Der Gewinn bricht ein, drei VW-Werke stehen auf der Kippe - und auch bei Audi in Neckarsulm sind nicht alle Vereinbarungen in Stein gemeißelt.
VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sprach zuletzt von einer ernsten Lage, die umfassende Maßnahmen notwendig mache, um die Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangen zu können. Was das konkret bedeutet, wird am Mittwochmorgen klar: Auch bei Audi ist der Gewinn massiv eingebrochen.
Am Montag gab VW bekannt, mindestens drei Werke in Deutschland schließen zu wollen. Im Audi-Werk in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) wurde diese Nachricht aus Wolfsburg mit "viel Sorge" aufgenommen, wie der Betriebsrat Neckarsulm auf SWR-Anfrage mitteilt.
Vor allem bei Audi und Porsche Verluste
Der Nettogewinn bei VW ging im dritten Quartal um 64 Prozent zurück. Dabei leidet die Hauptmarke des Konzerns ebenso wie die wichtigsten Gewinnbringer Audi und Porsche unter dem Absatzrückgang auf dem wichtigsten Markt China. Dort mussten die Pkw-Marken sogar zweistellige Einbrüche hinnehmen.
Was das genau für die Beschäftigten im Audi Werk Neckarsulm bedeutet, ist aktuell noch unklar. Die Mitteilung, dass Audi weniger Autos verkauft, dürfte die Sorgen und Ängste der Angestellten in Neckarsulm aber noch einmal befeuern.
Produktion in Brüssel wird eingestellt
Bereits am Dienstagabend wurde bekannt, dass im Audi Werk in Brüssel, über dessen mögliche Schließung lange diskutiert wurde, die Produktion des einzigen dort hergestellten Modells Ende Februar 2025 eingestellt werden soll. Wie es dort weiter geht, ist noch unklar. Zuletzt hatte es noch Gespräche mit Investoren gegeben, dabei habe sich jedoch kein tragfähiges Konzept ergeben.
Sorgen in Neckarsulm um Beschäftigungsgarantie
In Neckarsulm waren aber schon vor der Bekanntgabe des Gewinneinbruchs die Sorgen groß. Vor Kurzem habe man bei der Betriebsversammlung klare Forderungen an die eigene Unternehmensleitung zum Ausdruck gebracht. Die Hoffnung der Beschäftigten in Neckarsulm ist, dass langfristig gedacht und geplant werde, heißt es vom Neckarsulmer Betriebsrat.
Vereinbarungen sind nicht in Stein gemeißelt
In Neckarsulm wurde 2019 im Rahmen der Grundsatzvereinbarung "Audi.Zukunft" eine Beschäftigungssicherung bis 2029 vereinbart und damit betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausgeschlossen. Diese Beschäftigungsgarantie bis 2029 hat Bestand, bestätigt Audi in einer Stellungnahme dem SWR. Aber auch diese Garantie ist nicht ohne Lücke: Denn bei "verschlechterten unternehmerischen Rahmenbedingungen [können] neue Verhandlungen aufgenommen werden." Und genau das sei nun der Fall, teilt ein Audi-Sprecher in Neckarsulm mit. Aber trotz großen Handlungsdrucks soll es keine "Rasenmähermethode" geben.
In vertrauensvollen Gesprächen, so ein Unternehmenssprecher, solle jetzt im Sinne des Unternehmens und der Audi-Beschäftigten eine gemeinsame Lösung gefunden werden. Konkrete Ergebnisse gebe es aber noch nicht, so der Betriebsrat am Dienstagvormittag.
VW-Krise und Streik: Fordert die IG Metall im Tarifstreit zu viel?
VW-Ankündigung mitten in Tarifrunde
"Kein Werk ist sicher" - so die Ankündigung des VW-Betriebsrats. Der Konzern werde mindestens drei Werke in Deutschland schließen und Zehntausende Arbeitsplätze streichen. Diese Nachricht trifft mitten in die aktuelle Tarifrunde der IG Metall. Das sei laut VW-Betriebsrat allerdings kein taktischer Schachzug für die Verhandlungen gewesen. Der Zeitpunkt der Mitteilung sei davon losgelöst, heißt es dazu vom Neckarsulmer Betriebsrat.
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