Gegen eine Frau aus Lauffen ist am Mittwoch das Urteil am Heilbronner Landgericht gefallen. Das Gericht verurteilte die Frau wegen Totschlags zu siebeneinhalb Jahren Haft.
Der Fall hat überregional für Schlagzeilen gesorgt: Eine junge Mutter hat im September 2023 ihr neugeborenes Baby aus dem Fenster geworfen. Der Grund laut Anklage: Es soll nicht in die Lebenspläne der Frau gepasst haben. Nun verurteilte das Landgericht Heilbronn die Frau zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten. Allerdings nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags.
Richter: "Fall hat viele bewegt"
Das Urteil nahm die 28-Jährige mit starrem Blick auf. Bei der Urteilsbegründung sagte der Richter, der Fall habe viele bewegt und Aufsehen erregt. Es handele sich um ein schreckliches Geschehen. Eine Mutter, die ihr Baby nach der Geburt eigentlich beschützen sollte, habe es getötet, so der Richter. Nach Überzeugung des Gerichts war es kein geplanter Mord, sondern eine spontane Tat. Die Schwangerschaft sei für die Frau zur Unzeit gekommen, ein Baby habe nicht in die Lebensplanung gepasst. Es bleibe eine vorsätzliche Tötung und damit ein schweres Verbrechen.
Nicht überzeugend fanden die Richter auch die Aussage der Frau im Prozess, sie habe gar nichts von der Schwangerschaft bemerkt. Sie habe sehr wohl Schwangerschaftsanzeichen wahrgenommen, das Ganze dann aber verdrängt. Durch die Auswertung von Internetrecherchen habe man verfolgen können, dass das Thema die 28-Jährige beschäftigt habe.
Staatsanwaltschaft plädierte auf Mord
Ob sie in Revision gehen will, ließ die Staatsanwaltschaft am Mittwoch offen. Vom angeklagten Mordvorwurf war die Kammer bei der Urteilsbegründung nicht überzeugt. Die Staatsanwältin hatte eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert. Sie ging vom Mordmerkmal "niedrige Beweggründe" aus. Dazu zählen unter anderem auch Zorn, Hass und Enttäuschung, an deren Ursache das Opfer keinen Anteil hat.
Mutter wirft Baby aus Fenster: Gutachter hält Frau für schuldfähig
So bewertet der Verteidiger Malte Höch im SWR-Interview das Urteil:
Die Verteidigung hatte hingegen auf einen minderschweren Fall von Totschlag plädiert und eine Haftstrafe von nicht mehr als drei Jahren gefordert. Sie plant, nach dem Urteil in Revision zu gehen. Die Angeklagte hatte laut Verteidigung die Schwangerschaft verdrängt und ist traumatisiert. Ein psychiatrischer Gutachter vom Weinsberger Klinikum am Weissenhof (Kreis Heilbronn) hielt die Frau dagegen für voll schuldfähig.
Kurz nach dem Prozessauftakt Ende April hatte die Angeklagte die Tat gestanden. Sie könne sich bis heute den Moment nicht erklären, in dem sie im vergangenen Jahr ihre neugeborene Tochter losgelassen habe, sagte die 28-Jährige damals vor Gericht. Der Säugling war an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma gestorben. Schwangerschaft und Geburt hatte die Angeklagte bis zuletzt geheim gehalten.
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