Ein Hund posiert in Eislingen immer an neuen Blitzer-Standorten.

Foto-Shooting jede Woche vor der Radarfalle

Eislingen/Fils: Hündin Mira, der mobile Blitzer und Facebook

Stand
Autor/in
Laura Cloppenburg

Hündin Mira ist in Eislingen mittlerweile stadtbekannt. Jede Woche macht sich Herrchen Abdullah mit ihr auf die Suche nach dem örtlichen Blitzer "Heini". Auch eine Facebook-Gruppe spielt eine Rolle.

In Eislingen/Fils (Kreis Göppingen) ärgert seit September 2021 ein mobiler städtischer Blitzer-Anhänger die Autofahrer. Immer dienstags wechselt er den Standort, immer dienstags macht sich Abdullah Cecik mit seiner Hündin Mira auf den Weg, um den Blitzer namens "Heini“ aufzuspüren.

Begonnen hat alles mit einer Facebook-Gruppe in Eislingen

Begonnen hat alles mit der Facebook-Gruppe "Wo schläft Heini heute in Eislingen". Mit der wollten Bürger kurz nach Anschaffung des mobilen Blitzers durch die Stadt die Einwohnerinnen und Einwohner vor der unbeliebten Radarfalle warnen. Fortan galt: Wer "Heini" spottet, postet ein Foto vom aktuellen Standort. Als Abdullah Cecik Anfang 2023 beginnt, Blitzer-Fotos mit Hündin Mira in die Gruppe zu stellen, steigt die Mitgliederzahl schnell auf über 4.000 an. Fragt man in der Eislinger Innenstadt nach "Heini", weiß fast jeder sofort, wer beziehungsweise was gemeint ist.

Ja klar, der Blitzer von Eislingen. Der hat mich schon zwei Mal 30 Euro gekostet.

Hündin Mira läuft "Heini" den Rang ab

Seitdem ist Abdullah mit Mira jede Woche unterwegs, egal, bei welchem Wetter. Rund 50 Standorte kommen für den Blitzer in Frage, Mira ist ihm immer dicht auf den Fersen. Wirklich erschnüffeln kann die Hündin die geruchlose Box aus der Distanz natürlich nicht. Mittlerweile spürt sie aber, meint Abdullah, wenn sie in Sichtweite kommt.

Abdullah Cecik spürt mit Hündin Mira den mobilen Blitzer von Eislingen auf.
Abdullah Cecik und Hündin Mira - ein eingespieltes Detektiv-Team.

Ist der Blitzer gefunden, geht es ans Fotoshooting: Mira mit Modellauto vor "Heini", Mira Männchen-machend vor "Heini", Mira unter Regenschirm vor "Heini" und so fort. Bei den Gruppenmitgliedern kommt das gut an. Alle fragen sich, was los ist, als Abdullah mal einige Wochen nichts postet. Wegen eines Fahrradunfalls konnte er einige Zeit nicht mit Mira losziehen. Umso größer war dann die Freude, als die Beiden ihre wöchentliche Tour wieder aufnehmen konnten. Schließlich, so sagt etwa der Eislinger Johannes Helwig, gehört Mira vor "Heini" doch zu Eislingen.

Das gehört quasi zu Eislingen dazu. Wir warten alle darauf. Andere sehen ‚Heini‘ vielleicht auch schon, aber wir warten, bis der Hund den Blitzer gefunden hat.

Die Stadt nimmt es mit Humor

Mittlerweile zählt die Gruppe fast ein Viertel der Einwohnerzahl Eislingens. "Heini" wurde wohl häufiger abgelichtet, als er "zurückblitzen" kann. Sein Name ist übrigens kein Zufall, sondern ein kleiner Seitenhieb in Richtung Oberbürgermeister Klaus Heiniger (parteilos). Die Stadt nimmt es mit Humor: "Wir können über manche Dinge auch schmunzeln. Wir sind nicht so steif, wie man manchmal vielleicht denkt", sagt Marco Donabauer vom Bürger- und Ordnungsamt.

Wir können über manche Dinge auch schmunzeln. Wir sind nicht so steif, wie man manchmal vielleicht denkt.

Auch die drei anderen mobilen Blitzer des Landkreises Göppingen verdanken ihre Spitznamen den jeweiligen Obrigkeiten, weiß Ordnungsamtsleiter Marco Donabauer. Und die Facebook-Gruppe? Organisierter Widerstand gegen die städtische Verkehrssicherheitsmaßnahme? Nein, sagt Donabauer, das mache der Stadtverwaltung nichts aus, wenn die Menschen wissen, wo das Ding stehe.

Also die Facebook-Gruppe kennen wir. Die macht uns nichts aus, denn wenn der Autofahrer weiß, wo der Blitzer steht, dann macht er ja genau das, was wir wollen, nämlich die Geschwindigkeit einhalten.

Einnahmen generiere "Heini" trotz Frühwarnsystem in dem sozialen Netzwerk trotzdem. 140.000 Euro seien es allein im letzten Jahr gewesen, gibt Donabauer an. Längst hätten sich die Anschaffungskosten von 170.000 Euro amortisiert. Aber ums Geld gehe es der Stadt gar nicht, so der Ordnungsamtsleiter. Auch wenn das nicht jeder glauben will: Es gehe um Verkehrssicherheit.

„Heini“ bleibt heimliches Wahrzeichen von Eislingen

An Standorten, wo "Heini" bereits mehrfach im Einsatz war, seien Tempoüberschreitungen sichtbar zurückgegangen, erklärt Donabauer. Drei Jahre in Folge habe es in Eislingen, auch Dank der Tempo-Kontrolle, keinen Verkehrstoten mehr gegeben. "Heini" bleibt den Eislingern und Eislingerinnen also erhalten. Und damit bleiben auch Abdullahs und Miras wöchentliche Streiftouren.

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