Kurz vor Beginn des Schuljahres sind an den Schulen weniger Lehrerstellen offen als im Vorjahr. Gründe sind laut der Kultusministerin mehr Quereinsteiger und weniger Teilzeit.
Zu Beginn des neuen Schuljahrs am kommenden Montag fehlen erneut Lehrkräfte in Baden-Württemberg, allerdings deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Derzeit seien noch 250 Stellen offen, sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Kurz vor Beginn des vergangenen Schuljahres waren noch 565 Stellen offen, im Jahr zuvor hatten 890 Lehrerinnen und Lehrer gefehlt.
Schopper sagte, sie sei zuversichtlich, dass auch die Lücke der 250 unbesetzten Stellen noch geschlossen werden könne. "Ich glaube, wir sind ganz gut vorbereitet. Wir haben uns exemplarisch ausgerechnet, was wir für Kapazitäten brauchen", sagte die Kultusministerin im Gespräch mit dem SWR. Die Lehrereinstellung laufe noch bis Ende September.
Studienplatz-Ausbau und 18-Punkte-Plan
Als einen Grund für den Rückgang des Lehrkräftemangels nannte die Ministerin den Ausbau von Studienplätzen, vor allem im Grundschulbereich. Zudem starten zum neuen Schuljahr auch knapp 400 Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen an den Schulen im Land. Auswirkungen hat auch ein im vergangenen Jahr angekündigtes 18-Punkte-Paket, das unter anderem eine Einschränkung der Teilzeit für Lehrkräfte umfasste: Seit diesem Schuljahr können Lehrerinnen und Lehrer nur noch mit Begründung weniger als 75 Prozent arbeiten. Diese Maßnahme habe in Summe rund 230 Stellen gebracht.
Auch wenn der Lehrkräftemangel erstmal etwas abgemildert ist, gibt es für das Kultusministerium noch einiges zu tun. Das sind die wichtigsten Baustellen an den Schulen in BW:
Herausforderungen für Kultusministerin Schopper Wo es im neuen Schuljahr an Schulen in BW hapert
Wie umgehen mit künstlicher Intelligenz oder Lehrermangel im Unterricht? Das neue Schuljahr kommt mit großen Baustellen, um die sich die BW-Kultusministerin Schopper kümmern muss.
Gestiegene Schülerzahlen erschweren Unterrichtsversorgung
Es werde trotzdem eine "Herkulesaufgabe", die Unterrichtsversorgung überall zu sichern, so Schopper. Das liege auch an den gestiegenen Schülerzahlen. So müssten etwa die Grundschulen ein Plus von 15.000 Schülerinnen und Schülern bewältigen. Dort waren die Schülerzahlen bereits im vergangenen Jahr hoch. 500 zusätzliche Klassen müssten an den Grundschulen dafür gebildet werden. Grund für die hohen Schülerzahlen seien geburtenstarke Jahrgänge sowie eine weiter hohe Zuwanderung.
GEW verlangt mehr Einsatz im Umgang mit Nachwuchs-Fachkräften
Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet von der Landesregierung "mehr als Appelle und warme Worte", um überall in Baden-Württemberg dafür zu sorgen, dass in jedem Klassenzimmer zum Beginn des Schuljahres eine Lehrkraft steht. Jede unbesetzte Stelle sei eine zuviel, teilte sie in einer Pressemitteilung mit. Außerdem wisse niemand, wo das Personal für die geplanten pädagogischen Konzepte und die weiter steigenden Zahlen an Schülerinnen und Schülern herkommen soll.
Bei der Nachwuchswerbung könne sich die Landesregierung eine Scheibe abschneiden bei Handwerksbetrieben oder Unternehmen, so die GEW weiter. Außerdem wünscht sich die Gewerkschaft mehr Ideen, wie beispielsweise Stipendiatenprogramme für Studierende, die sich im Gegenzug verpflichten sollten, eine Zeit lang im ländlichen Raum zu unterrichten.
Auch die Praxis, Referendare und Referendarinnen in den Sommerferien zu entlassen, kritisiert die GEW: "Wir kennen auch keinen anderen Arbeitgeber, der seine ausgebildeten Fachkräfte nach der Ausbildung erst einmal entlässt, um sechs Wochen lang Geld zu sparen."
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