Viele Menschen zeigen sich erschüttert, dass die Firma Weck aus Wehr insolvent ist, und bangen um die kultigen Weckgläser. Aber die Aussagen des Insolvenzverwalters lassen hoffen.
Wie geht es weiter mit der Firma Weck aus Wehr (Kreis Waldshut) und vor allem mit ihren berühmten "Einweckgläsern"? Das beschäftigt viele Menschen in der Region Freiburg und darüber hinaus. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Firma pleite ist und sich in einem Insolvenzverfahren neu strukturieren will. Gegenüber dem SWR zeigte sich der Insolvenzverwalter Thilo Braun aus Freiburg nun optimistisch.
Nachfrage-Rückgang vor allem bei Weckgläsern mit Schraubverschluss
Braun erklärte: "Das Unternehmen war eigentlich gut aufgestellt. Jetzt kamen einfach ein paar Dinge zusammen." Zum einen nennt er die hohen Energiepreise, zum anderen einen unerwarteten Einbruch bei der Nachfrage. Dabei ist wichtig: Weck produziert neben den traditionellen Einmachgläsern vor allem Schraubverschluss-Gläser für die Verpackungsindustrie. "Da ist der Rückgang vor allem zu verzeichnen", sagt Braun.
Geschäfte von Weck laufen weiter - Belegschaft bekommt Geld
Die Löhne der Belegschaft von Weck sind bis einschließlich August über das Insolvenzgeld gesichert. Die Weck-Gruppe beschäftigt rund 370 Menschen: gut 100 am Stammsitz in Wehr, die übrigen im Glaswerk in Bonn. Für beide Standorte sieht der Insolvenzverwalter eine Zukunft: Das Glaswerk sei sehr modern, sagt Braun. Am Standort in Wehr sitzen Verwaltung und Vertrieb, hier verlegt Weck auch mehrere Zeitschriften. Schon jetzt gebe es für das Geschäft mehrere Interessenten.
Das müsse man jetzt prüfen und bewerten - für eine abschließende Bewertung sei es zu früh. In diesen Tagen stehen zunächst auch Gespräche mit den Belegschaften in Wehr und Bonn an.
"Schade - traurig - unglaublich" - viele Reaktionen auf Social Media
"Nein, das möchte ich nicht glauben. Weck ist ein Stück meines Lebens und in unserem Haushalt immer präsent! Bitte findet eine Lösung, dass es weiter gehen kann! Bitte!!!!", schreibt Stephan Gantz auf der Facebook-Seite von SWR Aktuell, nachdem er den Artikel zur Insolvenz des Unternehmens gelesen hat. Eine andere Nutzerin schreibt dazu: "Das ist sehr schade!I (...) Die Gläser sind formschön, Tafel tauglich und Glas ist in Sachen Hygiene unschlagbar." "Für meine Frau und die Kirschen, Zwetschgen aus dem Garten etc. hat das persönliche Tragik", schreibt ein Twitter-Nutzer.
Was die Menschen in Südbaden zur Insolvenz der Weck-Gruppe sagen, können Sie hier nachhören.
Weckgläser gibt es weiter zu kaufen
Die beliebten Einmachgläser gibt es weiterhin zu kaufen: im Einzelhandel, in Onlineshops und auch im "WECK Lädele", dem Werksverkauf in Wehr-Öfingen. Auch läuft die Produktion weiter. Dass die Gläser deutlich teurer werden, glaubt Braun eher nicht, wobei die Glasproduktion natürlich am Energiepreis hänge.
Boom der Gläser in Corona-Zeit
Während der Corona-Zeit hatte Weck zuletzt einen Boom erlebt und war der Nachfrage nicht hinterhergekommen. "Die Leute haben jetzt ihre Gläser und da sie sehr langlebig sind, ist da jetzt eine Delle eingetreten", sagt Braun. Er glaubt aber, dass es langfristig eine Nachfrage geben wird und das Unternehmen saniert werden kann.
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