An der Wertheimer Rotkreuzklinik soll es keine Grund- und Regelversorgung mehr geben. Stattdessen soll sie zu einer Fachklinik für Amputationsnachsorge und Schmerztherapie werden.
Die Rotkreuzklinik in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) soll verkauft werden - und zwar an den Fachklinikbetreiber Josef Oswald. Dann würde aus dem Krankenhaus mit Grund- und Regelversorgung eine Fachklinik werden, die sich auf Amputationsnachsorge und Schmerztherapie fokussiert. Das bestätigte die Stadt dem SWR. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez (SPD) hätte sich das anders gewünscht.
Schwesternschaft München lehnte Angebot der Stadt ab
"Wir sind enttäuscht und frustriert über diese Entwicklung. Das Angebot der Stadt Wertheim liegt seit Monaten vor, wurde mehrfach besprochen und verhandelt", sagte OB Herrera Torrez. Das Angebot habe die Schwesternschaft München abgelehnt. Stattdessen habe Generaloberin Edith Dürr mitgeteilt, dass sie keine Möglichkeit sehe, dieses Angebot in absehbarer Zeit rechtlich zu bewerten und zu verhandeln, um so zu einem Ergebnis im Hinblick auf eine kommunale Trägerschaft zu kommen. In der Zwischenzeit unterbreitete der Fachklinikbetreiber Josef Oswald ein Angebot. Das nahm der Insolvenzverwalter an.
Klinikpersonal wurde über weiteres Vorgehen informiert
Am Donnerstagnachmittag wurde das Klinikpersonal in einer Mitarbeiterversammlung über die Entscheidung informiert. Dem SWR teilte die Schwesternschaft mit, dass der Insolvenzverwalter die wirtschaftlich beste Lösung für die Gläubiger der Rotkreuzklinik umsetzen müsse und dies sei nun mit der Entscheidung für den Verkauf an den privaten Fachklinikbetreiber erfolgt. Für Verhandlungen mit der Stadt seien nicht alle Voraussetzungen für eine Entscheidungsgrundlage geschaffen worden, heißt es in der Stellungnahme der Schwesternschaft. Dennoch sei man bereit, weiter zu verhandeln.
Schon Ende Januar war die Lösung mit dem Fachklinikbetreiber für das finanziell angeschlagene Krankenhaus im Gespräch. Damals wurde das Angebot aber zurückgezogen, weil es für viel Kritik innerhalb der Belegschaft sorgte. Es folgten etliche Gespräche zwischen der Stadt und der Rotkreuzschwesternschaft München, die den Angaben zufolge aber zuletzt ins Stocken gerieten.
Landrat will sich für Notfallversorgung einsetzen
Sollte es nun zur Fachklinik-Lösung kommen, werde sich der Landkreis für eine angemessene Notfallversorgung im Raum Wertheim einsetzen. Das kündigte Landrat Christoph Schauder (CDU) in einer ersten Stellungnahme an. Ziel müsse es sein, dass die Bürgerinnen und Bürger im Falle eines medizinischen Notfalls auch weiterhin adäquat versorgt werden können. Die könne auch mit einem Fachklinik-Modell gelingen, so Schauder.
Um keine Zeit zu verlieren, sollen dem Betreiber der Fachklinik so schnell wie möglich entsprechende Gespräche angeboten werden. Durch das weit fortgeschrittene Insolvenzverfahren ist es laut Schauder nicht unwahrscheinlich, dass es keine andere Lösung mehr geben wird.
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