Ob auf Brötchen oder in Rouladen - saure Gurken haben eine lange Tradition. Doch der Anbau ist für Landwirte nicht mehr attraktiv. Ein Blick auf die Felder in Neuenstadt am Kocher.
Zu teuer und zu aufwendig: Immer weniger Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland bauen Einlegegurken an. Markus Kratzmüller aus Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn) baut seit 30 Jahren Gurken an und beliefert damit das schwäbische Unternehmen Hengstenberg in Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn). Doch der Anbau stellt ihn und viele andere Landwirte vor Herausforderungen.
Anbau lohnt sich finanziell kaum noch
Für die Ernte der Gurken brauche es um die 30 Saisonarbeiterinnen und -arbeiter, die alle untergebracht werden müssen. Weil die Ernte täglich viele Stunden in Anspruch nimmt und die Mindestlöhne mittlerweile angestiegen sind, kostet der Anbau viel Geld, so Kratzmüller. Der bürokratische Aufwand lohne sich für viele Landwirte einfach nicht mehr. Von anfangs knapp 30 Höfen, die für das Hengstenberg-Werk in Bad Friedrichshall Einlegegurken anbauen, sind mittlerweile nur noch drei übrig, erzählt er.
Gurken sind anspruchsvoll
Auch die Gurken selbst machen es den Landwirten nicht einfach. Sie mögen es gerne feucht und warm, optimal sind 15 bis 30 Grad, bei noch höheren Temperaturen wachsen sie nicht weiter. Auch Wetterextreme wie Dürre und Hitze oder die Unwetter der vergangenen Wochen schaden der Ernte. Oftmals müssen die Anbauflächen stark bewässert werden. Auch das verursacht hohe Kosten, sagt Katzmüller.
Liegend auf dem Gurkenflieger
Dass in einem Glas Gurken viel Handarbeit steckt, ist vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht bewusst, so Markus Kratzmüller: Erntehelferinnen und -helfer müssen die sehr empfindlichen Gurken einzeln mit der Hand pflücken. Dafür liegen sie bäuchlings auf den Seitenauslegern der Erntemaschinen, den sogenannten "Gurkenfliegern". Die Ernte nehme dadurch enorm viel Zeit in Anspruch.
Anbaufläche und Zahl der Betriebe schrumpft
Nicht nur für Kratzmüller wird der Anbau der sauren Gurken immer herausfordernder. Bundesweit sind in den vergangenen Jahren sowohl die Anbauflächen als auch die Zahl der anbauenden Betriebe geschrumpft, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Während 2018 noch auf 2.020 Hektar Gurken angebaut wurden, waren es 2023 1.880 Hektar. Die Anzahl der Betriebe sank dabei von 315 auf 250.
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