Wie kann das Design von Windrädern, Solaranlagen oder E-Bikes dazu beitragen, dass erneuerbare Energien stärker genutzt werden? Dieser Frage geht eine Ausstellung in Weil am Rhein nach.
"Transform! Design und die Zukunft der Energie" nennt sich eine neue Ausstellung, die von Samstag an im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen ist. Nach Auffassung der Ausstellungsmacher ist das Thema Energie nicht nur ein gesellschaftliches, ein politisches, ein technologisches sondern auch ein gestalterisches Thema. Sie sind überzeugt, dass die Akzeptanz von erneuerbaren Energien auch stark von deren Erscheinungsbild abhängt.
So berichtete SWR Aktuell Baden-Württemberg am 23.03.2024 in Dreiland Aktuell über die Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein:
Energiegewinnung hat viele Gesichter - AKWs, Windräder, Solarfelder
Im ersten, eher dunkel gehaltenen Raum der Ausstellung schwingen Golfspieler zwischen Windradtürmen ihre Schläger, vor einem einladenden Haus in weiter Ferne liegt ein riesiges, nahezu unüberwindbar scheinendes Solarfeld und ein nackter, dampfender Atommeiler ragt aus grünen Feldern empor. Energiegewinnung hat viele Gesichter, wie die großformatigen Fotografien zeigen. Sie umrahmen Protestplakate, die in der Mitte stehen. Darauf steht: "Atomkraft nein Danke" oder "No to solar fields" in der amerikanischen Wüste.
Am Thema Energie und Energiegewinnung scheiden sich die Geister. Aus diesem Grund sei gerade das Design wichtig, ist Mateo Kries, der Direktor des Vitra Design Museums, überzeugt. Für ihn ist die Gestaltungsweise mitentscheidend dafür, wie erneuerbare Energien bei den Menschen, bei den Verbrauchern ankommen.
Zu sehen sind alltägliche Gegenstände bis hin zu Architekturmodellen
In einem weiteren Raum des Museums, neben schwenkbaren Solarmodulen und Architekturmodellen, steht ein Elektrolastenrad, mit Sitzkabine und großer Container-Ladefläche. Die runde, ergonomische Form ist eine stylische Weiterentwicklung eines herkömmlichen Rades mit Ladebatterie am Rahmen.
Doch das Lastenrad ist nur eines von vielen Objekten, die Kurator Jochen Eisenbrand zusammengetragen hat: "Man sieht ganz alltägliche Gegenstände, die im Moment noch Prototypen sind oder im Experimentierstatus, mit denen man erneuerbare Energie nutzen kann. Manches ist inspiriert vom Campingleben - off grid, ohne Elektrizität sozusagen."
Neubauten verbrauchen viel - Umnutzen spart Energie
Allein der Bausektor, so Eisenbrand, mache ein Drittel des weltweiten Energieverbrauchs aus. Dabei fällt vor allem die sogenannte graue Energie ins Gewicht. Also all jene Energie, die benötigt wird, um das Baumaterial zu gewinnen, zu transportieren und einzubauen. Da liegt es nahe, alte Gebäude, alte Energie-Infrastruktur umzunutzen. Alte Erdöl-Bohrinseln - auch das zeigt die Ausstellung - werden zum Beispiel zu Filteranlagen für Plastikmüll in den Weltmeeren.
Energiebunker Hamburg als Beispiel für Zwischenspeicher
"Der Energiebunker Hamburg ist auch ein tolles Beispiel für eine Umnutzung," fügt Kurator Jochen Eisenbrand an. "Von einer ursprünglich militärisch konnotierten Struktur, also einem Schutzbunker während des Zweiten Weltkriegs, hin zu einem Gebäude, das jetzt erneuerbare Energien zwischenspeichert."
So soll die Ausstellung jeden ansprechen - vom Designstudenten und Architekten bis hin zu jedem einzelnen Verbraucher. Denn, so Museumsdirektor Mateo Kries, Energieeffizienz werde immer wichtiger: "Ich glaube, die Ausstellung ist für alle etwas, weil alle jeden Tag Dinge benutzen, die Energie verbrauchen. Und insofern vermittelt die Ausstellung auch Inspiration und Anregung, wie wir im Alltag energieeffizienter handeln können."
Und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger. "Transform" ist eine Ausstellung, die mit Mut und Visionen für eine Energiewende eintritt, bei der das Thema Design und ansprechende Gestaltung nicht aus dem Blick gerät.
Die Ausstellung "Transform! Design und die Zukunft der Energie" ist im Vitra Design Museum täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sie dauert bis zum 1. September 2024.
Weitere Themen in der Sendung Dreiland Aktuell vom 23.03.2024 im SWR Fernsehen:
Auch angesagt in der Kunstwelt: Digitale Kunstwerke, bei denen virtuelle Stempel, sogenannte NFTs, etwas über deren Besitz aussagen. Vor allem in der Schweiz ein hochgehandeltes Investitionsobjekt. Doch der Hype scheint vorerst zu Ende zu sein. Auch in der finanzstarken Schweiz. Das belegt der neueste Kunst Bericht von Art Basel und UBS:
Sonst en vogue in Basel: Der renomierte Architekt und Städteplaner Vittorio Magnago Lampugnani hat in seinem Buch den Begriff der "Wegwerfarchitektur" geprägt. Er kritisiert Investoren, neue Gebäude nur noch für maximal 20 Jahre zu planen - eine Belastung für Umwelt und Klima. In Basel gibt es erste Projekte, die sich im Umbau von Krankenhäusern und Parkhäusern neu erfinden.
Außerdem im Dreiländereck: Das Elsaß hat in den letzten Jahren viele Firmenschließungen verkraften müssen - darunter auch von Knorr in Duppigheim bei Straßburg. Doch mit Krediten in Höhe von 100 Millionen Euro kehrt neues Leben in die ehemalige Produktionsstätte: Jungunternehmer schaffen dort neue Arbeitsplätze und produzieren vegetarische Lebensmittel.