Schriesheim: Immer mehr Schäden durch Wildschweine

Jäger fordern Lockerung strenger Jagdvorschriften wegen Schweinepest

Stand
Autor/in
Monika Regelin
Ninja Degen
Bild Ninja Degen, SWR Studio Mannheim
Phylicia Whitney

Die Jäger rund um Schriesheim schlagen Alarm, weil die Wildschweinbestände explodieren. Grund ist das Jagdverbot wegen der Schweinepest. Landwirte klagen über enorme Schäden.

Die Jäger im Rhein-Neckar-Kreis wollen eine Lockerung der strengen Jagdvorschriften, die wegen der Schweinepest erlassen wurden. Denn in den Wäldern und auf den Feldern in der Region seien deshalb immer mehr Wildschweine unterwegs. Sehr zum Leidwesen von Landwirten und Winzern, die über erhebliche Schäden klagen. Äcker, Weinberge und Wiesen würden regelrecht verwüstet. Grund für die unkontrollierte Vermehrung sei das strikte Jagdverbot, das seit August 2024 in Teilen der Region gilt - zum Beispiel entlang der Bergstraße zwischen Laudenbach und Dossenheim.

Erster Schweinepestfall in Hemsbach

Den ersten Fall der afrikanischen Schweinepest hat es in diesem Jahr im August in Hemsbach (Rhein-Neckar-Kreis) gegeben. Dort war ein verendetes Wildschwein entdeckt worden. Daraufhin wurde das Jagdverbot in so genannten "Sperrzonen" verhängt. Nachdem trotz intensiver Suche in Nordbaden keine weiteren Kadaver entdeckt wurden, fordern die Jäger nun, dass sie wieder Wildschweine jagen dürfen. Denn die Wildschweinpopulation wächst stetig und das wird mehr und mehr zum Problem, sagen Winzer, Landwirte und Jäger in der Region.

Winzer und Jäger Bielig: Schweine haben Weintrauben gefressen

Der Winzer und Jäger Georg Bielig aus Schriesheim erzählt, dass Wildschweine im September in seinem Weingut in drei Nächten über 1.000 Kilogramm Merlot-Trauben gefressen haben. Den Schaden beziffert er auf rund 17.000 Euro. Vor dem Jagdverbot habe es keine Ausfälle durch Wildschweine gegeben.

Rein rechtlich darf ich nicht mal die Wildschweine von der Fläche verjagen. Da einfach zuzusehen, dass Schaden entsteht, der vermeidbar war, das tut schon weh.

Wildschweinschaden im Weinberg von Winzer Georg Bielig in Schriesheim
Winzer Georg Bielig begutachtet die Schäden in seinem Weinberg.

Landwirte und Anwohner klagen über Wildschweine

Auch Landwirte wie Michael Weinhold beklagen massive Grünlandschäden. Da die Schweine die Wiesen durchwühlt hätten, sei die Neuansaat zerstört worden. Der erste, ertragreichste Schnitt sei damit ausgefallen. Dadurch fehle Futter im Stall. Die Flächen seien nicht befahrbar und müssten eingeebnet werden. Der finanzielle Schaden liege bei mehreren tausend Euro, sagt der Landwirt.

Jäger darf Tiere nicht jagen

Stefan Ewald ist Jagdpächter in Schriesheim (Rhein-Neckar-Kreis). Er würde den Landwirten und Winzern gerne helfen, darf aber seit dem Verbot nicht mehr jagen. Die entstandenen Schäden machen auch ihm Sorgen. 30.000 Hektar sind entlang der Bergstraße betroffen. Die Wildschweinpopulation wachse und die Tiere würden immer mehr an Gewicht zunehmen, weil so viel Futter verfügbar sei. Weil man jetzt nicht eingreifen könne, rechnet Ewald auch im nächsten Jahr mit großen Problemen. Denn im Februar beginnt die Schonzeit, dann darf bis Juni ohnehin nicht mehr gejagt werden.

Die Schäden kann man nicht rückgängig machen, dafür hat man das Geld und die Zeit nicht. Drei Monate nicht zu jagen, ist ein großes Problem. Das von heute auf morgen aufzuholen, ist kaum möglich.

Dass es so viele Wildschweine gibt, beunruhigt auch Anwohnerinnen und Anwohner. Sie berichten, dass die Tiere sogar bis an die Häuser herankämen und man die Wildschweine nachts immer wieder schreien höre.

Mehr zu Wildschweinen und Schweinepest

Eberbach

Maßnahme gegen Seuche Eberbach: Spürhunde im Einsatz gegen Ausbreitung der Schweinepest

Wie lässt sich die Schweinepest eindämmen? Unter anderem mit Spürhunden, die jetzt im Rhein-Neckar-Kreis systematisch nach infizierten Wildscheinkadavern suchen.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Mosbach

Afrikanische Schweinepest auf dem Vormarsch Mosbach: Kadaver-Spürhunde erschnüffeln tote Wildschweine

In Mosbach werden Kadaver-Spürhunde ausgebildet. Das Projekt der Landesregierung soll im Kampf gegen die Afrikanischen Schweinepest helfen. Einige Hunde sind schon im Einsatz.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR BW

Kreis Bad Dürkheim

Wegen Afrikanischer Schweinepest Bleiben Pfälzer Jäger auf ihrem Wildschwein-Fleisch sitzen?

Jäger im Kreis Bad Dürkheim können einwandfreies Fleisch von Wildschweinen nicht mehr verkaufen. Grund ist der Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Stand
Autor/in
Monika Regelin
Ninja Degen
Bild Ninja Degen, SWR Studio Mannheim
Phylicia Whitney

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.