Der Streit um kulturelle Aneignung bei einer Tanz-Aufführung der Mannheimer AWO hat bundesweit Schlagzeilen gemacht. Jetzt gab es eine Podiumsdiskussion mit allen Beteiligten.
Eigentlich wollte die Senioren-Tanzgruppe der Mannheimer Arbeiterwohlfahrt (AWO) auf der Bundesgartenschau einfach nur für gute Unterhaltung sorgen. Aber was dann passierte, damit hatten die Damen im Alter von 59 bis 85 Jahren nicht gerechnet.
Die BUGA-Verantwortlichen störten sich an den Kostümen: Sombreros und Pharaonen-Verkleidungen, das sei kulturelle Aneignung! Letztlich durften die Damen trotzdem auf der Hauptbühne auftreten, allerdings erst, nachdem die Kostüme angepasst worden waren. Außerdem einigte man sich damals darauf, eine Diskussionsveranstaltung zum Thema zu organisieren. Am Donnerstagabend war es soweit.
Rund 30 Zuschauer bei Podiumsdiskussion
Während zum ersten Auftritt der AWO-Seniorinnen rund 400 Zuschauer auf die BUGA gekommen waren, fiel die Resonanz bei der Podiumsdiskussion eher verhalten aus. Rund 30 Zuschauer interessierten sich dafür. Eine der Teilnehmerinnen auf der Bühne war die Mannheimer Schulamts-Direktorin und Bestseller-Autorin Florence Brokowski-Shekete. Sie sprach sich auf dem Podium für einen echten Austausch untereinander aus.
Man solle eine Kultur nicht auf ein einziges Kleidungsstück – wie zum Beispiel einen Sombrero – reduzieren. Anders sah das der Intendant des Festivals des deutschen Films, Michael Kötz. Er betonte bei der Podiumsdiskussion die Kunstfreiheit. Man solle den AWO-Damen nicht vorschreiben, was sie auf der Bühne tragen dürfen.
Tänzerinnen nahmen nicht teil
Von den Tänzerinnen selbst war an diesem Abend allerdings niemand mit auf dem Podium. Sie wurden von der Vorsitzenden des AWO-Ortsvereins Neckarau-Rheinau, Marianne Bade, vertreten. Sie war mit der Diskussion zufrieden. Man könne daraus lernen, dass man sich in Zukunft noch intensiver mit den Menschen auseinandersetzen müsse, die sich jetzt angegriffen fühlten.
Auch, wenn die Podiumsdiskussion zur kulturellen Aneignung nur ein vergleichsweise kleines Publikum gefunden hat, ist für Fabian Burstein, der das Bühnenprogramm der BUGA organisiert, eins klar: „Es war wichtig, in dieser Art und Weise zu handeln und sich der Diskussion zu stellen.“
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