Stuttgart 21 wird Ende 2025 höchstens teilweise in Betrieb gehen können - wenn überhaupt. Klar ist jetzt auch: Der Kopfbahnhof wird laut Bahn auch ab Ende 2025 weiter genutzt werden.
Stuttgart 21 wird nicht wie geplant Ende 2025 in Betrieb gehen. Der bestehende Stuttgarter Hauptbahnhof wird zumindest auch im Jahr 2026 weiter genutzt werden. Das teilte die Deutsche Bahn am Freitagnachmittag mit. Ob der neue Tiefbahnhof, wie bisher angestrebt, ab Dezember 2025 an den Start geht, soll bis Juni feststehen.
Bahn hofft auf komplette Inbetriebnahme von S21 Ende 2026
Laut einer Mitteilung der Deutschen Bahn wird der Netzfahrplan für 2026 auf Basis der alten Infrastruktur mit dem bestehenden Kopfbahnhof erstellt. Das heißt: Ende 2025 ist höchstens eine Teilinbetriebnahme von Stuttgart 21 möglich.
Mit der Mitteilung vom Freitag gibt die Bahn außerdem das erste Mal offiziell zu, dass sie den alten Kopfbahnhof in Stuttgart zumindest als Übergangslösung weiter nutzen muss. Die Bahn hofft, so heißt es, "alle wesentlichen Elemente von Stuttgart 21 - mit Ausnahme der Gäubahnanbindung über den Flughafen - bis spätestens Ende 2026 in Betrieb zu nehmen".
Wie sind die Ereignisse einzuschätzen - und wie geht es mit S21 und weiteren Bahnprojekten in BW weiter? SWR Redakteur und Bahn-Experte Frieder Kümmerer schätzt die Lage so ein:
So reagieren die S21-Projektpartner
Die Deutsche Bahn hatte die S21-Projektpartner - das Land Baden-Württemberg, die Stadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und der Stuttgarter Flughafen - am Freitag über die aktuelle Lage informiert. Die Projektpartner forderten in einer eigenen Erklärung von der Bahn, bald einen genauen Terminplan über die Schritte der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 vorzulegen: "Aus diesem muss hervorgehen, welche Teile der neuen Infrastruktur bis zu welchem Zeitpunkt zur Verfügung stehen und welche Teile der bisherigen Infrastruktur wann außer Betrieb gehen. Wir erwarten, dass die Bahn frühzeitig und verlässlich kommuniziert, welches Verkehrsangebot 2026 realisiert werden kann". Oberstes Ziel müsse ein stabiler und funktionierender Fahrplan sein.
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betonte erneut, es dürfe keinen "Holperstart" geben und es brauche ausreichend Zeit für Tests. "Denn eine Inbetriebnahme des Bahnknotens, bei der es gleich zu Beginn zu massiven Störungen kommt, würde sich auch negativ auf das gesamte Netz auswirken. Das kann niemand ernsthaft wollen", sagte Hermann. Es sei klug, wenn man im Tiefbahnhof noch nicht fertig ist, den Kopfbahnhof oben behält, so der Minister im SWR. Das sei eine kluge Entscheidung.
OB von Stuttgart zu S21: Brauchen Rosensteinquartier schnellstmöglich für neue Wohnungen
Man erwarte von der Bahn "volle Kraft voraus" und "Klartextansagen zur Inbetriebnahme des Durchgangsbahnhofs", betonte Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) im SWR. Die Stadt ist vom Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs besonders betroffen. Sie will auf den Flächen, auf denen bisher Züge rollen und stehen, ein komplett neues Stadtviertel bauen. Sie hat die Flächen schon 2001 gekauft.
"Wir wollen die Inbetriebnahme des Durchgangsbahnhofs und die Realisierung des Pfaffensteigtunnels so schnell wie irgend möglich. Und wir brauchen in Zeiten großer Wohnungsnot auch dringend und schnellstmöglich das Rosensteinquartier mit bis zu 5.700 Wohnungen", sagte Nopper.
BUND beklagt "Trauerspiel"
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Dörflinger, betonte, dass der Tiefbahnhof so schnell als möglich in Betrieb gehen solle. "Dabei erwarten wir von der Deutschen Bahn, dass zur Inbetriebnahme der volle versprochene Leistungsumfang angeboten wird", so Dörflinger.
"Der Öffentlichkeit wird ein Trauerspiel sondergleichen geboten. Etwas mehr als eineinhalb Jahre vor der angepeilten offiziellen Inbetriebnahme ist so gut wie gar nichts klar", sagte der Landesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Martin Bachhofer. Was es jetzt brauche, sei eine mutige Entscheidung und einen klaren Eröffnungsfahrplan statt einer andauernden Hängepartie.
Der künftige Tiefbahnhof in Stuttgart hat nach Ansicht von Kritikern ein organisatorisches Problem. Ihrer Ansicht nach droht im Bahnknoten ein "Infarkt". So hat SWR Aktuell Ende Januar darüber berichtet:
Stuttgart 21: Gäubahn bleibt länger mit Hauptbahnhof verbunden
Laut den Projektpartnern wird die S-Bahn über die neue Haltestelle Mittnachtstraße Mitte 2026 fahren können. Die Gäubahn werde erst Mitte 2026 unterbrochen. Nach den bisherigen Planungen der Bahn sollte die Strecke von Singen nach Stuttgart ab Mitte 2025 vom Hauptbahnhof abgekoppelt werden und in Stuttgart-Vaihingen enden.
Am Mittwoch hatte sich der Aufsichtsrat der Bahn noch ohne Entscheidung zur Zukunft des Stuttgarter Hauptbahnhofs vertagt. Am Donnerstag hieß es, die Bahn wolle sich mit den S21-Projektpartnern zusammensetzen und über mögliche Eröffnungsszenarien beraten.
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