Im Streit um den Verkauf konzerneigener Autohäuser hat sich Mercedes mit dem Betriebsrat darüber geeinigt, wie es für die Mitarbeitenden weitergeht. Details werden noch verhandelt.
Der Streit beim Autobauer Mercedes-Benz um den Verkauf der unternehmenseigenen Autohäuser ist beigelegt. Unternehmen und Gesamtbetriebsrat hätten sich im Wesentlichen geeinigt, bestätigte ein Mercedes-Sprecher. Die wichtigsten Punkte sind demnach die Weiterbeschäftigung der Mitarbeitenden und die Bedingungen für potenzielle Käufer. Insgesamt geht es um 80 Betriebe mit rund 8.000 Beschäftigten.
Im Februar war bekannt geworden, dass Mercedes-Benz einen Verkauf der eigenen Autohäuser plant. Daraufhin gab es heftige Proteste der Mitarbeitenden. Auch der Betriebsrat hatte gegen den möglichen Verkauf gekämpft. Anfang Juli hatten zudem rund 25.000 Beschäftigte gegen den geplanten Verkauf protestiert.
Eckpunkte für den Verkauf: Keine Kündigungen bis 2030
Nach Angaben des Betriebsrats verpflichtet sich Mercedes-Benz, die Autohäuser des Konzerns nur an Interessenten zu verkaufen, die sich an den Tarif des Kfz-Handels binden. Dabei geht es um Regelungen zum Entgelt, zu Arbeitszeiten, Urlaubstagen und Weihnachtsgeld. Außerdem müssen die Käufer die Beschäftigungsgarantie übernehmen, die Mercedes seinen Mitarbeitenden bietet. Diese schließt Kündigungen bis 2030 aus.
Erkämpfte Rechte und Sicherheiten bleiben laut Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali weitgehend erhalten. In einem Schreiben an die Beschäftigten versicherte er, die Interessen der Belegschaft entschlossen zu verteidigen. Die Betriebsräte planen, alle Mitarbeitenden in den kommenden Tagen detailliert über die Verhandlungen und Ergebnisse zu informieren.
Einmalzahlung von durchschnittlich 85.000 Euro
Ein weiterer Kernpunkt der Einigung mit dem Betriebsrat ist eine Einmalzahlung an die Mitarbeitenden. Im Durchschnitt soll die rund 8.000 von den Plänen betroffenen Beschäftigten von Mercedes 85.000 Euro als Nachteilsausgleich ausgezahlt bekommen.
Die Summe besteht aus einem Sockelbeitrag, der für alle gilt, und einem variablen Anteil, der davon abhängt, wie lange man bereits im Betrieb ist. Weitere Details sollen in Gesprächen nach der Sommerpause festgelegt werden.
80 Standorte bundesweit betroffen Mercedes-Benz: Tausende protestierten gegen Verkauf von Niederlassungen
Am Dienstag legten Mitarbeiter an sechs deutschen Mercedes-Benz-Standorten ihre Arbeit nieder. Die größten Kundgebungen gab es in Sindelfingen und Untertürkheim.
Warum die Autohäuser verkauft werden
Mercedes-Benz geht es beim geplanten Verkauf darum, wie in Zukunft investiert werden soll. Der Handel sei zwar ein funktionierender Teil des Unternehmens, so Konzernchef Ola Källenius, aber man sei im Industriegeschäft am besten. Deshalb wolle man dort künftig die Hauptinvestitionen tätigen.
Weltweit ist der Großteil der Mercedes-Händler in privater Hand und die wenigen unternehmenseigenen Vertriebsstellen werden weltweit immer öfter an Private verkauft. Der deutsche Markt gilt mit seinen Niederlassungen als Sonderfall, er soll nun an den Rest der Welt angeglichen werden. Darüber hinaus sollen die eigens geführten Autohäuser nicht besonders profitabel gewesen sein.
Schätzungen zufolge dürften die Autohäuser von Mercedes-Benz je nach Standort zwischen 30 und 50 Millionen Euro wert sein. Insgesamt hätte das Unternehmen beim Verkauf aller Autohäuser damit einen Milliardenbetrag zur Verfügung.
Mercedes-Benz möchte sich für die Zukunft neu aufstellen
Mit dem Verkauf der Autohäuser will Mercedes-Benz die Neuaufstellung seiner Niederlassungen zukunftssicher vorantreiben, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Deshalb müssen auch die Käufer bestimmte Kriterien erfüllen.
Demnach filtert der Autokonzern die Interessenten nach Handelsexpertise, unternehmerischer Kompetenz, wirtschaftlicher Stärke, Investitionsbereitschaft und Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen. Als Ganzes sollen die Standorte nicht verkauft werden, auch reine Finanzinvestoren schließt der Konzern aus. Das Ziel sei es, die Stellen in Deutschland zu erhalten.
Noch keine Gespräche mit Käufern
Konkrete Gespräche mit potenziellen Käufern werden laut Unternehmenssprecher noch nicht geführt. Es gebe aber bereits mehrere Interessenten. Zunächst müssten noch weitere Details und Absprachen mit dem Betriebrat geklärt werden.
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