Ola Källenius findet es hierzulande zu einfach, sich krank zu melden. Das sagte der Chef von Mercedes-Benz im Interview mit der "SZ", auf die Frage, ob Deutschland zu bequem geworden sei.
Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius stellt das Verfahren der Krankschreibungen für Arbeitnehmer in Deutschland infrage. Es dürfe in Deutschland nicht so einfach sein, sich krankzumelden. "Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch", sagte Källenius in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag).
Krankenstand in Deutschland höher als in Mercedes-Werken im Ausland
Der Krankenstand in Deutschland sei laut Studien so hoch wie lange nicht. "Auch in unseren deutschen Werken ist das so", sagte der Vorstandschef des Autobauers. Die Mercedes-Werke seien laut Källenius überall auf der Welt gleich, es gebe die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. "Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch", sagte Källenius.
Er sitze jedes Jahr einmal mit dem verantwortlichen Werksarzt zusammen. "Dann frage ich ihn: Was können wir tun, um das zu verbessern? Er sagt dann immer: Nichts über das hinaus, was wir schon machen", sagte Källenius. Er fordert daher: "Das müsste man politisch lösen."
Betriebsrat: "Wertschätzung ist die beste Medizin"
Der zu den Vorjahren gestiegene Krankenstand bereite auch dem Betriebsrat Sorgen. "Um hier gegenzusteuern, ist es dringend notwendig, die Ursachen sorgfältig zu analysieren", teilte der Gesamtbetriebsrat von Mercedes-Benz am Samstag auf SWR-Anfrage mit. Jeder Krankheitsfall verdiene individuelle Betrachtung und Unterstützung. "Wir sind überzeugt, dass Wertschätzung und Anerkennung der Leistungen unserer Kolleginnen und Kollegen die beste Medizin sind, um die Motivation und Gesundheit der Beschäftigten langfristig zu stärken und eine gute Arbeitsmoral zu sichern."
Betriebsrat und Unternehmen verhandeln gerade intensiv über eine Beschäftigungssicherung, die jetzige gilt noch bis Ende 2029.
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