Unermüdlich: Seit 2009 gibt es die Montagsdemos gegen Stuttgart 21. Angesichts der aktuellen Diskussion um eine mögliche spätere Eröffnung von S21 sehen sich viele Gegner gestärkt.
Zur 700. Montagsdemonstration gegen Stuttgart 21 (S21) sind am Montagabend laut Polizei etwa 1.400 Menschen zum Stuttgarter Hauptbahnhof gekommen. Die Veranstalter sprechen von 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auch fast 15 Jahre nach der ersten montäglichen Protestveranstaltung setzen sie sich weiter für den Erhalt des Kopfbahnhofs ein.
S21-Kritiker sehen sich bestätigt
Die Stimmung auf der Demonstration am Montagabend ist gut und kämpferisch. Anlässlich der aktuellen Diskussion, ob Stuttgart 21 tatsächlich noch wie geplant im Dezember 2025 eröffnet werden kann, fühlen sich die Gegner des Projekts bestätigt. Bei der Demo wird gefordert, den Kopfbahnhof zusätzlich zum neu gebauten Tiefbahnhof zu erhalten, weil der Tiefbahnhof die notwendige Kapazität nicht erfüllen könne. Das sagte zum Beispiel der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, dem SWR anlässlich der Demo in Stuttgart.
"Alles, was wir über die Jahre gesagt haben, hat sich bestätigt. Plötzlich wird wieder über den Erhalt des Kopfbahnhofs diskutiert", sagte Thomas Adler vom Organisationsteam vor der 700. Montagsdemonstration. Schon mit Beginn der Planungen für Stuttgart 21 hatten Kritikerinnen und Kritiker bezweifelt, dass der Tiefbahnhof effizienter sei als der bestehende Kopfbahnhof.
Offiziell soll der Stuttgarter Tiefbahnhof im Dezember 2025 eröffnet werden. Doch zuletzt hatte sich der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) aus Sorge vor einer holprigen Inbetriebnahme für eine Verschiebung der Eröffnung ausgesprochen. Die Veranstalter der Montagsdemo sprechen davon, dass das Projekt von einem Offenbarungseid zum nächsten stolpere. Der Protest gegen S21 sei hingegen stabil und lebendig.
Mehr Zeit für Testläufe Verkehrsminister Hermann plädiert für späteren Start von S21
Aus Sorge vor einer holprigen Inbetriebnahme schlägt Verkehrsminister Hermann einen späteren Start von Stuttgart 21 vor. Ministerpräsident Kretschmann rechnet fest mit Problemen.
Montagsdemonstrationen: Viele prominente Redner
Bei der 700. Auflage der Stuttgarter Montagsdemo sprechen der Theaterregisseur Volker Lösch und der Chef der Deutschen Umwelthilfe Jürgen Resch. Die Klimaaktivistin Carola Rackete, die auch auf der Rednerliste stand, hat wegen Krankheit kurzfristig abgesagt. Die Redner bei der Jubiläumsveranstaltung stehen in einer Reihe mit vielen anderen prominenten Rednerinnen und Rednern.
Der Chef der Lokführergewerkschaft Claus Weselsky, der Linken-Politiker Gregor Gysi oder der frühere Chef der Schweizer Bundesbahnen Benedikt Weibel standen laut Veranstaltern bei früheren Montagsdemos genauso am Mikrofon wie der Krimi-Schriftsteller Wolfgang Schorlau, der Musiker Konstantin Wecker und die SPD-Politikerin Herta Däubler-Gmelin.
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Fast wöchentlich gibt es inzwischen Berichte mit neuen Details über die Verzögerungen bei Stuttgart 21. Doch wie könnte eine Inbetriebnahme aussehen? Eine Analyse.
S21-Kritiker: Montagsdemos sind Volkshochschule unter freiem Himmel
Für Tom Adler vom Organisationsteam sind die Montagsdemos mehr als nur der Protest gegen einen Bahnhof. Es gehe um Grundsätzliches wie Demokratie, Recht auf Stadt, die Verkehrswende und das Klima. Die Demos hätten sich zu einer "Volkshochschule unter freiem Himmel" entwickelt.
Hintergrund zum Milliardenprojekt Stuttgart 21: Chronologie der Kostenexplosion
Seit den ersten Plänen für eine Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs sind die prognostizierten Kosten für das umstrittene Bahnprojekt in die Höhe geschnellt. Wir dokumentieren die Kostenexplosion.
Schon früh warnten S21-Gegnerinnen und -Gegner vor den explodierenden Kosten bei Stuttgart 21. In den 1990er Jahren gingen die Planungen von rund 2,5 Milliarden Euro für das Bahnhofsprojekt aus. 2009 wurde die Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet, da ging es um 4,5 Milliarden Euro. Inzwischen wird mit Kosten von rund 11 Milliarden Euro gerechnet.
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