Eine Tierschutzorganisation holt den Straßenhund Ares aus der Türkei nach Deutschland, genauer nach Deizisau. Seine neue Besitzerin merkt sofort: Ares hat das Zeug zum Rettungshund.
Seit knapp drei Wochen tollt Hund Ares im Garten von Silke Voigt de Silva in Deizisau (Kreis Esslingen) umher - zusammen mit ihrem älteren Rüden Pepper und dem Huhn Elise. Ein ganz normaler Familien-Alltag, der für Ares aber komplett neu ist.
Weiter Weg nach Deutschland
Denn er kommt aus einem Ort in der Nähe von Ankara, der Hauptstadt der Türkei. Dort wurde er von der Straße in ein völlig überfülltes Tierheim gebracht. Die Tierschutzorganisation "Care 4 Life" holte ihn dort schließlich raus und brachte ihn nach Deutschland.
Ares hier zu vermitteln war aber schwieriger als gedacht. Deswegen nahm Silke Voigt de Silva, die sich bei "Care 4 Life" engagiert, Ares kurzerhand als Pflegehund auf. Aber schnell war klar: Diesen Hund möchte sie nicht mehr hergeben.
Die Situation der Straßenhunde in der Türkei
Denn bevor Ares nach Deutschland kam, hatte er klaffende Wunden an beiden Schultern. Voigt de Silva geht davon aus, dass er von anderen Straßenhunden im Rudel angegriffen wurde. Alleine habe er da keine Chance gehabt. "Hunde, die wirklich auf der Straße geboren wurden, haben meistens weniger Probleme", erklärt sie.
Ares scheint aber ein belgischer Schäferhund zu sein. "Wir schätzen, dass Rassehunde von Familien einfach ausgesetzt werden, wenn sie zu groß und nicht gescheit erzogen werden. Sie sind dann auf der Straße verloren." Ein Tierheim ist in der Türkei für diese Hunde aber kaum eine Alternative: Nach Regierungsangaben gibt es schätzungsweise vier Millionen Straßenhunde in der Türkei, aber nur rund 100.000 Tierheimplätze.
Ein geborener Rettungshund
Das Tierheim konnte Ares nun hinter sich lassen. Auch weil Voigt de Silva sofort sein Potential erkannt hat. Sie ist schon seit Jahren bei der Rettungshundbereitschaft Nürtingen – Kirchheim/Teck e.V. und hat mit ihren früheren Hunden viele Einsätze gehabt, im Inland und im Ausland.
Eigenschaften, die auch Ares mitbringt. Deswegen trainiert Voigt de Silva nun zwei Mal die Woche mit ihm. Dabei muss sie mit ihm ganz vorne anfangen: Mit Menschen interagieren und mit ihnen spielen, steht als Erstes auf dem Plan.
Vor Ares und Voigt da Silva liegt viel Arbeit
An Ares' drittem Trainingsabend sitzen die anderen Rettungshundeführerinnen und -führer der Bereitschaft in einem Kreis und rufen Ares nacheinander mit einem Spielzeug oder etwas zu fressen zu sich. Er wirkt noch unsicher und geht nur vorsichtig auf die Menschen zu.
"Man sieht, wie zurückhaltend er ist. Sobald er eine Menschenhand am Spielzeug sieht, lässt er sofort los und geht zurück. Auch wenn man ihn ruft, fällt es ihm schwer, zur Person hinzugehen", beobachtet Voigt de Silva. Während des Trainings wird es langsam besser, aber ihm fehle noch das Selbstvertrauen. Das habe er auf der Straße eben nie aufbauen können, erklärt sie.
Erfahrungen als Straßenhund haben auch etwas Gutes
Aber seine Vergangenheit bedeutet nicht nur Arbeit für Ares und Voigt de Silva. Die Straßenklugheit kann als Rettungshund auch ein Vorteil sein:
Und Ares scheint Spaß am Training zu haben, am Ende der Einheit liegt er zufrieden im Gras, mit einem neuen Spielzeug. In rund zwei Jahren will Voigt de Silva die erste Rettungshund-Prüfung mit Ares ablegen, für einen Sucheinsatz im Gelände. Dann wären Ares und Silke Voigt de Silva bereit für ihren ersten Einsatz zusammen.
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