Die Stadt Stuttgart will mit einer Prämie gegen den Fachkräftemangel vorgehen. 1.000 Euro sollen Mitarbeitende bekommen, wenn sie helfen, neue Beschäftigte anzuwerben.
Lange Schlangen vor der Ausländerbehörde, geschlossene Bürgerbüros, Chaos in der KfZ-Zulassungsstelle - in vielen Stuttgarter Ämtern gibt es nicht genug Personal. Jetzt will die Stadt 1.000 Euro Prämie bezahlen, wenn Mitarbeitende helfen, offene Stellen zu besetzen. Dieser Plan hatte zunächst für Kritik von den Kirchen gesorgt.
Stadt plant "Empfehlungsprämie" und "Stuttgart-Zulage"
Die Stadt spricht bei den 1.000 Euro von einer "Empfehlungsprämie" und hofft auf eine höhere Reichweite, wenn Beschäftigte Stellenanzeigen in ihrem privaten Umfeld weiterleiten. Außerdem will die Stadt ihren Angestellten eine sogenannte "Stuttgart-Zulage" in Höhe von 150 Euro monatlich bezahlen. Über beide Vorschläge entscheidet der Gemeinderat am Freitag, dann geht es im Rathaus um den Haushalt für 2024.
Starke Kritik an Prämie von den Kirchen
Die katholische und die evangelische Kirche in Stuttgart sowie der Caritasverband hatten zunächst die Pläne der Stadt stark kritisiert. Die 1.000-Euro-Prämie sei ein "Tritt ins Gesicht der Stuttgarter Träger der Wohlfahrtspflege". Das Abwerben von Mitarbeitenden durch Zulagen und Prämien sei eine Art "Kannibalisierung". Denn sie fürchteten, dass zum Beispiel Erzieherinnen von kirchlichen Kindertagesstätten, gelockt durch die Prämie und die Stuttgart-Zulage, zur Stadt wechseln könnten.
Nach Kritik: Einigung zwischen Kirchen und Stadt
Inzwischen hat die Stadt eingelenkt und in einer Pressemitteilung verkündet, dass keine Empfehlungsprämien gezahlt werden sollen, wenn Mitarbeitende von einem Stuttgarter Träger in ein städtisches Beschäftigungsverhältnis wechseln. Hintergrund sei, dass "die Freien Träger im Auftrag der Stadt wichtige Aufgaben der Daseinsvorsorge wahrnehmen und somit dem Gemeinwohl der Stadt dienen."
Außerdem sei geplant, die Stuttgart-Zulage von 150 Euro auch an Erzieherinnen in kirchlichen Kitas auszuzahlen. Damit sei der Streit vom Tisch, erklärte der katholische Stadtdekan Christian Hermes auf SWR-Anfrage.