Eine Tote und mehrere verletzte Hausbewohner

Gasexplosion in Stuttgart: Widersprüchliche Angaben zur Vorgeschichte

Stand
Autor/in
Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR
Interview
Thomas Fritzmann

Bei einer Gasexplosion kam Anfang März eine Frau ums Leben. Eine Unglücks-Ursache war wohl ein Kurzschluss. Doch zur genauen Rekonstruktion fehlen noch mehrere Puzzlestücke.

Rund drei Wochen nach der Gasexplosion mit einer Toten und mehreren Verletzten haben die beiden zuständigen Strom- und Gas-Netzbetreiber ihre Untersuchung des Unglücks abgeschlossen. Demnach gehen sie weiter davon aus, dass es zuvor einen Kurzschluss in einem Stromkabel gab. "Durch die Hitze war eine Gasleitung kurz vor dem Gebäude auf einer Länge von rund 10 Zentimetern zerstört worden", gaben Netze BW und Stuttgart Netze als Betreiber des Gas- bzw. Stromnetzes in Stuttgart am Dienstagmittag bekannt.

Gas- und Stromleitung wohl an einer Stelle zu eng verlegt

Die Strom- und die Gasleitung im Gehweg speziell vor dem Gebäude in der Köllestraße seien offenbar näher beieinander verlegt worden als erlaubt. Doch wie es dazu kam, sei auch nach Abschluss der Untersuchungen unklar, teilten die Firmen mit. Im Jahr 2001 sei jedenfalls die Gasleitung verlegt worden, dies sei aber "entsprechend den technischen Regelwerken" geschehen, teilte Netze BW mit.

Die Stadt Stuttgart teilte hingegen am frühen Dienstagnachmittag nach einem Treffen mit Vertretern beider Unternehmen mit: "Sie erklärten, dass die Explosion nach dem aktuellen Stand der Untersuchungen mutmaßlich durch einen singulären Fehler ausgelöst wurde, der beim Verlegen der Gasleitung vor rund 20 Jahren geschehen sein müsse."

Auf SWR-Anfrage distanzierte sich der Netze BW-Mutterkonzern EnBW am Dienstagabend von dieser Aussage aus der Mitteilung der Stadt Stuttgart. EnBW teilte mit, noch sei vieles offen - und ob es sich tatsächlich um einen Fehler beim Verlegen gehandelt habe oder ob sich die beiden Leitungen beispielsweise in der Folgejahren durch Erdbewegungen einander angenähert haben könnten, müssten die Ermittlungen der Behörden zeigen. "Zudem ist nach wie vor unklar, ob die nahe beieinander liegenden Strom- und Gasleitungen überhaupt ursächlich zur Explosion geführt haben", so der Energiekonzern.

Von dem explodierten Haus in der Köllestraße im Stuttgarter Westen ist nicht mehr viel übrig. Für die betroffenen Familien, die ihr Zuhause verloren haben, gibt es nun viele Spendenaktionen.
Das explodierte Haus in der Köllestraße im Stuttgarter Westen

Netze BW hält übrige Leitungen in der Köllestraße für sicher

Anwohner müssten sich um die Leitungen in der restlichen Straße keine Sorgen machen, hatte Netze BW dem SWR zuvor im Laufe des Dienstags mitgeteilt: Mit insgesamt 14 Bohrungen sei das überprüft worden - mit dem Ergebnis, "dass die damalige Baumaßnahme technisch einwandfrei durchgeführt wurde, alle Regelwerke eingehalten wurden und die entsprechenden Sicherheitsabstände zwischen Strom- und Gasleitungen vorhanden sind", sagte ein Sprecher. Er fügte hinzu: "Da wurde alles eingehalten, da wurde alles sauber gemacht und dementsprechend gibt es keinen Grund zur Sorge.“

Staatsanwaltschaft prüft Fahrlässigkeit bei Bauarbeiten

Damit bleibt weiter die Frage offen, wer möglicherweise für Fehler bei der Verlegung von Leitungen vor dem explodierten Gebäude verantwortlich ist, aber: "Fakt sei, dass das Netz so gebaut werde, dass ein Kurzschluss keine Auswirkungen auf benachbarte Leitungen haben dürfe", wird Netze BW in einer gemeinsamen Erklärung der Unternehmen zitiert. Außerdem sei noch nicht ganz geklärt, wie es schließlich zur Explosion Anfang März kam. Antworten erhoffen sich die Unternehmen nun von den ermittelnden Behörden. Die Staatsanwaltschaft teilte dem SWR auf Anfrage mit, sie prüfe mögliche Straftaten, beispielsweise durch Fahrlässigkeit bei den Bauarbeiten, als die Leitungen in der Köllestraße verlegt wurden.

Mitte März hatte Netze BW den Betrieb eines Gasnetzes mit dem einer Fluglinie verglichen:

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