Brief an Stuttgart 21-Planer

Wird die Gäubahn dauerhaft abgekoppelt? Bürgermeister protestieren

Stand
Autor/in
Edi Graf
Edi Graf ist Reporter für Hörfunk und Online und Spezialist für Mundart beim SWR im Studio Tübingen.
Anne Jethon

Sieben Jahre lang soll die Gäubahnstrecke Singen - Stuttgart unterbrochen werden. Die Oberbürgermeister unter anderem in Horb und Tuttlingen befürchten, dass das dauerhaft so bleibt.

Mehrere Oberbürgermeister entlang der Gäubahn fürchten, dass die Bahnstrecke zwischen Singen und Stuttgart nicht nur vorrübergehend, sondern dauerhaft vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgekoppelt werden könnte. Jetzt haben sie einen Brief an die "Stuttgart 21 Projektgesellschaft" geschrieben.

"Bereits die bisher angedachten mindestens sieben, eher zehn Jahre wären für die Akzeptanz des Schienenverkehrs in unserer Region verheerend gewesen. Nun sieht es so aus, als ob wir damit auf Dauer leben müssten", schreiben die Kommunalpolitiker. Mit diesen Worten wenden sich sieben Oberbürgermeister, unter anderem der Städte Tuttlingen, Villingen-Schwenningen, Horb (Kreis Freudenstadt) und Herrenberg (Kreis Böblingen) an die Bahn.

Gäubahnstrecke ab 2025 jahrelang unterbrochen

Nach den bisherigen Planungen soll die Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen/Zürich ab dem Jahr 2025 für mehrere Jahre vom Hauptbahnhof Stuttgart abgetrennt werden. Reisende sowie Pendlerinnen und Pendler müssten dann auf dem Weg dorthin in Stuttgart-Vaihingen in die Stadt- oder S-Bahn umsteigen. Durch den elf Kilometer langen Pfaffensteigtunnel sollen Gäubahn-Züge künftig zum Flughafen und von dort zum neuen Tiefbahnhof fahren können. Dieser muss noch gebaut werden. Er soll frühestens 2032 fertig sein.

Die Oberbürgermeister fürchten aber, dass der Tunnel gar nicht erst gebaut wird. Denn die Finanzierung des Pfaffensteigtunnels sei aus den Plänen der Bahn aus finanziellen Gründen vorerst gestrichen. Es werde "von Tag zu Tag deutlicher, dass der als "Allheilmittel" für die Gäubahn angedachte Pfaffensteigtunnel bis auf Weiteres kaum Chancen auf Realisierung hat", heißt es in dem Schreiben. Das hätte sinkende Fahrgastzahlen zur Folge und würde eine Abwärtsspirale der Strecke in Gang setzen, fürchten die Rathauschefs.

Die Strecke ohne konkrete Aussicht auf den Tunnel vom überregionalen Netz abzuhängen sei "nicht nur unfair, nicht nachzuvollziehen und lästig" es gefährde langfristig auch die Gäubahn als Fernverkehrsstrecke.

Villingen-Schwenningen

Ausbau unklar Gäubahn: Transportunternehmer im Nordschwarzwald klagen über Belastungen

Unternehmer und Wirtschaftsverbände entlang der Gäubahnstrecke wollen mehr Planungssicherheit. Die Streckensperrung hat massive Auswirkungen auf mindestens 250.000 Unternehmen.

SWR4 BW am Nachmittag SWR4 Baden-Württemberg

Gäubahn: Erst Tunnel, dann Kappung

Ihre Forderung: Die Gäubahn dürfe frühestens dann gekappt werden, wenn der Bau des Pfaffensteigtunnels endgültig gesichert sei. "Das heißt: Keine Kappung, solange der Pfaffensteigtunnel nicht planfestgestellt, nicht vertraglich abgesichert und im Bundeshaushalt enthalten und beschlossen ist", schreiben sie.

Die Strecke ohne konkrete Aussicht auf den Tunnel vom überregionalen Netz abzuhängen gefährde "langfristig auch die Gäubahn als Fernverkehrsstrecke", so die Rathauschefs.

Ein ICRE-Zug der SBB auf der Gäubahn. Mindestens sieben Jahre lang müssen Fahrgäste zum Bodensee in einem Stuttgarter Vorort umsteigen. Bürgermeister entlang der Strecke fürchten, dass das Provisorium Dauerzustand werden könnte.
Ein IC/RE-Zug der SBB auf der Gäubahn.

Verkehrsclub Deutschland: Züge sollen über Vaihingen fahren

Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert, dass die Gäubahn-Anbindung nach Stuttgart erhalten bleibt. Die 1,4 Millionen Menschen an der Gäubahnstrecke dürften nicht abgehängt werden. Bestenfalls sollten die Züge dauerhaft über die Panoramabahn von Vaihingen in den alten Stuttgarter Hauptbahnhof einfahren. Nach Ansicht des VCD wäre damit der Pfaffensteigtunnel überflüssig. Ob der Tunnel gebaut werde, sei ohnehin unklar, so der VCD.

Ähnlich sieht es die Initiative Pro Gäubahn Rottweil. Sie forderte am Montag in Stuttgart, dass die Züge auf der bisherigen Strecke weiter zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren sollen - mindestens bis der neue Tunnel fertiggestellt ist.

Mehr zur Gäubahn

Stuttgart

Unterbrechung durch Stuttgart 21 Gäubahn: Wird die S1 nach Horb verlängert?

Ab 2025 soll für mindestens sieben Jahre die Strecke Zürich - Stuttgart unterbrochen werden. Das sorgt seit Jahren für Ärger. Eine mögliche Lösung: die Verlängerung der S-Bahn bis Horb.

SWR4 am Freitag SWR4

Horb

Wird Stuttgarter S-Bahn bis Rottweil verlängert? Gutachten zum Gäubahn-Faktencheck in Horb vorgestellt

Die Gäubahn wird ab 2025 mehrere Jahre lang nicht mehr den Stuttgarter Hauptbahnhof bedienen. Zu diesem Schluss kommen auch neue Gutachten der Anrainergemeinden. Diese wurden am Dienstag zusammen mit neuen Lösungsvorschlägen vorgestellt.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Stuttgart

Unterbrechung zwischen Stuttgart und Zürich Gäubahn-Abhängung: Deutsche Umwelthilfe reicht Klage ein

Die Deutsche Umwelthilfe hat am Mittwoch ihre Klage gegen das Eisenbahn-Bundesamt eingereicht. Der Verband will verhindern, dass die Gäubahn für mehrere Jahre unterbrochen wird.

SWR4 BW am Mittwoch SWR4 Baden-Württemberg

Stand
Autor/in
Edi Graf
Edi Graf ist Reporter für Hörfunk und Online und Spezialist für Mundart beim SWR im Studio Tübingen.
Anne Jethon

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.