Faustschläge und Messerangriffe: Gewalt an Schulen nimmt zu, Felsstürze legen alles lahm und Dialektpreis-Gewinner Cossu hält sich für einen Dipflischisser - der Wochenrückblick für die Region Freiburg.
Moin und Salli, ich bin Anita Westrup und diese Themen haben mich in dieser Woche nicht losgelassen:
- Gewalt an Schulen: Wenn die Situation eskaliert
- Sprengung im Höllental: Mehr Felsstürze durch Klimawandel?
- Dialektpreis-Gewinner Cossu hat keine Angst vor KI
Gewalt an Schulen: Wenn die Situation eskaliert
Tatort Schule - diese Worte mögen plakativ und reißerisch klingen, doch genau sie schossen mir durch den Kopf, als zu Beginn der Woche die Nachricht die Runde machte: Ein Vater hatte einen Lehrer geschlagen und mit einem Messer bedroht. Nicht in einem sozialen Brennpunkt, sondern an einer Schule in Sankt Georgen im Schwarzwald. Wieder ein Angriff, wieder Gewalt, die in den Alltag einer Schule eindringt. Nur wenige Wochen zuvor hatte ein großer Polizeieinsatz an einer Schule in Ettenheim (Ortenaukreis) für Aufsehen gesorgt. Ein 16-Jähriger soll seinem Mitschüler in den Rücken gestochen haben. Im Klassenzimmer.
Tatverdächtiger in U-Haft Messerangriff in Ettenheim: 16-Jähriger soll Klassenkameraden in den Rücken gestochen haben
Nach einem Messerangriff auf einen Schüler in Ettenheim (Ortenaukreis) ist der Tatverdächtige in eine Justizvollzugsanstalt gebracht worden. Der 16-Jährige soll seinen Klassenkameraden mit einem Einhandmesser angegriffen haben.
Ich frage mich: Was ist da bloß aus den Fugen geraten? Nehmen die Vorfälle zu, oder sind es Einzelfälle, die durch die Medien - also uns - übertrieben dargestellt werden? Eine kurze Umfrage unter befreundeten Lehrern zeigt: Alles ist dabei, von heiler Welt bis zu Amokdrohungen auf der Toilette. Eine Freundin erzählt, dass sie zu den Geburtstagen der Eltern eingeladen werde und dass es an ihrer Schule im tiefsten Schwarzwald sehr harmonisch zugehe. Eine andere Bekannte, die an einer Gesamtschule in Freiburg unterrichtet, berichtet, dass Gewalt dort ein präsentes Thema sei. Es gebe viele Schlägereien. Schülerinnen und Schüler griffen nicht ein, sondern bejubelten sie oft noch, als wären sie eine Attraktion. Beängstigende Momente wie "Hilfe, der Schüler knallt mir gleich eine" habe es auch schon gegeben.
Viele Eindrücke, die ich mit einer Expertin abgleichen möchte. Ein Anruf bei Katharina Klink. Als Bezirksvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW Südbaden beobachtet sie immer häufiger Gewalt gegen Lehrkräfte. "Die Vorfälle nehmen deutlich zu, das sind keine Fake News", so Klink. Die "Klassiker" seien, dass Eltern - meistens Väter - total aufgebracht in den Unterricht stürmten und oft Lehrerinnen anpackten und anbrüllten - wegen vermeintlich unfairer Benotung. Das seien die typischen Fälle, obwohl es Elternsprechtage und viele, andere Möglichkeiten gebe.
Hier hört ihr das ganze Interview:
Sorge bereiten Katharina Klink auch die zunehmenden Konflikte unter Schülern. Oft löse Cybermobbing diese aus. Laut einer aktuellen Studie ist jeder fünfte Schüler Opfer von Cybermobbing. Katharina Klink dazu: "Im Netz eskaliert es und in der Schule ist dann die Spitze des Eisbergs zu sehen, im Extremfall kommt es dann zu solchen Messerattacken, das hat immer ein Vorspiel, das passiert ja nicht aus dem Nichts." Deeskalationstrainings für Lehrkräfte, mit und ohne Schüler, sollen dafür sorgen, dass es gar nicht so weit kommt. Und mittlerweile setzten viele Schulen auf spezielle Türen, die nicht mehr so leicht aufgingen, so Klink. "Da kommt man dann gar nicht mehr rein. Aber arg viel mehr kann man nicht mehr machen", erzählt die GEW-Bezirksvorsitzende.
SWR Aktuell-Moderator Florian Rudolph hat am 23.10.2024 mit Uwe Leest vom "Bündnis gegen Cybermobbing" über Hetze und Häme im Netz gesprochen:
Über den Angriff auf einen Lehrer in Sankt Georgen im Schwarzwald haben die Regionalnachrichten für Südbaden in SWR4 Baden-Württemberg am 21.10.2024 berichtet.
