Das Unwetter kam plötzlich - nun räumt Gemmingen auf. Über den Tag hinweg räumt die Feuerwehr die Straßen, doch die Bewohner werden den Schlamm noch über Tage im Haus haben.
Nach und nach haben Feuerwehr und Kanalreiniger die Straßen wieder frei von den Unmengen an Schlamm bekommen. Doch die Bewohnerinnen und Bewohner von Gemmingen sind noch sehr beschäftigt Keller, Scheunen und Garagen sauber zu machen. Am Montagabend hatte es plötzlich so stark zu regnen begonnen, dass die Straßen im Ort großflächig mit Wasser überflutet wurden.
Wer am Dienstagmittag durch Gemmingen läuft, kommt an vielen Betroffenen vorbei. Eugen Fuchs spritzt mit einem Hochdruckstrahler den Schlamm aus seiner Garage. Jetzt sind es noch gut drei bis vier Zentimeter, doch er erinnert sich an Montagabend, wie eine Welle auf ihn zuschoss.
Verzweiflung und Schock bei Bürgerinnen und Bürgern
Der Schock sitzt bei vielen der Betroffenen tief und einige realisieren erst langsam, wie groß der Schaden ist. Viele betroffene Anwohner berichten den Tränen nahe vom Wasser und dem angespülten Schlamm in ihren Häusern. Fast 24 Stunden nach der Flut schwinden die Kräfte bei vielen Menschen, die fast ununterbrochen aufräumen und putzen.
Vor dem Blumengeschäft der Gemeinde stapeln sich Deko-Gegenstände und Blumentöpfe. Hinter dem Haus bilden Freunde und Verwandte eine große Waschstraße, um die Gegenstände vom Schlamm zu befreien. Bei Eugen Stoll schossen Schlamm und Wasser durch die Lichtschächte in den Keller. Bis unter den Ölkessel staut sich dort nun der Dreck.
Vor den Läden ist Eleonore Ebert gerade auf dem Weg zum Bäcker. Auch sie wurde von den Massen überrascht, wie sie erzählt. Zuerst half sie ihrer Bekannten, die Schuhkartons im Schuhladen zu retten. Hier ging es noch glimpflich aus. Doch als sie nach Hause kam, stand dort das Wasser hüfthoch im Hof und im Keller. Auch das Auto stand im Wasser. Bis 2:30 Uhr in der Nacht waren sie beschäftigt und am nächsten Tag ging es weiter: "Katastrophe!"
Unwetter aus Starkregen und Hagel
Zum plötzlichen Starkregen kam Hagel mit bis zu zwei Zentimeter großen Körnern hinzu. Teilweise stand das Wasser rund einen halben Meter hoch. Was übrig blieb: jede Menge Schlamm. Noch am Abend begannen die Menschen mit den Aufräumarbeiten. Diese würden wohl noch einige Tage und Wochen dauern, sagte Bürgermeister Timo Wolf (parteilos) am Dienstagmorgen.
Bis zum Mittag war das noch eine relativ große Fläche, erzählte Wolf dem SWR im Interview. In Teilen sei das Ausmaß verheerend. Die Schlammschicht muss mit Wasser weggespült und in Kanäle abgeleitet werden. Eine externe Kanalreinigungsfirma wurde außerdem beauftragt. Wolf rechnet allein mit einem fünfstelligen Betrag für die kurzfristigen Reinigungsarbeiten.
Unwetter in Gemmingen: Statistisch ein Jahrtausendereignis
Vor einem Hochwasser, das laut Statistik alle 100 Jahre kommt, sei der Ort geschützt, sagte Bürgermeister Wolf. Aber was da vom Himmel kam, sei viel mehr gewesen.
Wie hoch der Gesamtschaden ist, das ist noch unklar. "Die Folgeschäden werden sich erst jetzt zeigen, es gehen immer noch Meldungen von Anwohnerinnen und Anwohnern ein", so Wolf weiter. Bis Gemmingen wieder aussieht wie vor dem Unwetter - das könnte noch Wochen dauern. Statistisch könnte es sich um ein Jahrtausendereignis handeln, so der Bürgermeister.
Insgesamt seien rund 15 Keller vollgelaufen, auch Parkgaragen seien betroffen. Innerhalb weniger Minuten seien zahlreiche Notrufe eingegangen, so ein Sprecher der Feuerwehr gegenüber dem SWR.
Viele freiwillige Helfer
Zusammen mit etlichen freiwilligen Helfern begann die Feuerwehr noch am Montagabend, den Schlamm von den Straßen zu spritzen, Anwohnerinnen und Anwohner rüsteten sich mit Besen und Schaufeln aus und beseitigten Schlamm und Matsch aus Häusern und Einfahrten.
Zwei Feuerwehrleute verletzt
Nach Angaben der Polizei wurden bei dem Einsatz zwei Feuerwehrleute leicht verletzt, andere Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Auch Evakuierungsmaßnahmen mussten keine eingeleitet werden, so die Polizei weiter. Einige Menschen saßen jedoch in ihren Autos fest und wurden von den Einsatzkräften befreit.
Insgesamt waren 133 Feuerwehrleute in Gemmingen im Einsatz, auch aus den benachbarten Ortschaften Eppingen und Schwaigern (beide Kreis Heilbronn) sowie aus Gemmingen-Steppach.
Auch in Güglingen (ebenfalls Kreis Heilbronn) wurde durch das Unwetter Schlamm auf die Straße am Ortseingang geschwemmt, ansonsten war es in der Region Heilbronn-Franken laut Polizei trotz der Unwetterwarnung ruhig.
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