Wird Mobilitätsgesetz nochmal abgespeckt?

Nach Kritik von Landräten: Kretschmann stellt Verzicht auf Radkoordinatoren in Aussicht

Stand
Autor/in
Henning Otte
SWR-Reporter und -Redakteur Henning Otte, SWR Landespolitik

Mit dem Mobilitätsgesetz will BW-Verkehrsminister Hermann auch beim Radverkehr vorankommen. Doch die geplanten Radkoordinatoren in allen Kreisen sind umstritten - nun ist dem Regierungschef der Kragen geplatzt.

Mit neuen Radkoordinatoren in allen 44 Stadt- und Landkreisen will der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Radverkehr besser ausbauen. Vorgesehen war eigentlich, dass sie die Kommunen bei Planung, Bau und Erhalt von Radwegen unterstützen. Doch bei den Landkreisen kommt das nicht gut an. Der Präsident des Landkreistags, Joachim Walter (CDU) hatte jüngst im SWR erklärt, es sei "fast zynisch", dass man Geld für Koordinatoren ausgeben wolle, während man keine Mittel für den Ausbau der Radwege habe.

Nun ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei einem Treffen der Landrätinnen und Landräte am Montag in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) der Kragen geplatzt. Er wundere sich, dass es so viel Kritik an den Radkoordinatoren gebe. Er hielt Walter vor, da einen "populistischen Schwung" reinzubringen und so zu tun, als ob das Land den Kreisen die Koordinatoren aufzwingen wolle.

Tatsache sei, dass ein Pilotprojekt gezeigt habe, dass bei Stadt- und Landkreisen ein Bedarf besteht. 25 Stadt- und Landkreise hätten an einem freiwilligen Förderprogramm mit Teilfinanzierung durch Land teilgenommen. "Wir machen etwas aus Erfahrung. Und nicht weil wir denken, jetzt drücken wir denen noch nette Radkommunikatoren aufs Auge." Und dann sagte Kretschmann: "Und wenn sie die alle unbedingt nicht wollen, dann kriegen sie sie halt nicht." Tatsächlich hatte der Städtetag als Vertreterin der Stadtkreise - anders als Landkreis- und Gemeindetag - die Einführung der Radkoordinatoren begrüßt. 

Keine Radkoordinatoren: CDU nimmt Kretschmann freudig beim Wort  

Der Koalitionspartner CDU zeigte sich dennoch erfreut über die Ankündigung. "Die Mittel zur Finanzierung der Radkoordinatoren sollten nicht in weitere Bürojobs, sondern direkt in die dringend notwendige Verbesserung der Radinfrastruktur investiert werden", sagte Thomas Dörflinger, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, dem SWR. "Deshalb begrüßen wir es sehr, dass Ministerpräsident Kretschmann heute zum Thema der Radkoordinatoren ein Machtwort gesprochen hat und unserer pragmatischen Haltung folgt."

Der CDU-Fraktionsvize fügte hinzu, man hoffe, "dass es, anders als beim Gleichbehandlungsgesetz, kein weiteres Hickhack beim Koalitionspartner gibt". Bei dem geplanten Gesetz gegen Diskriminierung durch die Verwaltung hatte das Staatsministerium ebenfalls für einen Verzicht plädiert. Auf Druck der Grünen-Fraktion gibt es nun doch weitere Gespräche.  

FDP fordert Verzicht auf Mobilitätsgesetz

Der FDP-Verkehrsexperte Christian Jung begrüßte den Verzicht auf die Radkoordinatoren ebenso. Er forderte die grün-schwarze Landesregierung auf, das Landesmobilitätsgesetz ganz fallen zu lassen. "Nachdem nun wirklich nichts mehr als Worthülsen als Torso übrigbleiben, muss der gesamte Entwurf dorthin verschoben werden, wo er hingehört: In den Ordner 'Gelöschte Elemente'."

Grüne und CDU hatten sich nach monatelangen Verhandlungen Mitte Juli auf den Entwurf verständigt - auf Druck der CDU war es schon abgespeckt worden. Das Gesetz soll unter anderem die Grundlage für die Einführung eines sogenannten Mobilitätspasses schaffen. Damit will das Land den Kommunen die Möglichkeit geben, mit einer Nahverkehrsabgabe den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs zu finanzieren. Auch hier ist der Landkreistag äußerst unzufrieden, er verlangt wie der Gemeindetag stattdessen vom Land mehr Geld für den Ausbau des Bus- und Bahnnetzes. Baden-Württemberg hinkt insbesondere beim Verkehr hinter seinen selbstgesteckten Klimazielen hinterher.

Mehr News zum Radverkehr im Land

Tübingen

Mit Pyrotechnik und viel Applaus Großer Andrang bei Eröffnung der Radbrücke in Tübingen

Die neue Radbrücke in Tübingen ist am Mittwoch eröffnet worden. Mehrere Hundert Leute waren da, um sie gemeinsam mit OB Palmer das erste Mal zu überqueren. Und es wurde bunt!

SWR4 am Nachmittag SWR4

Mannheim

Neue Fahrradstraßen geplant Wie Mannheim sicherer für Radfahrer gemacht werden soll

Damit sich Radfahrer in Mannheim künftig sicherer fühlen, will die Stadt mehr als zehn neue Fahrradstraßen einführen. Auch eine Plakataktion soll für bessere Bedingungen sorgen.

Konstanz

ADFC fordert schnelle Lösung Ärger um Teilsperrung des Bodenseeradwegs in Konstanz

Wegen Hangrutsch-Gefahr ist ein Teil des Bodenseeradwegs seit Längerem gesperrt. Der ADFC fordert die Stadt Konstanz auf zu handeln.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.