Ein Loch von 900 Millionen Euro klafft in den Büchern der Kliniken in BW allein im laufenden Jahr. Ohne Hilfe droht laut Krankenhausgesellschaft das Aus für viele Häuser.
Die Krankenhäuser in Baden-Württemberg haben erneut vor einem unkontrollierten Kliniksterben gewarnt und finanzielle Unterstützung gefordert. Die finanzielle Lage der Kliniken verschlechtere sich zusehends, teilte die baden-württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) am Donnerstag mit Verweis auf eine Umfrage unter ihren Mitgliedern in Stuttgart mit. "85 Prozent der Krankenhäuser im Land befürchten für 2024 hohe Defizite. In Ihren Wirtschaftsplänen fehlen allein im laufenden Jahr 900 Millionen Euro", sagte Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der BWKG einer Mitteilung zufolge. Weil auch die Ergebnisse des vergangenen Jahres schlechter als befürchtet ausgefallen seien, fehlten den Kliniken in den Jahren 2023 und 2024 mehr als 1,5 Milliarden Euro.
Kosten für Personal und Sachmittel stark gestiegen
2022 hatten knapp 59 Prozent der Krankenhäuser im Südwesten laut BWKG rote Zahlen geschrieben. 2020 hatte noch fast jedes zweite Haus Gewinne gemacht. "Das finanzielle Desaster der Kliniken im Land ist eine direkte Folge der verfehlten Krankenhauspolitik des Bundes. Die Kosten für das Personal und die Sachmittel sind in den vergangenen zwei Jahren weit überdurchschnittlich gestiegen und eine dauerhafte und verlässliche Finanzierung fehlt immer noch", sagte Scheffold, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist.
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Viele Kliniken stehen vor der Insolvenz. Der Vorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft und Landrat des Alb-Donau-Kreises, Heiner Scheffold, schlägt Alarm.
Drei Kliniken in Baden-Württemberg sind insolvent
Es brauche eine Erhöhung der Krankenhausvergütung und eine verlässliche Finanzierung von künftigen Kostensteigerungen. Passiere das nicht, drohe "ein kalter Strukturwandel und eine Verschlechterung der Versorgung der Menschen, da die Rücklagen der Kliniken inzwischen aufgebraucht sind", warnte der BWKG-Chef. Eine geordnete Krankenhausreform sei dann nicht mehr möglich. Derzeit befänden sich drei Kliniken im Baden-Württemberg in einem Insolvenzverfahren. Wenn nicht schnell etwas passiere, würden es mehr werden.
Lucha sieht Verantwortung beim Bund
Die Finanzierung der Betriebskosten der Krankenhäuser sei Sache des Bundes, betonte Gesundheitsminister Manfred Lucha. Der Grünen-Politiker sagte, dass er sich seit Langem beim Bund dafür einsetze, die Bedingungen für die Krankenhäuser im Land zu verbessern. Die überdurchschnittlich hohen Lohnkosten in Baden-Württemberg schlagen laut Lucha besonders zu Buche. Der Bund sei in der Verantwortung, auch in der Übergangsphase bis zum Wirksamwerden der Krankenhausreform zusätzlich finanzielle Maßnahmen zu ergreifen, damit es nicht zu ungeordneten Krankenhausschließungen komme. "Hier stehen wir an der Seite der BWKG und fordern die Bundesminister Lauterbach und Lindner auf, endlich zu handeln, bevor es zu spät für viele Krankenhäuser ist."
Im vergangenen Sommer hatte die Landesregierung ein Hilfspaket für die Kliniken im Land in Höhe von 126 Millionen Euro angekündigt. Die BWKG hatte bereits damals erklärt, diese Einmalzahlung könne nur eine kurzfristige Hilfe sein. Die dauerhafte Unterfinanzierung der Klinken werde damit nicht behoben.
Die BWKG ist ein Zusammenschluss von 478 Trägern mit 197 Krankenhäusern, 133 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie 807 Pflegeeinrichtungen.
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