Das Unwetter hat in Gemmingen viele Spuren hinterlassen. Nicht nur der Schlamm gehört dazu. Einige blicken mit Sorge auf mögliche neue Unwetter, der Bürgermeister beruhigt.
Noch immer beseitigen die Menschen in Gemmingen (Kreis Heilbronn) Schlamm von den Straßen, aus den Einfahrten, Kellern, Wohnungen oder Geschäften. Nach dem Unwetter am Montag, das die Gemeinde mit rund 5.000 Einwohnern unter Wasser gesetzt hat, sind Bürgerinnen und Bürger, Schülerinnen und Schüler und andere Helfer fast rund um die Uhr im Einsatz. Und zwei Tage später wird schon wieder vor Unwetter und Starkregen gewarnt. Einige sorgen sich daher. Bürgermeister Timo Wolf (parteilos) geht jedoch nicht davon aus, dass es gleich mehrfach denselben Ort trifft.
Bürgermeister glaubt nicht an erneutes Unglück
Wolf glaubt nicht, dass Gemmingen erneut so stark getroffen wird. "Da müssten wir jetzt anfangen mit dem Lotto spielen", scherzt er am zweiten Tag nach dem Unwetter. "Aber ich sehe natürlich die Menschen, die Wasser im Keller hatten, die jetzt sorgenvoll gen Himmel blicken", so der Bürgermeister weiter. Da die Kanäle aber wieder zu 99 Prozent, so sagt es Wolf, frei wären, gehe er davon aus, dass das Wasser jetzt wieder sauber abfließen könne.
Feuerwehrkommandant musste Freundin aus dem Haus retten
Auch Steffen Ebert war betroffen - doppelt, könnte man sagen. Ebert ist in Gemmingen der Feuerwehrkommandant. Doch auch privat hatte er mit dem Wasser zu kämpfen. Seine Lebensgefährtin musste er mit einem Frontlader über das Carportdach aus dem Obergeschoss retten, weil sie das Haus über die Eingangstür nicht mehr verlassen konnte.
Nach dem Feuerwehreinsatz bis spät in die Nacht ging dann die große Arbeit zu Hause los. Hüfthoch stand das Wasser, erzählt Ebert, in der ganzen Wohnung Schlamm. Damit das Erdgeschoss, das Haus liegt etwas tiefer, nicht noch einmal voll läuft, hat Ebert zusammen mit Freunden und Kollegen die Eingangstür jetzt erst einmal mit Sandsäcken gesichert.
Schlaflose Nächte vor dem nächsten möglichen Unwetter
Eugen Stoll berichtet von schlaflosen Nächten. Am Mittwoch war er auch schon wieder um 4 Uhr auf den Beinen, um aufzuräumen. Unter anderem war sein Keller vollgelaufen. Mit 67, so Stoll, müsse er sich aber auch mal zurücknehmen, auf die Gesundheit achten. Doch auch diese Nacht wird Stoll vermutlich wieder nur wenig Schlaf finden. "Wenn dann Regen aufs Dach kommt, bist du wieder wach. [...] Das dauert eine Zeit, bis man das verdaut hat", so Stoll gegenüber dem SWR.
Kurzfristige Warnung vor Starkregenereignissen schwierig
Die Aufräumarbeiten gehen also auch am Mittwoch weiter. Am Montag kam der Regen plötzlich - sich rechtzeitig darauf vorzubereiten, sei quasi nicht möglich gewesen.
SWR-Wetterexperte Karsten Schwanke hat sich im SWR-Fernsehen zu den Starkregenereignissen geäußert. Er erklärt, warum eine kleinräumige und kurzfristige Warnung vor Starkregen mit Überschwemmungen so schwierig ist und welche Unwetter in den nächsten Tagen auf Baden-Württemberg zukommen können:
Große Hilfsbereitschaft und Solidarität in Gemmingen
Derweil packen in dem kleinen Ort alle mit an, die Solidarität ist groß. So half beispielsweise eine Gemeinschaftsschule bei den Aufräumarbeiten. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler waren in der Gemeinde unterwegs. Einige halfen beim ansässigen Blumenladen, beim Säubern von Garagen, andere klapperten Wohnhäuser ab, um mit anzupacken, erklärt der Rektor der Wolf-von-Gemmingen-Schule, Christian Mair, vor Ort.
Offizieller Feuerwehreinsatz beendet
In vielen Wohnhäusern und Geschäften laufen die Aufräumarbeiten zwar weiter, der offizielle Feuerwehreinsatz ist mittlerweile jedoch beendet, sagte Bürgermeister Timo Wolf dem SWR. Jetzt werde strukturiert ein Plan abgearbeitet. Dazu gehören Reparaturarbeiten, die Trocknung vieler Räume, Keller und Tiefgaragen oder die Spülungen der Kanäle.
Kanäle müssen gereinigt werden
Noch immer ist der ausgeschwemmte Lehm der Felder ein großes Problem vor Ort. Derzeit werden Bacheinläufe gereinigt und Gräben freigeschaufelt, damit neue Regenfälle abfließen können. Dafür sind auch externe Firmen beauftragt wie eine Kanalreinigungsfirma. Der Schaden, der durch die Überflutung entstanden ist, lässt sich auch am Mittwoch noch nicht beziffern.