Im unberührten Tiefschnee rast ein Skifahrer einen Hang herunter und postet das wenige Tage später auf Instagram - trotz Lawinengefahr. Der Feldberg-Ranger kritisiert die Aktion.
Der Himmel ist dunkelblau, der Schnee weiß, und von der Kante des steilen Hangs stürzt sich ein Skifahrer hinab Richtung Tal. Es sind eindrucksvolle Bilder vom Feldberg, die ein erfahrener Skifahrer aus dem Schwarzwald am Mittwoch in einem kurzen Video bei Instagram gepostet hat. Doch Naturschützer und Bergretter sind bei dem Anblick gar nicht begeistert. Denn der Wintersportler ist in sensibler Natur unterwegs - und es herrscht Lawinengefahr.
Der SWR erfuhr, dass die Aufnahmen auf dem oberen Abschnitt zwischen Seebuck und Feldsee entstanden sind. Rechtlich gesehen durfte der Skifahrer dort auf der Freifläche unterwegs sein. Das Naturschutzgebiet, das nicht betreten oder befahren werden darf, beginnt weiter unten am Waldrand. Aber es handle sich mit Blick auf den Naturschutz um einen "problematischen Bereich", den man meiden sollte, sagte Feldberg-Ranger Achim Laber. Und: Es ist im Video nicht zu erkennen, wo der Skifahrer gestoppt hat, ob vor oder innerhalb der Sperrfläche.
Der Skifahrer ließ sich bei seiner Abfahrt vom Feldberg filmen und postete das Video am Mittwoch in seiner Instagram-Story:
Lawinengefahr an vier Stellen im Hochschwarzwald
Die Einschätzung des Feldberg-Rangers teilt auch Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald. Ihn ärgert noch ein anderer Aspekt: Noch am Montag hatte die Bergwacht Wintersportler dazu aufgerufen, wegen der Gefahr von Lawinenabgängen bei Ski- oder Schneeschuhtouren auf den markierten Routen zu bleiben. "Insbesondere die bekannten Lawinenbahnen im Bereich des Feldberggipfels, Herzogenhorns, Seebucks und am Belchen sollten dringend gemieden werden", hieß es in der Mitteilung.
Skifahrer verteidigt auf SWR-Nachfrage seine Aktion
Der Skifahrer teilte dem SWR auf Nachfrage mit, dass er vor dem Naturschutzgebiet gestoppt habe. Zudem sei das Video am Sonntag entstanden - also einen Tag, bevor die Bergwacht auf die Lawinengefahr aufmerksam gemacht habe. Warum er das Video zwei Tage später, am Mittwoch, trotzdem in den sozialen Netzwerken postete, blieb unbeantwortet. Die Instagram-Story, die normalerweise 24 Stunden verfügbar ist, wurde vorzeitig gelöscht.
Doppelbelastung für die Bergwacht
Die Bergwacht ist eigenen Angaben zufolge in diesen Tagen doppelt belastet: Einerseits sind in den Bergen und Wäldern schon Mountainbiker und Wanderer unterwegs, andererseits zieht es bei dem späten Winterwetter seit einigen Tagen auch wieder Skifahrerinnen und Skifahrer nach draußen. Die Bergwacht müsse deswegen mit Personal und Material gleichzeitig auf Sommer- und auf Winterrettung eingestellt sein, hieß es in der Mitteilung.
Unfälle mit Lawinenabgängen forderten auch Tote
Auf dem höchstem Berg in Baden-Württemberg hat es schon mehrere Lawinenunfälle gegeben, auch mit Todesopfern. Am 30. Januar 2015 zum Beispiel wurde ein 20-jähriger Mann am Feldberg von einer Lawine verschüttet. Knapp eine Stunde später geriet am wenige Kilometer entfernten Gipfel des Herzogenhorns eine 58-Jährige in eine abgehende Lawine. Sie war mit einer vierköpfigen Tourengruppe unterwegs. Beide lagen jeweils knapp zwei Stunden in den Schneemassen, bis sie von Helfern der Bergwacht befreit werden konnten. Sie starben am Abend an den Folgen ihrer Verletzungen.
Gerade auf viele Freerider - also Fahrer und Fahrerinnen im freien Gelände abseits der markierten Pisten - übt der Feldberg Anziehungskraft aus. Es ist ein andauernder Konflikt, der eben nicht nur Alpen, sondern auch im Hochschwarzwald ausgetragen wird: Der Wunsch nach Outdoor-Spaß und dem Kick auf der einen, der Naturschutz und die Risiken auf der anderen Seite.
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