"Es sind Tränen geflossen"

Luchs im Nordschwarzwald: Nach Tod von Finja sitzt der Schock tief

Stand
Autor/in
Andreas Fauth
Ein Bild von Andreas Fauth

Nach dem Tod von Luchs-Dame Finja im Nordschwarzwald ist die Bestürzung bei den Projekt-Verantwortlichen groß. Aber die Experten blicken auch nach vorne. Weitere Auswilderungen sind geplant.

Bei Martin Hauser sitzt der Schock noch tief. Der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt hatte Luchskatze Finja im Nordschwarzwald gefunden. "Sie lag in einem ganz schlechten Zustand da", erinnert sich Hauser, der die GPS-Daten des Tieres verfolgte. Äußerlich konnte Hauser auf den ersten Blick keine Verletzungen feststellen. Aber Finja reagierte kaum auf ihn.

Martin Hauser, Wildtierbeauftrager des Landkreises Rastatt, ist nach dem Tod von Luchs-Dame Finja bestürzt.

Es war richtig heftig. Es sind auch Tränen geflossen.

Inzwischen ist klar: Die Luchs-Dame hat es nicht geschafft, am Mittwoch teilte das Ministerium für ländlichen Raum Baden-Württemberg ihren Tod mit. Da keine Behandlung der Tierärzte angeschlagen habe, musste Finja eingeschläfert werden.

Erste Luchs-Auswilderung im Nordschwarzwald

Martin Hauser selbst hatte bei der Auswilderung von Finja im vergangenen Dezember noch die Klappe der Transportbox öffnen dürfen. Der Luchs sprang damals im tiefen Schnee in die Freiheit - ein Moment, den der Wildtierbeauftragte nie vergessen wird.

Er und die Experten vom Ministerium für ländlichen Raum, der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW (FVA) und des Karlsruher Zoos hofften, dass Finja für Luchs-Nachwuchs in Baden-Württemberg sorgen würde. Denn bisher wurden hier nur männliche Luchse gesichtet.

Eine Aufnhame von Luchs Finja von einer Wildtierkamera im Nordschwarzwald aus dem Mai 2024.
Finja auf der Aufnahme einer Wildtierkamera aus im Mai 2024.

Doch daraus wird erst mal nichts. Dabei sei es Finja in den letzten Wochen und Monaten gut gegangen, erzählt Martin Hauser. Anhand der GPS-Daten und Aufnahmen von Wildtierkameras stellte er immer wieder beruhigt fest, dass der Luchs regelmäßig Tiere riss. "Finja hat sich hier wohl gefühlt. Sie hat sich nach der Auswilderung verhalten wie ein absolut gesunder Luchs."

Luchs Finja war krank - Untersuchungen laufen

Warum es Finja so schlecht ging, ist noch unklar. Tierärzte des Karlsruher Zoos leiteten noch am Fundort Notfallmaßnahmen ein und legten eine Infusion. Sie wurde in eine Tierklinik gebracht. Aber es half nichts: Am Samstagmorgen hatte sich der Zustand der Luchskatze nicht gebessert, so dass sie eingeschläfert werden musste.

Wir haben die ganze Nacht intensiv um Finja gekämpft.

Woran Finja erkrankt war, sollen weitere pathologische Untersuchungen zeigen. Die Luchskatze stammte aus einem Wildgehege in Thüringen und war in Rheinland-Pfalz für die Freilassung im Nordschwarzwald vorbereitet worden. "Dabei haben wir auch veterinärmedizinisch alle Untersuchungen gemacht, um sicherzustellen, dass ein gesundes Tier ausgewildert wird - und das war sie auch", sagt Tierarzt Marco Roller. Für ihn war es daher auch eine extrem schwere Entscheidung, Finja einschläfern zu lassen, um ihr weiteres Leid zu ersparen.

Nordschwarzwald

Raubkatze soll wieder heimisch werden Erster weiblicher Luchs im Nordschwarzwald ausgewildert

Im Rahmen eines landesweiten Luchsprojekts ist im Nordschwarzwald zum ersten Mal ein weiblicher Luchs ausgewildert worden. Die Raubkatze soll in BW wieder heimisch werden.

SWR4 BW am Freitag SWR4 Baden-Württemberg

Weitere Auswilderungen von Luchsen geplant

Doch das Luchsprojekt ist damit nicht gescheitert, betont Eva Klebelsberg, die Leiterin des Luchsprojekts an der FVA. "Bei solchen Auswilderungsprojekten muss man immer damit rechnen, dass Tiere sterben können. Das muss man leider einkalkulieren." Natürlich gehe ihr der Tod von Finja nahe. Aber der Blick geht auch nach vorne. Man koordiniere, wann die nächsten Auswilderungen stattfinden können - "sehr warscheinlich bald", wie die Expertin verrät.

Insgesamt sollen bis 2027 bis zu zehn, insbesondere weibliche Luchse ausgewildert werden. Auch Martin Hauser ist daher optimistisch, dass es doch noch klappt mit dem Luchs-Nachwuchs im Nordschwarzwald. Luchs-Männchen Toni hat er vor ein paar Monaten wieder auf einer Aufnahme einer Wildkamera gesehen. "Wir denken, dass es ihm weiterhin gut geht." Vielleicht klappt es also nach der nächsten Auswilderung mit einer Paarung.

Mehr zum Thema Luchs

Nordschwarzwald

Sie wurde eingeschläfert Luchs-Dame Finja ist im Nordschwarzwald gestorben

Die ausgewilderte Luchskatze Finja musste eingeschläfert werden. Eigentlich hätte sie zusammen mit Luchskater Toni für viel Nachwuchs im Schwarzwald sorgen sollen.

SWR4 am Mittwoch SWR4

Murgtal, Enztal, Kreis Rastatt

Der Raubkatze auf der Spur Luchs im Nordschwarzwald: Gibt es dieses Jahr Nachwuchs bei Finja und Toni?

Luchskatze Finja und Luchs Toni sollen im Nordschwarzwald gemeinsam Nachwuchs zeugen. Bisher sind sich die beiden aber wahrscheinlich noch nicht begegnet.

Landesschau Baden-Württemberg SWR BW

Karlsruhe

Tiere sollen minimalen Kontakt zum Menschen haben Zoo Karlsruhe: Neues Gehege soll Luchse auf die Freiheit vorbereiten

Der Zoo Karlsruhe baut im Tierpark Oberwald ein 5.000 Quadratmeter großes Gehege. Darin soll der Nachwuchs von Luchsen auf die Auswilderung vorbereitet werden.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.