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses beurlaubt. Im Vatikan hatte er nach dem Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. an Silvester 2022 keine offizielle Funktion mehr.
Aus Rom verwiesen Umzugswagen vor Freiburger Priesterseminar: Gänswein zieht ein
Der aus dem Vatikan verwiesene Erzbischof Georg Gänswein ist im Freiburger Priesterseminar eingezogen.
Gänswein-Buch über Benedikt XVI. sorgte für Empörung
Zuletzt sorgte Gänsweins Buch "Nichts als die Wahrheit" international für Schlagzeilen und Diskussionen. Es enthält Details über Konflikte zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI. Im Vatikan löste das Buch Unverständnis und Empörung aus.
In Freiburg entsteht nun eine ungewöhnliche Situation mit zwei Erzbischöfen: Stephan Burger als Chef des Erzbistums und Gänswein als Rom-Rückkehrer. Beide wohnen rund zwei Minuten Fußweg voneinander entfernt in der Freiburger Altstadt, unweit des Freiburger Münsters. Gänswein bezieht vorerst eine Wohnung im Priesterseminar, der Ausbildungs- und Wohnstätte angehender Priester.