Nach der Auseinandersetzung zwischen SC-Ultra-Fans und der Polizei laufen Ermittlungsverfahren gegen 60 Personen. Eine Ultra-Gruppierung kritisiert das Vorgehen der Polizisten. Der SC will mit der Fanszene sprechen.
Zu den Konflikten mit größerem Polizeieinsatz kam es am vergangenen Samstagvormittag in der Freiburger Innenstadt vor dem Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach. "Die Fangruppen werden als stark rivalisierend, beziehungsweise als verfeindet eingestuft", schreibt die Freiburger Polizei in einer Stellungnahme an den SWR. Auch die Ultras äußern sich und kritisieren die Polizeiarbeit als unverhältnismäßig.
Freiburgs Polizei prüft verschiedene Verstöße
Die derzeitigen Ermittlungen richteten sich gegen rund 60 Personen, heißt es von der Polizei Freiburg auf SWR-Anfrage. Hierbei werde geprüft, ob und gegen welche Strafnorm verstoßen wurde. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren könne auch der Entlastung dienen. "Hierbei handelt es sich um Verstöße gegen das Versammlungsrecht (Vermummung/passive Bewaffnung), Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Waffengesetz und tätlichem Angriff gegen Vollstreckungsbeamte", so die Polizei.
Zwei Polizeibeamte bei Auseinandersetzung verletzt
Zwei Polizisten seien bei dem Konflikt verletzt worden und aktuell dienstunfähig. Die Polizei machte keine genauen Angaben zu den Verletzungen und verwies auf Persönlichkeitsrechte. Nur so viel: Einem Beamten soll auf die Hand geschlagen worden sein, der andere soll gestürzt sein, nachdem Ultras eine Polizeikette durchbrochen hatten.
Freiburg-Ultras und Gladbach-Ultras gelten als verfeindet
Die Freiburger Polizei hatte im Vorfeld keine Hinweise auf einen drohenden Konflikt. Den Ermittlern war nur bekannt, dass es bei früheren Bundesligaspielen zwischen den Fangruppen in Freiburg und Gladbach zu Störungen der öffentlichen Sicherheit gekommen war.
Laut Polizei versammelten sich am Samstagvormittag über 100 Mitglieder der Freiburger Ultra-Szene und marschierten zum Hauptbahnhof. Dort, so vermutet die Polizei, wollten sie offenbar Gladbacher Fans erwarten, um eine Schlägerei zu provozieren.
Polizei stoppt SC-Ultras
Auch aus der Ultra-Szene wurde am Dienstag dazu eine Stellungnahme veröffentlicht. Die Corrillo-Ultras kritisieren dabei die Polizeiarbeit. "Was ein Aufenthalt auf dem Weihnachtsmarkt werden sollte, endete für viele SC-Fans mit Betretungsverboten für die Innenstadt und den Stadionbereich", heißt es darin. Das galt für insgesamt 78 Personen.
Die Polizei soll eine Gruppe SC-Fans auf ihrem Weg durch die Stadt gestoppt haben, heißt es im Bericht. Einige Fans wollten sich nicht einschränken lassen und wählten einen anderen Weg, doch die Polizei stellte sie erneut, berichten die Ultras.
Auf der Fantribüne des Europa-Park-Stadions solidarisierte sich ein Teil der Fans mit den 78 Anhängern, die von dem Spiel ausgeschlossen worden waren. Einige Stufen der Stehplatztribüne blieben demonstrativ leer. Auf einem Spruchband auf der Südtribüne war zu lesen: "Gegen eure Willkür - Gegen Betretungsverbote". In Kommentaren auf Instagram kritisierten viele Fans die Protestaktion, andere zeigten Verständnis.
Sport-Club will Gespräch mit Fanszene suchen
In einer Stellungnahme gibt sich der Sport-Club zunächst zurückhaltend: Der Verein habe "kein objektives Bild der Geschehnisse, die sich im Vorfeld des Bundesliga-Spiels gegen Borussia Mönchengladbach in der Freiburger Innenstadt zugetragen haben sollen". Von "jeglicher Form von Gewalt sowie gewalttätigem und diskriminierendem Verhalten" distanziere sich der Sport-Club grundsätzlich, heißt es weiter. Der Verein kündigt an, mit der Fanszene und Netzwerkpartnern über die Vorfälle zu sprechen.
Insgesamt bewertet der Verein sein Mitgliederwachstum sehr positiv: Die Anzahl an Mitgliedern und Fans habe sich in den vergangenen Jahren erfreuerlicherweise enorm entwickelt. Die Veränderungen, die dieses Wachstum in vielen Bereichen mit sich bringt, beschäftigten den Sport-Club fortwährend. Der Verein zählt mittlerweile mehr als 70.000 Mitglieder.
Polizei: Freiburg habe kein "Hooligan-Problem"
Die Polizei in Freiburg sieht sich nicht mit einem grundsätzlichen "Hooligan-Problem" in Freiburg konfrontiert. Dennoch betont sie: "Aus polizeilicher Sicht wollen wir derartige Auseinandersetzungen nicht als 'normal' einstufen", schreibt die Polizei. Glücklicherweise habe man aber sehr wenig derartige Vorfälle in Freiburg zu verzeichnen, heißt es weiter.
SC-Ultras reisten zum Pokalspiel nach Bielefeld
Der SC Freiburg war am Dienstagabend im DFB Pokal-Achtelfinale zu Gast auf der Alm bei der Arminia aus Bielefeld. Anpfiff war um 18:00 Uhr. Tausende SC-Anhänger verfolgten das Duell in der ausverkauften Schüco-Arena. Auch die Freiburg-Ultras durften mitreisen, so die Polizei.
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