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Freiburger Sprachwissenschaftler: Drei gute Gründe fürs Schreiben mit der Hand

Stand
Autor/in
Sophia Möhle
Profilbild der Volontärin Sophia Möhle

Tippen auf dem PC oder Smartphone ist praktisch und geht schnell. Doch ein Sprachwissenschaftler aus Freiburg erklärt, wie wichtig Schreiben mit der Hand fürs Gehirn ist.

Einkaufszettel, Brieffreundschaften, Wandkalender: Alles mit der Hand zu schreiben, das war bis vor wenigen Jahren ganz normal. Heute ersetzen Mails oft Briefe und Terminkalender und To-do-Listen sind fast alle digital. Tippen auf der Tastatur dominiert im Alltag. Passantinnen und Passanten in der Freiburger Innenstadt sagen über ihre Handschrift: "Ich kann es selbst kaum noch lesen" und "eine absolute Sauklaue". Viele haben offenbar die Übung verloren. Der Freiburger Sprachwissenschaftler Andreas Krafft nennt gute Gründe fürs Handschreiben.

Grund 1: Gehirn beim Handschreiben stärker aktiviert

Wissenschaftliche Versuche haben gezeigt, dass beim Schreiben mit der Hand bestimmte Bereiche des Gehirns stärker aktiviert werden als beim Tippen auf der Tastatur. Sprach-Professor Andreas Krafft von der Pädagogischen Hochschule in Freiburg erklärt das unter anderem damit, dass beim Tippen auf der Tastatur jede Handbewegung gleich ist. Beim Schreiben mit der Hand sind die Bewegungen hingegen bei jedem Buchstaben individuell. Es werden dabei also nicht nur visuelle, sondern auch motorische Bereiche des Gehirns aktiviert. All diese zusätzlichen Prozesse im Gehirn helfen dabei, Dinge besser zu verstehen und abzuspeichern.

Die Handbewegung unterstützt das Abspeichern von Buchstabenformen, von Wortbausteinen oder auch von Wörtern und trägt somit auch zur Entwicklung von Lesekompetenz bei.

Der Professor ist ein großer Befürworter der Handschrift, denn "das Schreiben von Hand sorgt für eine intensivere Beschäftigung mit dem Geschriebenen und somit auch für eine tiefere Verarbeitung". Trotzdem will sich Krafft gegenüber den digitalen Möglichkeiten nicht verschließen und sieht es als eine gute Ergänzung zur Handschrift: "Das Tastatur-Schreiben eignet sich einfach für schnelles Schreiben auch von längeren Texten und ist dafür wichtig", sagt er. Dies beobachte er fast täglich bei sich selbst, aber auch bei seinen Studierenden.

Sprach-Professor Andreas Krafft sitzt in seinem Büro vor seinem Bücherregal
Andreas Krafft ist Professor für deutsche Sprache und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg.

Grund 2: Handschrift fördert die Kreativität

Schreiben mit der Hand liefert nachweislich kreativere Ergebnisse als das Tippen auf der Tastatur. Viele berühmte Schriftstellerinnen und Schriftsteller schwören ihr Leben lang auf handschriftliche Manuskripte. Erst wenn es dann an die Feinheiten geht, wird in die Tasten gehauen.

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Und die Kreativität beim Schreiben mit der Hand wird auch schon bei den Kleinsten sichtbar: In der ersten Klasse der Grundschule Horben (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) gibt es einige Kinder, die in den Herbstferien schon eigene Bücher geschrieben haben. Und das, obwohl sie bis dahin gerade einmal sieben Buchstaben gelernt hatten!

Grund 3: Handschrift ist einzigartig

Es gibt keine zwei Menschen auf der Welt, die exakt die gleiche Handschrift haben. Selbst der Versuch, die Schrift einer anderen Person exakt zu imitieren, würde spätestens unter dem Mikroskop eines Schriftsachverständigen auffliegen. Die Handschrift ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Und sie ist ein lebenslanger Begleiter.

Oft haben Kinder, die eine sehr ausladende Schrift haben, ein gesundes, gutes Selbstbewusstsein. Kinder, die sehr eng schreiben, sind Kinder, die oft schüchtern sind oder sich sehr zurückhalten.

Rebekka Fehl ist Klassenlehrerin der ersten Klasse in Horben. Sie legt großen Wert darauf, den Kindern beim Schreibenlernen möglichst viel Freiraum zu geben. "Die eigene Handschrift sieht man schon im ersten Schuljahr. Ab Weihnachten ist ein eigener Schriftcharakter festzustellen und den will ich auch nicht austreiben", sagt die Grundschullehrerin. Sie hat über Jahrzehnte hinweg schon vielen Schülerinnen und Schülern Lesen und Schreiben beigebracht. Und sie ist sich sicher, "dass sich in der Handschrift auch der Charakter ausdrückt."

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