Ein Schild weist den Weg zum Seniorenzentrum am Parksee in Böblingen.

Satte Rendite mit Pflegeplätzen

Geflüchtete statt Pflegeplätze: Schnelles Geld für Investoren

Stand
Autor/in
Michaela Krause
Barbara Hirl

Die Platznot für Geflüchtete ist ein wahrer "Glücksfall" für manche Immobilieninvestoren. Die können so aus leerstehenden Pflegeeinrichtungen viel Geld machen. Zum Leid anderer.

Seit Jahren kaufen internationale Immobilieninvestoren Altenpflegeeinrichtungen auf, um sie gewinnbringend weiter zu verkaufen. Entweder an den nächsten Investor - oder um die Gebäude zu sanieren, aufzuteilen und Anlegern etwa als sogenannte "Seniorenappartements" zu verkaufen. Das zeigt eine aktuelle SWR-Recherche.

Verlierer sind sowohl Betreiber der Einrichtungen als auch deren Bewohner. Um die hohen Summen für den Kauf wieder reinzuholen, erhöhen die Investoren die Pacht meist drastisch. Die dann - sofern möglich - auf die Pflegebedürftigen umgelegt wird oder die Betreiber finanziell in die Knie zwingt. Zahlreiche Einrichtungen der Altenpflege wurden deshalb schon aufgegeben. Die Bewohner müssen dann in hohem Alter Pflegeplätze in anderen Einrichtungen finden - und umziehen.

Geflüchtete statt Pflegeplätze

Obwohl die Immobilieninvestoren damit werben, Pflegeplätze zu schaffen oder zumindest zu erhalten, stehen einige der Immobilien in Investorenhand jahrelang leer. Möglicherweise, weil hohe Renditen am Immobilienmarkt momentan schwer zu erwirtschaften sind.

Deutlich lukrativer ist für die Eigentümer da die Option der Unterbringung von Geflüchteten. Der Druck, geflüchtete Menschen irgendwie unterzubringen, ist bei den Kommunen derzeit groß. Einige Städte und Gemeinden müssen Turnhallen für Geflüchtete nutzen, andere haben gar keine Kapazitäten mehr, verhängen einen Aufnahmestopp.

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Da kommen die Angebote von Unternehmen wie Carestone, leerstehende Altenpflegeeinrichtungen anmieten zu können, gerade recht. Und in der Not werden teilweise auch hohe Preise gezahlt: Mutmaßlich 1,8 Millionen Euro pro Jahr kostet etwa die Unterbringung von rund 100 Geflüchteten in Stuttgart-Schönberg. Diese Summe war immer wieder in der Presse zu lesen - von der Landeshauptstadt Stuttgart wurde sie aber bislang weder bestätigt noch dementiert.

Immobilieninvestoren machen Kasse

Auch in Leonberg hat der Immobilieninvestor Carestone dem zuständigen Landkreis Böblingen das ehemalige "Seniorenzentrum am Parksee" angeboten. Die Verhandlungen laufen noch, über die Höhe der vereinbarten Mietkosten herrscht Stillschweigen. Die Anwohner jedenfalls sind sauer. Vor Ort regt sich Protest, denn erst vor wenigen Monaten mussten die hochbetagten Bewohner aus der Pflegeeinrichtung ausziehen - und die gute Nachbarschaft wird schmerzlich vermisst.

Für Immobilieninvestoren ist die Not der Städte und Gemeinden ein "Glücksfall": keinerlei Investitionen, keinerlei Verantwortung, keinerlei Pflichten. Noch einfacher lässt sich kaum Geld verdienen - das dann wiederum auf verschlungenen Wegen in Steuerparadiese wie Luxemburg oder Jersey fließt, wie SWR-Recherchen zeigen.

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