Bei Rodungsarbeiten für den neuen Freiburger Stadtteil Dietenbach sind am Montag weitere Protestierende festgenommen worden. Für das Wäldchen gilt ein Betretungsverbot.
Nach der Räumung des besetzten Langmattenwäldchens und ersten Rodungen am Samstag sind die Rodungsarbeiten am Montag fortgesetzt worden. Nach Polizeiangaben wurden dabei vier weitere Personen festgenommen. Das Aktionsbündnis "Hände weg vom Dietenbachwald" und Baumbesetzer waren weiter vor Ort und demonstrierten für einen Rodungsstopp.
Aktionsbündnis: "Es sind noch Leute im Wald und besetzen eine Eiche"
Eine kleine Gruppe von Protestierenden zeigte auch am Montagmorgen am Dietenbachwald ihren Unmut über die Rodung in Form einer Mahnwache. "Ich weiß, dass noch Menschen im Wald sind und eine wertvolle alte Eiche besetzt halten", sagt Rita Zimmerlin-Foth vom Aktionsbündnis dem SWR. Man wolle sich weiter für den Walderhalt einsetzen, so die Ankündigung der Demonstrierenden. Das Handeln der Stadt findet Zimmerlin-Foth "kurzsichtig".
Polizei: Ein Interventionsteam spricht mit den Baumbesetzern
Die Polizei Freiburg bestätigte, dass sich weiterhin Baumbesetzerinnen und -besetzer im Wald befinden. Beamte begleiteten daher auch am Montag die Rodungsarbeiten. "Ein Interventionsteam versucht derzeit, argumentativ auf sie einzuwirken", sagt Polizeisprecher Michael Schorr. Die Protestierenden seien allerdings nicht im Bereich der aktuellen Bauarbeiten. "Ob es tatsächlich notwendig ist, sie vom Baum zu holen, ist deshalb eine Abwägungssache und eine Frage der Sicherheit", so Schorr weiter.
Nach der Räumung am Samstag wird gegen mindestens neun Person ermittelt, unter anderem wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, das Vermummungsverbot und das Landeswaldgesetz. Die Polizei bestätigte, dass bei der ersten Räumungsaktion elf Menschen vorläufig festgenommen worden sind.
Rodungsgegner: "gefährdendes Vorgehen" bei Baumfällarbeiten
Aktivisten kritisierten, dass es bei den Baumfällarbeiten zu gefährlichen Situationen für die Baumbesetzer gekommen sein soll. So soll am Samstag ein Baum in die Baumkrone einer besetzten Eiche gefallen sein. Der fallende Baum habe mehrere Äste der Eiche gestreift und ein Baumhaus in 22 Metern Höhe ins Schwanken gebracht. Ähnliches sei erneut am Montag passiert. Einen solchen Vorfall zeigt ein Video, das am Sonntag vom Aktionsbündnis veröffentlicht wurde. Die Besetzer auf dem Baum sollen große Angst bekommen haben. Der Baum, so der Vorwurf, hätte auch anders stürzen und das Baumhaus treffen können. "Wir verurteilen dieses gefährdende Vorgehen aufs Schärfste", hieß es in einer Pressemitteilung.
Die Polizei Freiburg wies die Vorwürfe klar von sich. Eine Gefährdung der Besetzer und ein entsprechendes Video sei ihnen nicht bekannt. "Wenn Bäume gefällt werden, dann geschieht das nur mit dem entsprechenden Abstand und die fallenden Bäume sind immer ausreichend gesichert", sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage.
Freiburgs OB Horn kritisiert Besetzer-Szene
Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) zeigte sich am Montag zufrieden mit dem Einsatz. Protest gegen die Rodung hält er grundsätzlich für legitim. Im Rahmen der Waldbesetzung seien aber Grenzen überschritten worden, sagte Horn. So hätten Besetzer unter anderem auf einem ihrer Transparente im Wald zur Tötung von Polizisten aufgerufen. Man müsse "unterscheiden zwischen wenigen radikalen Kräften und einem legitimen politischen Protest".
Aktivist aus unterirdischem Versteck befreit
Im Zuge des Einsatzes am Samstag fand die Polizei auch eine Person, die sich in einer Höhle eingegraben, angekettet und in ein Beton- und Glasgemisch einbetoniert habe. "Durch den anhaltenden starken Regen und den aufgeweichten Erdboden bestand die Gefahr, dass die Seitenwände des Erdlochs ihre Tragkraft verlieren", so die Polizei. Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) seien die Seitenwände stabilisiert worden. Die Person habe befreit werden können.
Im Stadtteil Dietenbach in Freiburg sollen 16.000 Menschen leben
In dem neuen Stadtteil Dietenbach sollen künftig einmal 16.000 Menschen leben. Geplant sind rund 6.900 Wohnungen. Die Stadt versprach im Vorfeld eines Bürgerentscheids 2019 den Bau von mindestens 50 Prozent geförderten Mietwohnungen und will so im Kampf gegen Wohnungsnot ein Zeichen setzen.
Wie lange die Rodungen für den neuen Stadtteil Dietenbach angesichts der fortlaufenden Proteste dauern, ist aktuell unklar. Erst am vergangenen Dienstagabend hatte der Freiburger Gemeinderat dem ersten Bebauungsplan zugestimmt. Demnach sollen vorerst 1.600 Wohnungen für 3.500 Menschen entstehen.
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