Nach dem Tod von Luchs-Dame Finja im Nordschwarzwald ist die Bestürzung bei den Projekt-Verantwortlichen groß. Aber die Experten blicken auch nach vorne. Weitere Auswilderungen sind geplant.
Bei Martin Hauser sitzt der Schock noch tief. Der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt hatte Luchskatze Finja im Nordschwarzwald gefunden. "Sie lag in einem ganz schlechten Zustand da", erinnert sich Hauser, der die GPS-Daten des Tieres verfolgte. Äußerlich konnte Hauser auf den ersten Blick keine Verletzungen feststellen. Aber Finja reagierte kaum auf ihn.
Inzwischen ist klar: Die Luchs-Dame hat es nicht geschafft, am Mittwoch teilte das Ministerium für ländlichen Raum Baden-Württemberg ihren Tod mit. Da keine Behandlung der Tierärzte angeschlagen habe, musste Finja eingeschläfert werden.
Erste Luchs-Auswilderung im Nordschwarzwald
Martin Hauser selbst hatte bei der Auswilderung von Finja im vergangenen Dezember noch die Klappe der Transportbox öffnen dürfen. Der Luchs sprang damals im tiefen Schnee in die Freiheit - ein Moment, den der Wildtierbeauftragte nie vergessen wird.
Er und die Experten vom Ministerium für ländlichen Raum, der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW (FVA) und des Karlsruher Zoos hofften, dass Finja für Luchs-Nachwuchs in Baden-Württemberg sorgen würde. Denn bisher wurden hier nur männliche Luchse gesichtet.
Doch daraus wird erst mal nichts. Dabei sei es Finja in den letzten Wochen und Monaten gut gegangen, erzählt Martin Hauser. Anhand der GPS-Daten und Aufnahmen von Wildtierkameras stellte er immer wieder beruhigt fest, dass der Luchs regelmäßig Tiere riss. "Finja hat sich hier wohl gefühlt. Sie hat sich nach der Auswilderung verhalten wie ein absolut gesunder Luchs."
Luchs Finja war krank - Untersuchungen laufen
Warum es Finja so schlecht ging, ist noch unklar. Tierärzte des Karlsruher Zoos leiteten noch am Fundort Notfallmaßnahmen ein und legten eine Infusion. Sie wurde in eine Tierklinik gebracht. Aber es half nichts: Am Samstagmorgen hatte sich der Zustand der Luchskatze nicht gebessert, so dass sie eingeschläfert werden musste.
Woran Finja erkrankt war, sollen weitere pathologische Untersuchungen zeigen. Die Luchskatze stammte aus einem Wildgehege in Thüringen und war in Rheinland-Pfalz für die Freilassung im Nordschwarzwald vorbereitet worden. "Dabei haben wir auch veterinärmedizinisch alle Untersuchungen gemacht, um sicherzustellen, dass ein gesundes Tier ausgewildert wird - und das war sie auch", sagt Tierarzt Marco Roller. Für ihn war es daher auch eine extrem schwere Entscheidung, Finja einschläfern zu lassen, um ihr weiteres Leid zu ersparen.
Raubkatze soll wieder heimisch werden Erster weiblicher Luchs im Nordschwarzwald ausgewildert
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Weitere Auswilderungen von Luchsen geplant
Doch das Luchsprojekt ist damit nicht gescheitert, betont Eva Klebelsberg, die Leiterin des Luchsprojekts an der FVA. "Bei solchen Auswilderungsprojekten muss man immer damit rechnen, dass Tiere sterben können. Das muss man leider einkalkulieren." Natürlich gehe ihr der Tod von Finja nahe. Aber der Blick geht auch nach vorne. Man koordiniere, wann die nächsten Auswilderungen stattfinden können - "sehr warscheinlich bald", wie die Expertin verrät.
Insgesamt sollen bis 2027 bis zu zehn, insbesondere weibliche Luchse ausgewildert werden. Auch Martin Hauser ist daher optimistisch, dass es doch noch klappt mit dem Luchs-Nachwuchs im Nordschwarzwald. Luchs-Männchen Toni hat er vor ein paar Monaten wieder auf einer Aufnahme einer Wildkamera gesehen. "Wir denken, dass es ihm weiterhin gut geht." Vielleicht klappt es also nach der nächsten Auswilderung mit einer Paarung.
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