Symbolbild: Eine Mücke auf menschlicher Haut. Im Kreis Karlsruhe gibt es gerade eine Schnakenplage.

Schnakenbekämpfer kommen nicht hinterher

Überall Mücken: Wie Bewohner bei Karlsruhe mit der Schnakenplage leben

Stand
Autor/in
Mirka Tiede
SWR-Reporterin steht in einem Großraumbüro

Durch das Hochwasser haben sich die Mücken rund um Karlsruhe explosionsartig vermehrt. Die Schnakenplage am Oberrhein war vor 40 Jahren sogar noch schlimmer. Bewohner erzählen.

Der viele Regen und das Hochwasser in den vergangenen Monaten haben Stechmücken die optimalen Brutbedingungen geboten. So langsam schlüpfen immer mehr Schnaken. Das macht aktuell auch den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Nähe des Oberrheins bei Karlsruhe zu schaffen.

Man muss sich mit irgendwelchen Schnakenmitteln einsprühen.

"Seit gestern ist es extrem", erzählt Renate Schramm aus Linkenheim (Kreis Karlsruhe) vor einem Hühnerstall im Kleintierzuchtverein. "Bei den Hühnern im Auslauf ist es sehr stark. Wenn ich Büsche, Brennnesseln oder Unkraut schneide, da merke ich es am ganzen Körper."

Renate Schramm über die Schnakenplage von früher: "Da waren die Laternen abends schwarz"

Die Schnakenplage sei aber kein Dauerproblem, erzählt Renate Schramm. Abgesehen von den letzten zwei Tagen sei es mit den Mücken in den letzten zehn Jahren gut erträglich gewesen. Anders war das hingegen vor 40 Jahren, bevor die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) aktiv die Mücken bekämpft hat. "Da konnte man abends überhaupt nicht mehr raus. Da waren die Laternen abends schwarz. Da kam kein Licht mehr durch voller Schnaken."

Um sich vor Mücken zu schützen, nutzt Renate Schramm Mückenspray oder sie versucht, die Schnaken zu erschlagen. Solange die Insekten nicht in ihr Schlafzimmer kämen, sei sie auch zufrieden. "Im Wohnzimmer kann ich es noch aushalten, da bin ich ja wach. Aber nachts bin ich eben nicht wach. Dann stört mich, wenn ich dann wach werde, das Gesumme."

Renate Schramm vor einem Hüherstall in Linkenheim (Kreis Karlsruhe). Vor 40 Jahren hat es in ihrer Erinnerung deutlich mehr Mücken gegeben.
Renate Schramm vor einem Hüherstall in Linkenheim (Kreis Karlsruhe).

Mücken kommen im Kreis Karlsruhe vor allem abends

Auch Karl-Heinz Schmidt, ein Rentner aus Dettenheim-Rußheim (Kreis Karlsruhe), hat vor 45 Jahren deutlich schlimmere Verhältnisse erlebt. "Wir haben das Haus ziemlich in Eigenarbeit gebaut. Abends um 20:45 Uhr herum, als ich das Werkzeug zusammengeräumt habe, ist es nur mit Handschuhen, Parka und Kapuze aufgegangen", erinnert er sich.

Aber auch aktuell sei es in seinen Augen schlimm - auch mit der Schnakenbekämpfung der KABS. "Abends ab 21:15 Uhr brauchen Sie nicht mehr in den Garten gehen. Da werden Sie überfallen von einem Heer von Schnaken. Und man hört sie auch da hinten summen", sagt Karl-Heinz Schmidt. "Es ist nicht lustig dieses Jahr."

Zu Hause schützt der Rentner sich mit einem Fliegengitter. Schnakenschutzmittel braucht Karl-Heinz Schmidt eher nicht. Denn er sei in der glücklichen Lage, dass die Mücken selten an ihn gehen. Für seinen viereinhalbjährigen Enkel hingegen sei es übel. "Der kriegt Burbeln. Der braucht jedes Mal Arznei", sagt Karl-Heinz Schmidt.

Karl-Heinz Schmidt aus Dettenheim-Rußheim (Kreis Karlsruhe). Er findet die aktuelle Schnakenplage schlimm. Vor über 40 Jahren sei es mit den Mücken aber schlimmer gewesen.
Karl-Heinz Schmidt aus Dettenheim-Rußheim (Kreis Karlsruhe).

Überschwemmungen am Oberrhein bieten perfekte Bedingungen für Mücken

Laut Xenia Augsten, Pressesprecherin der KABS, haben die Überschwemmungen zu perfekten Brutbedingungen für die Stechmücken geführt. "Die sind jetzt aus ihrer Puppe geschlüpft [...] und auf dem Weg aus den Auwäldern in die Ortschaften", erklärt sie. Das sei an sehr vielen Stellen gleichzeitig passiert.

Ich glaube, ganz Deutschland muss sich dieses Jahr auf Stechmücken einstellen. Aber hier bei uns ist der Oberrhein natürlich einfach prädestiniert dafür.

KABS: "Viele Gebiete waren nicht zugänglich"

Die Einsätze der KABS im April haben laut der Pressesprecherin noch sehr gut funktioniert. Seit Mitte Mai gibt es aber einen sehr hohen Wasserstand des Rheins. Vor allem die Welle Anfang Juni habe die Bekämpfung schwierig gemacht, weil viele Gebiete nicht zugänglich gewesen seien, so Xenia Augsten.

Die KABS habe deswegen nicht die Möglichkeit gehabt, alles rechtzeitig zu erreichen, bevor das Wasser wieder zurückgeflossen sei. "Momentan können wir nichts mehr tun. Alles, was wir rechtzeitig erreicht haben, wurde bekämpft. Und da, wo wir eben nicht hingekommen sind, ist es jetzt einfach zu spät", sagt die Pressesprecherin. Die Folge ist die aktuelle Schnakenplage. Bei der hohen Dichte könne man die sonst eher in der Dämmerung aktiven Tiere auch schon tagsüber feststellen.

Was hilft gegen Mücken?

Neben dem Fliegengitter empfiehlt die Mückenexpertin auch, lange, helle und luftige Kleidung anzuziehen. Das wirke wie eine physische Barriere gegen die Schnaken. Mückensprays sollten Wirkstoffe wie Icaridin, Diethyltoluamid (DEET) oder PMD, einen Wirkstoff aus Eukalyptusöl, enthalten. Ob die Wirkstoffe in den Mückensprays zu finden sind, könne man hinten als Angabe auf der Verpackung nachlesen.

Eines der gängigsten Hausmittel, die als Waffe gegen Mücken genannt wird, sei Lavendel. Das helfe aber nicht so gut. Besser sei es, einen Ventilator richtig zu positionieren, damit viel Wind erzeugt wird, gegen den die Stechmücken anfliegen müssen. Darüber hinaus würden die Schnaken keinen Rauch mögen, wie er zum Beispiel beim Grillen auftritt.

Haben die Mücken schon zugestochen, sollte man den Stich nicht aufkratzen, um die Wunde nicht zu verunreinigen. Kühlen oder ein Hitzestift können stattdessen helfen. Letzterer müsse aber relativ schnell eingesetzt werden.

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