Sarah Amelie Leisinger lebt in einem winzigen 7-Quadratmeter-Zimmer mit Dachschräge und teilt sich die Küche mit sechs Mitbewohnern - ein Beispiel für die prekäre Wohnsituation junger Menschen in Freiburg.
Freiburg zählt laut dem Studentenwohnreport 2024 zu den acht teuersten Hochschulstädten Deutschlands. Die Miete für ein WG-Zimmer übersteigt hier im Durchschnitt die Marke von 500 Euro. Die hohen Mietpreise und das knappe Angebot machen die Wohnungssuche zu einer nervenaufreibenden Herausforderung: WG-Casting-Marathons, endlose Zwischenmiet-Phasen und Aushänge, die unbeantwortet bleiben, sind an der Tagesordnung. Sarah Amelie Leisinger hat diese Strapazen am eigenen Leib erfahren. Heute lebt sie in einem winzigen Zimmer von gerade einmal sieben Quadratmetern.
Mini-Zimmer für 320 Euro als einzige Option
Sarah Amelie Leisinger zog vor zwei Jahren für ihr Freiwilliges Soziales Jahr von Lörrach nach Freiburg. Die Suche nach einer passenden WG erwies sich für sie als besonders schwierig. Zunächst lebte sie in zwei verschiedenen WGs, doch weder die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, noch der Zustand und die Sauberkeit der Wohnungen entsprachen ihren Vorstellungen. Schnell entschied sie sich, diese Wohnungen wieder zu verlassen. Schließlich blieb ihr nur eine einzige Option: das 7-Quadratmeter-Zimmer. Zunächst fiel es ihr schwer, sich mit dieser Lösung abzufinden. Sie vermutet, dass sie das Zimmer nur deshalb bekommen hat, weil es so klein ist und niemand sonst dort einziehen wollte. 320 Euro warm zahlt die 20-Jährige für ihr Mini-Zimmer in Freiburg-Lehen. Es ist Teil einer 6er-WG, deren einziger Gemeinschaftsraum die Küche im Keller ist.
"Wir erleben eine neue Form sozialer Auslese" Start ins Wintersemester 2024: Wohnraum fehlt - was Studierendenwerke jetzt fordern
Bald startet das Wintersemester an den Hochschulen, der Wohnzuschlag beim BAföG wurde angehoben. Trotzdem finden längst nicht alle eine Wohnung oder ein WG-Zimmer. Woran das liegt - und was helfen könnte.
Wohnungsmarkt zum Semesterbeginn "sehr angespannt"
Zum Oktober starten jedes Jahr rund 3.000 bis 4.000 junge Menschen in Freiburg ins Studium. "Der Wohnunsgmarkt ist hier ohnehin für alle sehr schwierig", sagt Clemens Metz vom Studierendenwerk Freiburg.
Jetzt, zu Beginn des Wintersemesters, sei der Markt - wie jedes Jahr - besonders angespannt. Zimmer seien auch teils überteuert. Das Studierendenwerk empfiehlt deshalb Erstsemestern, zunächst für ein halbes Jahr ein Zimmer im Umland anzumieten. Denn erfahrungsgemäß entspannt sich der Wohnungsmarkt in der Stadt für Studierende zum Sommersemester im April wieder etwas.
SWR-Reporter Stefan Schlegel hat sich mit Studierenden über die Wohnungssuche unterhalten.
Notunterkunft für wohnungslose Studierende: 16 Personen in einem Zimmer
Das Studierendenwerk hat in Freiburg inzwischen auch eine Notunterkunft geöffnet, für diejenigen, die noch gar keine Bleibe gefunden haben. Zu Semesterbeginn sind dort rund 40 Plätze belegt - etwas weniger als vor einem Jahr. Wie sieht die Notunterkunft aus? Laut Studierendenwerk gibt es drei Zimmer mit jeweils acht Stockbetten - 16 Personen wohnen also jeweils zusammen in einem Zimmer. Bei Einzug stellt das Studierendenwerk Bettwäsche und frische Bezüge zur Verfügung. Auch gibt es im Zimmer einen kleinen absperrbaren Schrank im Schlafraum und einen weiteren in der Gemeinschaftsküche. 10 Euro kostet hier die Nacht pro Person. Gebucht wird zunächst für 10 Tage, die Dauer kann bei Bedarf aber auch verlängert werden.
Noch gibt es zwei weitere Notunterkünfte in Freiburg, die das Studierendenwerk aufmachen könnte. Immerhin stehen dem Studierendenwerk in Freiburg 5.000 Zimmer in Wohnheimen zur Verfügung, weitere 1.000 gibt es von der katholischen Kirche. Auch in Offenburg und Kehl (beide Ortenaukreis) sind die Wohnheime voll. Ganz wenige Zimmer gibt es noch für Studierende in Furtwangen und Villingen-Schwenningen (beide Schwarzwald-Baar-Kreis).
7-Quadratmeter-Zimmer keine Dauerlösung
Ein Mini-Schreibtisch, Regale überm Bett, der Kleiderschrank unter der Treppe: Sarah Amelie Leisinger hat sich in ihrem Mini-Zimmer gut eingerichtet. Sie geht noch zur Schule und verbringt viel Zeit am Schreibtisch - bis zu fünf Stunden.
Nächstes Jahr macht Sarah Amelie Leisinger ihr Abitur. Danach will sie raus aus ihrem Mini-Zimmer und in Berlin studieren - am liebsten Geschichte.
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