Die Wertheimer Rotkreuzklinik muss schließen. Die Stadt will das Gebäude kaufen und ein Gesundheitszentrum auf die Beine stellen. Landrat Schauder begrüßt diesen Plan.
Monatelang ist um die Zukunft der Wertheimer Rotkreuzklinik (Main-Tauber-Kreis) gerungen worden. Jetzt hat sich auch die letzte Hoffnung noch zerschlagen, dass aus dem Krankenhaus eine Fachklinik für Amputationen wird. Am Freitag hat die Stadt ihren Plan vorgestellt: Die Kommune will das Gebäude und die Liegenschaft aufkaufen und hofft, dort ein Gesundheitszentrum aufbauen zu können.
OB: "Wütend und frustriert"
Dem SWR sagte Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez (SPD), er sei "wütend und frustriert darüber, wie das Insolvenzverfahren ausgegangen ist." Vor allem auch darüber, dass der Stadt im April "die Türe vor der Nase zugeschlagen wurde". Damals ging es darum, ob die Kommune bei der Klinik einsteigt. Die Begründung des Insolvenzverwalters, so der OB: Es gebe ein bindendes Angebot. Doch so bindend sei das dann wohl nicht gewesen, kritisiert Torrez. Denn dieses Angebot, die Klinik zu einer Fachklinik zu machen, ist jetzt offiziell gescheitert.
Der Plan jetzt: Die Stadt Wertheim will das Gebäude und die Liegenschaft kaufen, um dort in den nächsten Monaten oder Jahren ein Gesundheitszentrum auf die Beine zu stellen. Dort soll es dann verschiedene medizinische Dienstleistungen geben, so der OB. Die Stadt hofft, auch eine Notfallversorgung anbieten zu können. Dazu müssten jetzt weitere Gespräche unter anderem mit Ärzten, dem Landkreis und den Krankenkassen geführt werden, so Herrera Torrez. Wie das alles gelinge, wisse man aber noch nicht. Auch ob die Stadt wirklich den Zuschlag bekommt und Gebäude und Areal kaufen kann, steht noch in den Sternen. Das letzte Wort haben da nämlich Insolvenzverwalter und Gläubiger.
Ein gleichwertiger Ersatz zur Klinik wäre das Gesundheitszentrum allerdings nicht. In der nächsten Woche sollen Experten damit beauftragt werden, ein passendes Konzept für den Standort zu entwickeln.
Landrat Schauder begrüßt den Plan der Stadt
Christoph Schauder (CDU), Landrat des Main-Tauber-Kreises, begrüßt ausdrücklich die Pläne der Stadt, Gebäude und Areal zu kaufen. Dies sei auch im Vorfeld seine Empfehlung gewesen, sollte das Insolvenzverfahren scheitern. Dann habe die Stadt auch die Hand drauf, wenn es um die Nachnutzung geht. Gleichzeitig sieht er damit gute Chancen für die Stadt, die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) mit einer Notfallpraxis in Wertheim zu halten.
Für die Rettungsdienste seien bereits seit Wochen Planungen gelaufen für den Fall, dass die Rotkreuzklinik keine Patienten mehr aufnimmt. Diese Pläne würden jetzt umgesetzt. Dazu gehöre auch, dass Rettungsärzte direkt in der Wertheimer Rettungswache angesiedelt werden. Denn bisher kamen die aus der angrenzenden Rotkreuzklinik.
Die Krankenhäuser in Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim (beide Main-Tauber-Kreis) sieht Schauder als leistungsfähig genug an, um die die stationären Patientinnen und Patienten aufzunehmen, die sonst in die Rotkreuzklinik gekommen wären.
Sozialministerium bedauert Entwicklung des Insolvenzverfahrens
OB Torrez kritisierte bereits am Mittwoch das Sozialministerium in Stuttgart dafür, wie es zu der Annahme gekommen sei, die Umwandlung zur Fachklinik sei eine gute Lösung für die Rotkreuzklinik. In einer Stellungnahme des Ministeriums an den SWR heißt es, man bedauere die Entwicklung. Jetzt gelte es, die Versorgungssicherheit eben ohne die Rotkreuzklinik zu gestalten und, wo nötig, zu ergänzen. Der Auftrag zu eben dieser Sicherstellung liege aber bei den Land- und Stadtkreisen.
Im Sozialministerium ist man auch der Meinung, die Bindung der Bürgerinnen und Bürger zur Rotkreuzklinik sei nicht groß genug gewesen. Das mache sich bemerkbar, wenn Patientinnen und Patienten für größere Behandlungen eben doch woanders hingingen. Oder von Ärzten an andere Kliniken überwiesen würden.
Viel Unverständnis und Kopfschütteln
Für viele Wertheimerinnen und Wertheimer ist das jetzt besiegelte endgültige Aus ein echtes Ärgernis. Heike Renner-Westermann etwa spricht von einer absoluten Katastrophe. Sie sei entsetzt. Ihre Eltern seien schon öfter in der Rotkreuzklinik behandelt worden. Sie verstehe nicht, dass der Staat in so einem Fall nicht eingreife.
Kopfschütteln auch bei Annette Lange. Die Nachricht vom endgültigen Aus der Rotkreuzklinik habe sie regelrecht geschockt. Die Bürger hätten für einen Erhalt der Klinik gekämpft. Man fühle sich letztlich machtlos, so Lange.
Ärzte wollen für Notfallversorgung kämpfen
Nach dem endgültigen Aus für die Rotkreuzklinik wollen niedergelassene Ärzte jetzt weiter zumindest um eine Notfallversorgung an der Klinik kämpfen. Dazu laufen bereits Gespräche mit der Stadt und dem Gemeinderat, bestätigte Notärztin Sandra Rückert.
Es gebe derzeit noch eine hervorragend ausgestattete Notaufnahme an der Rotkreuzklinik. Sie habe schon noch Hoffnung, so Rückert, auch wenn es schwieriger geworden sei.
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