Die Nachfrage nach Luxuslimousinen schwächelt. Daher reduziert der Stuttgarter Autobauer die Produktion von S-Klasse und EQS und setzt seit Oktober nur noch auf Einschichtbetrieb.
Bei Mercedes-Benz in Stuttgart ist die Produktion weiter zurückgefahren worden: Seit Anfang des Monats wird in der Factory 56 in Sindelfingen nur noch im Einschichtbetrieb gearbeitet. Das hat das Unternehmen dem SWR bestätigt. Zuerst hatte die "Stuttgarter Zeitung" berichtet. Damit setzt Mercedes seine Ankündigung aus dem Sommer um, im vierten Quartal von Zweischicht- auf Einschichtbetrieb umzustellen. In der modernsten Fabrik des Konzerns werden Modelle von S-Klasse und EQS sowie der Maybach gefertigt. In anderen Teilen des Mercedes-Werks in Sindelfingen wird die Produktion nicht eingeschränkt.
Autoexperte: Einschichtbetrieb ist "logische Entwicklung"
Für Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen ist die Umstellung um Einschichtbetrieb eine "logische Entwicklung": "Solche Fahrzeuge lassen sich nicht auf Halde produzieren, sie werden sehr kundespezifisch produziert." Insofern sei es richtig gewesen, die Produktion zu drosseln. Insgesamt hätten alle namhaften Automobilhersteller Gewinnwarnungen herausgegeben, so der Autoexperte gegenüber dem SWR. Das zeige, dass die Absatzprobleme nicht zwangsläufig ein Fehler oder ein "Management-Fauxpas" von Mercedes seien, sagte Reindl.
Hintergrund der Maßnahme ist die anhaltend schwache Nachfrage nach Oberklasse- und Luxusmodellen. Bei der S-Klasse, dem Aushängeschild von Mercedes, ging der Absatz in den ersten sechs Monaten des Jahres um 25 Prozent zurück. Normalerweise ist die S-Klasse der größte Erfolgsbringer bei Mercedes. Aber auch beim EQS dürften die verkauften Stückzahlen unter den Erwartungen liegen.
Produktion bei Mercedes teilweise eingeschränkt: Vorerst keine Änderung für Stammbelegschaft
Bereits im vergangenen Jahr wurde die Nachtschicht in der Factory 56 gestrichen. Die erneute Kürzung hatte Mercedes dann im Juli angekündigt. Seither habe sich die Lage noch verschlechtert, wie die "Stuttgarter Zeitung" weiter schreibt. Vor allem in China, dem größten Automarkt der Welt, läuft es nicht rund. Mit dieser Flaute müsse man zumindest bis Jahresende und noch am Jahresanfang rechnen, sagte Reindl dem SWR.
Für die Stammbeschäftigten von Mercedes hat die Produktionskürzung bisher keine Auswirkung. Allerdings schließt das Unternehmen nicht aus, Verträge von Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeitern zu beenden.
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