Von manchen wird Dialekt verhöhnt - in Stuttgart wird dieses kulturelle Erbe mit einem neuen Landespreis gewürdigt. Nun steht fest, wer ihn zum ersten Mal bekommt.
Zum ersten Mal ist am Montagabend in Baden-Württemberg der "Landespreis für Dialekt" verliehen worden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) überreichte ihn im Neuen Schloss in Stuttgart. Das Preisgeld in Höhe von 60.000 Euro wurde in sechs verschiedenen Kategorien vergeben. Für den neuen Preis waren 330 Bewerbungen aus ganz Baden-Württemberg eingegangen.
Comedian "Cossu" bekommt ersten Dialektpreis des Landes
Den Dialektpreis in der Kategorie "Neue Medien" teilen sich der Comedian Lukas Staier alias Cossu und der "MundArtWeg" im Ludwigsburger Ortsteil Poppenweiler. Staier alias Cossu stammt aus Haslach im Kinzigtal (Ortenaukreis) und lebt heute in Stuttgart. Er bezeichnet sich selbst als "echten Schwarzwälder" und ist vor allem durch Social Media bekannt geworden.
Wer auf dem Ludwigsburger "MundArtWeg" entlang spaziert, kann auf seinem Smartphone Informationen zu dem Weg abrufen: Es ertönen zum Beispiel schwäbische Stimmen oder es werden originelle Geschichten erzählt. Er wurde im Juni eröffnet und ist nach Angaben des Bürgervereins Poppenweiler der erste digitale Mundartweg im Land.
"Cossu" im NACHTCAFÉ über Dialekte:
Schwäbischer Film "Mord im Heiligenwald" spielt auf der Ostalb
In der Kategorie "Film" wird Birgit Kohl aus Tannhausen (Ostalbkreis) für "Mord im Heiligenwald" ausgezeichnet. Die Jury würdigt ihn als einen Film mit "ausgezeichneter Mundart", der ein "bemerkenswertes Spiegelbild der Alltagskultur im Jahr 1953" sei.
Preisträger in der Kategorie "Bühne" ist die Gruppe "Oiga Art" aus Aulendorf (Kreis Ravensburg). Die Kabarettgruppe bringt nach Angaben der Jury in oberschwäbischem Dialekt Alltagsthemen aufs Tapet, etwa die Manie, alles mit dem Smartphone zu fotografieren.
Sänger Markus Stricker aus Sulzbach (Rems-Murr-Kreis) punktete in der Kategorie "Lied/Musik" mit dem Titel "Geile Zeit“. Die Jury bezeichnet ihn als "überzeugenden Botschafter der Mundart". Sandhya Hasswani aus Herrischried (Kreis Waldshut) gewann in der Kategorie "Literatur" mit ihrem Text "Friide", eine laut Jury "unglaublich berührende, authentische Prosaerzählung im alemannischen Dialekt".
Bei der jungen Generation geht der Landespreis an Tim Greif und Jan Bräuninger für ihre Internetvideos unter dem Titel "Schwäbischer Qualitätscontent". Die beiden haben fast 300.000 Follower auf TikTok und über 80.000 auf Instagram. Der Landespreis für Dialekte ist Teil der Dialektinitiative der Landesregierung und soll nun alle zwei Jahre verliehen werden. Die Gründung des Dialekte-Dachverbands 2023 geht auf eine fraktionsübergreifenden Abgeordnetengruppe aus dem Landtag zurück.
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In Anwesenheit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann verleiht das Land Baden-Württemberg am 21.10. erstmals Landespreise für Dialekt. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert und wird in sechs Kategorien vergeben.