In Stuttgart haben mehrere hundert Menschen am Samstag gegen den Rechtsruck in Deutschland demonstriert. Auch wenn nicht mehr Tausende kämen, wie im Frühjahr, seien solche Events wichtig, sagten die Veranstalter.
Auf dem Stuttgarter Schlossplatz haben sich am Samstagnachmittag nach SWR-Schätzungen mehr als 500 Menschen zu einer sogenannten Demo gegen Rechts versammelt. Veranstaltet wurde die Demo vom "Netzwerk Gemeinsam gegen Rechts - für eine bessere Demokratie". Die Organisatoren geben an, dass sogar 1.000 Menschen dabei gewesen seien.
Im Frühjahr hatten Tausende gegen Rechts demonstriert
Insgesamt sind das deutlich weniger Teilnehmende als die tausenden Menschen, die im Frühjahr in Stuttgart gegen die AfD und einen Rechtsruck in Deutschland demonstriert haben und auf die Straße gegangen waren. Auch direkt vor der Europawahl im Juni hatten sich über 5.000 Menschen zu Demos gegen Rechts in Stuttgart versammelt.
"Es gibt immer mehr Gründe, es auf jeden Fall weiter zu machen und auch mehr zu machen", sagte Joe Bauer vom Netzwerk, der die Kundgebung zur Demonstration auch moderierte. Dass sich im Frühjahr so viele Menschen versammelt haben, nachdem Pläne über eine sogenannte Remigration von "CORRECTIV" aufgedeckt worden waren, nannte Bauer "ein Phänomen". Es sei nicht entscheidend, wie viele Leute zu einer politischen Aktion kommen, sondern wie viele dabei bleiben würden.
Es gehe nicht nur darum, bei einer Kundgebung dabei zu sein, sondern im eigenen Alltag aktiv zu werden und sich zu engagieren. Denn die Anzahl rechter Wählerinnen und Wählern würde nicht nur im Osten Deutschlands steigen, sondern auch in Landkreisen in Baden-Württemberg, etwa rund um Stuttgart, so Bauer.
Teilnehmende: "Etwas gegen den Faschismus tun"
Die Menschen, die zur Demonstration kamen, sagten, sie wollten "für den Frieden" demonstrieren und etwas "gegen den Faschismus tun, der sich im Land etabliert". Demo-Teilnehmer Michael sagte dem SWR, es gehe nicht so sehr um die Masse, sondern darum, eine Antwort auf diesen politischen Rechtsruck zu finden. "Wir werden auch wieder mehr", sagte er zuversichtlich.
Teilweise wurde die Menge der Demonstrantinnen und Demonstranten auch durch Passantinnen und Passanten größer. Ralf sagte, er sei aus einem Buchladen gekommen und dann bei der Kundgebung stehen geblieben. Er mache sich Sorgen über den Rechtsruck und über den Gewöhnungseffekt. Michael denkt, man gewöhne sich an gewisse Vorurteile und Strömungen und sage sich dann: "So schlimm wird es schon nicht sein.".
"Wir positionieren uns auf der Seite der Freiheit", sagte Kai Wiebrecht von der Musikhochschule Stuttgart, der bei der Demo mit seiner Band dabei war. Er sei dabei, weil es ihn so sehr bewegt hatte, wie viele Menschen im Frühjahr gegen Rechts aufgestanden sind.
Sich nicht vorwerfen lassen: "Warum habt ihr nichts getan?"
Ingrid war bei der Demo dabei, um Präsenz für die Vielfalt in der Demokratie zu zeigen. Sie verstehe aber auch, dass manche Menschen ein Stückweit müde seien, sagte sie dem SWR und kritisierte, dass ihrer Meinung nach, dieses Mal nicht so viel mobilisiert wurde, wie etwa vor der Europawahl.
Auffällig war auch, dass bei der Demo am Samstag in Stuttgart eher ältere Menschen dabei waren. Vielleicht liege das an der Generation, sagt Mitveranstalter Joe Bauer. "Ich bin jetzt in einem bestimmten Alter und kann mich dran erinnern, wie wir früher die älteren Leute gefragt haben 'Warum habt ihr nichts getan'." Er wolle sich, anders als es zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs war, nicht vorwerfen lassen irgendwann, weshalb er nichts gegen den Faschismus getan habe.
Gemeinsamen gegen Rechts - mehr als nur Demos
Mit den Kundgebungen aufhören, nur weil weniger Leute kämen, würde das "Netzwerk Gemeinsam gegen Rechts - für eine bessere Demokratie" auf keinen Fall, sagte Joe Bauer weiter. "Wir machen ja auch nicht nur Straßenaktionen, sondern wir machen kontinuierlich eine sogenannte Bildungsarbeit und Aufklärungsarbeit." Mindestens einmal im Monat würden Veranstaltungen stattfinden, in Theatern oder Jugendtreffs, um verschiedene Menschen zu erreichen. Diese würden immer in Zusammenarbeit stattfinden, zum Beispiel mit Stiftungen, der Landeszentrale für politische Bildung oder dem Institut Français.
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