Sprengung im Höllental: Mehr Felsstürze durch Klimawandel?
💥Krawummm💥! Lauter Knall, große Staubwolke und ein Trümmerfeld. Habt ihr die Sprengung am Mittwoch im Höllental zufällig gehört? Ein 18-Tonnen-Felskoloss drohte, auf die Gleise der Höllentalbahn zu stürzen. Der letzte Ausweg: Sprengung! Mehr als vier Kilogramm Sprengstoff zerlegten den Giganten in kleine Krümel. Für die Sprengmeister ist das Routine. Und sie könnten bald noch mehr zu tun bekommen. Denn Felsstürze könnten durch den Klimawandel in manchen Regionen zunehmen, sagt Dominik Ehret. Er leitet das Referat für Landesingenieurgeologie im Regierungspräsidium Freiburg. Steigen die Temperaturen, verlagere sich das Felssturz-Risiko in höhere Lagen, wo mehr Gestein liegt, erklärt der Experte.
Felsstürze entstünden unter anderem durch den Frost-Tau-Wechsel im Winter. Gefriert Wasser in Felsspalten, gibt es dem Fels Halt; taut es, geht die Haftung verloren und Felsen stürzen ab. Hangrutsche wiederum könnten durch Starkregen zunehmen, besonders im östlichen Teil Baden-Württembergs, der Schwäbischen Alb, so Ehret.
Meine Kollegin Wera Engelhardt hat die Sprengung im Höllental mit einem Kamerateam begleitet:
Über die Sprengung im Höllental haben wir im SWR Fernsehen in der Sendung SWR Aktuell Baden-Württemberg am 23.10.2024 berichtet.
Dialektpreis-Gewinner Cossu hat keine Angst vor KI
Wäre Berichterstattung eine Farbe, dann kämen wir jetzt mal zu den bunteren Stiften und Themen - passend zum Herbst und seinen Blättern. Er gehört wohl zu den berühmtesten Kinzigtälern und nicht nur die Schwarzwälder feiern seinen Humor, sondern auch Ministerpräsident Kretschmann (Grüne): "Der Dialektpreis des Landes Baden-Württemberg in der Kategorie Neue Medien geht an ... Cossu!". Glückwunsch! Lukas Staier alias Cossu hat sich vor allem mit lustigen Dialektvideos im Internet einen Namen gemacht.
I ha de früsch bacheni Priisträger noch dere Veranstaltig agfunkt: "Ich bi glückseelig gsi, aber auch e bizzeli zappelig", hät mir dr Entertainer, Comedian und Content Creator gsait. Die Uszeichnig vom Kretschmann zu kriege, der für de Süde stoht und selber Dialekt schwätzt, isch für ihn eine großi Ehri gsi. De Priis selber hät er it so "glamourös" gfunde: "nur" e Urkundi, kein glänzende Pokal oder e schöns Figürli. Des Dokument hät au it lang ghebt. Will er vieli Händ hät muese schüttle (er hat ganz warmi Dobe kriegt) isch di Urkundi mengimo a de Bode gheit un isch e wenig rumpflig wore. En dicke Stapel Bücher soll des Papier wieder glätte, er isch halt au e Dipflischisser, hät mir de Cossu gsait mit e me Grinse i de Stimm. Apropos Bücher: Ende Januar, Anfang Februar isch de gebürtigi Haslacher i Baden-Württemberg unterwegs und will us sim Beschtseller "We are the germans" lesen. Nögscht Johr hät er vor, dem Schwobeländle "ade" z sägen und will zruck i si alti Heimet.
Mit Blick uf Zukunft ha ich de Dialekt-Creator au no gefrogt, wie er eigentlich zu Künstlicher Intelligenz (KI) stoht. Öppe im kreative Schriibe sin Programm wi ChatGPT immer wichtiger wore. Si schriibe Text, bi dene ma fascht nüm merkt, ob s en Mensch oder e Maschine gmacht hän. E Gefahr für Künstler wie de Cossu? "KI ka kein Dialekt, man ka da probiere, da kommt aber nur e komisch Züg use, des it stimmt", sait de Comedian. Im Zämmespiel mit de Bühni und de Inhalten bruchts eben de Menschen däzu, do isch de Cossu überzügt. Er will au it glaube, dass en Algorithmus auch nur e bizzeli a de Charme vom e Schwarzwälder beim Usspreche von Wörtern wie Dipflischisser, Hagseicher oder wunderfitzig ane kunt ...*
*Bei der Übersetzung ins Alemannische hat mir mein Kollege und Chef, Christoph Ebner, geholfen - und nicht nur e Muggesäckele - merci vielmols dafür!
Über den Dialektpreis des Landes Baden-Württemberg haben die Regionalnachrichten für Südbaden in SWR4 Baden-Württemberg am 22.10.2024 berichtet.
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