Auf dem eCampus von Mercedes-Benz in Stuttgart sollen Batterien für E-Autos entwickelt werden, die effizienter und günstiger sind. Warum das für den Autobauer so wichtig ist.
Der unternehmerische Schritt von Mercedes-Benz, einen eCampus aufzubauen, soll die Weichen für die Zukunft richtigstellen: Der Autobauer will effizientere und damit günstigere Batterien bauen. Denn Batterien machen rund 40 Prozent der Anschaffungskosten aus - nach wie vor sind E-Autos deutlich teurer als herkömmliche Verbrenner.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Ankündigung zeigt sich auch an der Politprominenz bei der Einweihung des eCampus. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) waren vor Ort in Untertürkheim dabei. Auch ihnen ist klar, dass deutsche E-Autos momentan ein Absatzproblem haben.
Chinesische Hersteller erzeugen über ihre E-Auto-Preise Druck
Der durchschnittliche Preis für ein Elektroauto liegt in Deutschland nach Angaben von Michael Ziegler vom Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg bei 50.600 Euro - das sind rund 15.000 Euro mehr als für ein Auto mit Verbrennungsmotor. Wer aber ein E-Auto kaufen will, zieht bei der Kaufentscheidung auch Hersteller aus anderen Ländern in Betracht, zum Beispiel chinesische Marken.
Zwar sind auch Elektroautos aus China in Deutschland keine Verkaufsschlager. Ihre Preise sind aber attraktiver als die vieler anderer Hersteller. Der chinesische Hersteller Great Wall Motors bietet zum Beispiel ein E-Auto aus der Kompaktklasse namens Ora zum Aktionspreis an - für 30.000 Euro. Bisher sind deutsche Hersteller hier nicht konkurrenzfähig. Ob die vorläufige Einführung von EU-Autozöllen seit 5. Juli 2024 auf chinesische E-Autos daran etwas ändert, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Mercedes will bei E-Autos günstiger werden
Die Preise von E-Autos senken zu können, ist ein Ziel, das Mercedes mit seinem neuen eCampus anstrebt - und zwar über effizientere Batterien und niedrigere Produktionskosten. Mehr als 30 Prozent Sparpotential sieht Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius. Vor der Aufgabe, das umzusetzen, stehen Chemiker und Ingenieure in Stuttgart-Untertürkheim, die an den Batterien der Zukunft forschen. Selbst bauen will Mercedes die Batterien aber nicht - sondern von Zulieferern nach eigenen Vorgaben produzieren lassen.
Was eine Förderung der E-Mobilität durch die Bundesregierung angeht, ist die Situation für die Autobauer unbefriedigend: Staatliche Zuschüsse waren Ende 2023 weggefallen - rund zwei Jahre früher als gedacht. Im neuen Haushaltsentwurf hat die Bundesregierung jetzt vorgesehen, die Abschreibe-Möglichkeiten für Elektro-Dienstfahrzeuge zu verlängern. Die Autobranche erhofft sich davon allerdings keinen größeren Impuls.
Absatzzahlen für E-Autos von Mercedes und Porsche sind mäßig
Der Anteil reiner Batterie-Fahrzeuge an der Gesamtanzahl der zugelassenen Autos in Deutschland lag zuletzt bei knapp drei Prozent. Nimmt man so genannte Plug-in-Hybride dazu, kommt man auf rund 4,8 Prozent aller Autos auf deutschen Straßen.
Meistverkauftes E-Auto im vergangenen Jahr war das Tesla Model Y mit fast 46.000 Neuzulassungen, gefolgt von VW mit den Modellen ID.4 und ID.5 mit insgesamt gut 36.000 Fahrzeugen. Platz 3 belegte der SKODA Enyaq mit rund als 23.500 Neuzulassungen.
Und die Hersteller aus Baden-Württemberg? Der vollelektrische Mercedes EQA wurde im vergangenen Jahr fast 14.000-mal verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von knapp 2,6 Prozent. Der bisher einzige vollelektrische Porsche, der Taycan, wurde etwa 5.200-mal verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von etwa einem Prozent.
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Wenn Bundeswirtschaftsminister Habeck und der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann zur Eröffnung eines Firmen-Erweiterung anreisen, dann muss das ziemlich wichtig sein. In Stuttgart-Untertürkheim, dem Stammsitz von Mercedes-Benz, wurde der sogenannte „eCampus“ offiziell eröffnet. Ein Kompetenzzentrum, in dem künftige Batterien und elektrische Antriebsstränge entwickelt werden sollen. Wie Mercedes und die deutsche Autobranche für die elektrische Zukunft gewappnet sind, darüber hat SWR-Aktuell-Moderator Simon Dörr mit Birgit Priemer gesprochen. Sie ist Chefredakteurin der Zeitschrift „auto motor und sport“.