In der Nacht zum Montag wurde bei einer Explosion eine Doppelhaushälfte in Stuttgart-West zerstört. Das Feuer ist gelöscht. Die Tote, die gefunden wurde, ist jetzt identifiziert.
Nach der Explosion eines Mehrfamilienhauses in Stuttgart-West sind die Nachlöscharbeiten seit Dienstagnachmittag beendet. Die Polizei hat die Einsatzstelle übernommen. Die Feuerwehr teilte mit, sie werde das Mehrfamilienhaus in den kommenden Tagen immer wieder anfahren und auf Brandstellen kontrollieren.
85-Jährige stirbt bei der Explosion
Noch am Montagabend war eine tote Person geborgen worden. Am Mittwoch wurde sie durch die Obduktion identifiziert. Wie Polizei und Feuerwehr schon vermutet hatten, handelt es sich um eine 85-jährige Bewohnerin, die zunächst vermisst worden war. Der Zustand des Leichnams hatte eine Identifizierung schwierig gemacht.
Vorausgegangen waren der Bergung stundenlange Räumungsarbeiten, bei denen der Schutt Stück für Stück abgetragen wurde. Die Einsatzkräfte konnten sich nur langsam vorarbeiten und das Trümmerfeld zwischenzeitlich wegen Einsturzgefahr nicht betreten. Auch der Einsatz von Spürhunden hatte sich verzögert, weil die Trümmerteile anfangs noch zu heiß gewesen waren.
Zwei Kinder unter den Verletzten
Bei der Explosion und dem anschließenden Brand wurden fünf Menschen verletzt, wie die Feuerwehr mitteilte, darunter eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern im Alter von 11 und 13 Jahren. Zum Zeitpunkt der Explosion hatten sie sich in dem Gebäude befunden, konnten sich aber selbst retten. Alle vier kamen ins Krankenhaus. Die Familie habe großes Glück gehabt, so ein Sprecher der Feuerwehr gegenüber dem SWR. Die fünfte Person wurde im Nachbargebäude durch Scherben leicht verletzt.
Spendenaktionen für Betroffene der Hausexplosion in Stuttgart
"Kräftezehrender Einsatz" für alle Helferinnen und Helfer
Feuerwehr-Sprecher Daniel Anand sprach von einem "sehr kräftezehrenden Einsatz". Er sagte aber auch:
Dass die 85-Jährige tot geborgen wurde, sei sehr traurig, aber dass die vierköpfige Familie das Haus unbeschadet verlassen konnte, freue alle sehr.
Angrenzendes Gebäude muss abgerissen werden
In der Nacht auf Dienstag wurden laut Feuerwehr Teile des noch stehenden Gebäudes abgerissen, da diese einsturzgefährdet waren. Dies sei in Rücksprache Statikern und den zuständigen Behörden erfolgt. Durch die notwendige Strom- und Gasabschaltung im betroffenen Gebäude waren auch zwei weitere Gebäude ohne Strom- und Gasversorgung. In rund zehn Gebäuden war die Stromversorgung zeitweise unterbrochen.
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Doppelhaushälfte brannte komplett aus und stürzte ein
Die Explosion hatte sich in der Nacht auf Montag gegen 3 Uhr ereignet. Danach brannte die Doppelhaushälfte komplett aus und stürzte ein. "Es muss eine extreme Brandentwicklung gewesen sein", beschrieb ein Sprecher der Feuerwehr den Einsatzort. Die Hitzeentwicklung sei so stark gewesen, dass in Nachbargebäuden die Rollläden geschmolzen seien.
Auch die Felgen und Scheinwerfer vieler geparkter Autos in der Straße schmolzen. Infolge der Druckwelle der Explosion waren zudem viele Fensterscheiben zu Bruch gegangen, Trümmerteile lagen noch meterweit in angrenzenden Gärten und Vorgärten. Etliche Autos hatten Feuer gefangen und brannten aus. Anwohnerinnen und Anwohner sagten dem SWR, sie seien von einem lauten Knall aufgewacht und hätten eine erhebliche Druckwelle gespürt.
Rund 150 Einsatzkräfte aus ganz Stuttgart vor Ort
Feuerwehr und Polizei wurden in der Nacht mehrfach über die Notrufnummern alarmiert. Rund 150 Einsatzkräfte aus dem gesamten Stadtgebiet waren vor Ort, auch ein Fachberater des Technischen Hilfswerks (THW).
Die umliegenden Häuser wurden teilweise evakuiert und die Menschen vorübergehend in Bussen untergebracht. Nach kurzer Zeit konnten sie laut Polizei wieder zurück in ihre Wohnungen.
Ursache der Explosion noch unklar
Die Ursache der Explosion war auch zwei Tage nach der Explosion noch unklar. Vermutet wird aber ein Leck in der Leitung oder ein Problem mit der Gasheizung. Nach Angaben von Netze BW waren die Gasleitungen in der Köllestraße erst im Mai vergangenen Jahres überprüft worden. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Üblich seien Kontrollen in Intervallen von zwei bis vier Jahren, sagte ein Sprecher. Neben den Ermittlern waren am Unglücksort nach Angaben der Feuerwehr auch Bausachverständige, Mitarbeitende der Netze BW für Gas und Strom sowie Notfallseelsorger.
Bereits in der Nacht nach dem Unglück seien die Leitungen erneut gecheckt worden, sagte ein Sprecher von Netze BW im SWR. Dabei sei ein kleiner Schaden in einem Nachbarhaus entdeckt worden. Am Mittwoch sollten die Leitungen zur Sicherheit noch einmal überprüft werden.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte am Montag allen Einsatzkräften gedankt, "die seit den frühen Morgenstunden unermüdlich und mit Hochdruck hier im Einsatz sind". Am Montagnachmittag hatte er sich gemeinsam mit dem Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) vor Ort ein Bild der Lage gemacht. "Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung", so Strobl weiter. Nopper teilte mit: "Wir sind alle sehr erschüttert über dieses schwere Unglück in unserer Stadt." Das Mitgefühl gelte den Opfern und Verletzten und der Dank den Einsatzkräften.
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