Heiße Sommertage und das örtliche Schwimmbad gehörten lange Zeit zusammen. Doch das ist nicht mehr selbstverständlich. Immer wieder kommt es zu Unfällen, nicht nur bei Kindern. Warum ist das so?
Immer weniger Kinder in Deutschland können sicher schwimmen. Das zeigte zu Jahresbeginn eine vom Umfrageinstitut "Forsa" durchgeführte Umfrage für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Demnach konnten rund 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren 2022 nicht schwimmen. Die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Die Folge sind immer wieder Badetote. Viele Menschen überschätzen sich, so die DLRG.
Schwimmkurse oft über Jahre ausgebucht
Ideal zum Schwimmen lernen wäre für die meisten Kinder ein Schwimmkurs mit den Eltern im örtlichen Schwimmbad. Laut DLRG-Geschäftsführerin Eleonore Wagner sind diese aber so gefragt, dass Wartezeiten bis zu zwei Jahren entstehen können. "Wir hatten bereits vor Corona lange Wartezeiten", so Wagner. Die Pandemie habe diese aber nochmal verlängert. Die Verantwortung, Kindern möglichst früh das Schwimmen beizubringen, liegt dadurch immer mehr bei den Schulen im Land.
Laut Landeskultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sollten Schülerinnen und Schüler bis zum Ende ihrer Grundschulzeit Schwimmen gelernt haben. An einem Viertel der Grundschulen im Land gibt es aber gar keinen Schwimmunterricht. Das ergab eine Umfrage, die das Kultusministerium 2019 in Auftrag gegeben hatte. Der Grund: Mangel an Lehrkräften und fehlende Bäder in den Kommunen.
Vielerorts fehlt das Geld zum Erhalt der Schwimmbäder
Den Kommunen in Baden-Württemberg fehlt oft das Geld, um die Kosten für Schwimmbäder oder öffentliche Strandbäder zu tragen. Alleine im vergangenen Jahr waren 45 Bäder im Land wegen gestiegener Kosten von der Schließung bedroht. Wie viele es geschafft haben, den Betrieb am Laufen zu halten, weiß die Landesregierung aktuell nicht. Die Oppositionsparteien SPD und FDP beklagen, dass ihre Anträge, den Bau und die Sanierung von Schwimmbädern mit Landesmitteln zu untestützen, abgelehnt wurden. Der Sportpolitische Sprecher der SPD, Gernot Gruber, kritisiert: "Schwimmuntericht kann ich nur erteilen, wenn ich auch Schwimmbäder habe".
Landesregierung setzt auf Förderprogramme
Die Landesregierung um Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will den Problemen mit Förderung verschiedener Schwimmkurse entgegen treten. So werden Schwimm-AGs an Schulen unterstützt. Bis zum Ende des Schuljahrs 2022/2023 findet dies über die "Stiftung Sport in der Schule" statt. Insgesamt stehen 480.000 Euro aus den Mitteln der Stiftung und vom Landesprogramm "Lernen mit Rückenwind" zur Verfügung. Außerdem ist in Baden-Württemberg ein mobiles Schwimmbecken in einem Lkw unterwegs, wenn es in den Kommunen selbst kein geeignetes Schwimmbad gibt. Ein zweites soll bald dazu kommen. In dem sechs Meter langen Becken können Kleingruppen von bis zu sechs Kindern die Grundlagen des Schwimmens erlernen.
Für Kitas im Land setzt die Landesregierung auf das Pilotprogramm "SchwimmFidel - ab ins Wasser". Die Kindertagesstätten kooperieren dabei mit Sportvereinen und DLRG-Ortsgruppen. So können Kinder im letzten Jahr vor dem Schuleintritt kostenlos einen Schwimmkurs besuchen. Ziel ist, dass möglichst viele Kinder bereits beim Eintritt in die Schule bessere Schwimmfähigkeiten besitzen.