Gefühlte Wahrheit oder Fakt?

Unwetter in BW: Gibt es immer mehr Starkregen?

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Autor/in
Hanna Autenrieth
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Immer wieder wird in letzter Zeit von Starkregen in Baden-Württemberg berichtet. Die Anzahl an Unwetterereignissen scheint sich zu häufen. Stimmt das wirklich?

Starkregen hat in Baden-Württemberg in letzter Zeit vermehrt zu Hochwasser geführt, wie zuletzt im Landkreis Karlsruhe. Gefühlt häufen sich die Ereignisse in den letzten Monaten. Doch ist das wirklich so oder ist das nur eine gefühlte Wahrheit?

Wann kann man von Starkregen sprechen?

Von Starkregen spricht man laut Deutschem Wetterdienst (DWD) ab einer Wassermenge von 15 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder 20 bis 35 Litern in sechs Stunden. "Heftiger Starkregen" ist es ab 25 bis 40 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde und "extrem heftiger Starkregen" bei mehr als 40 Liter. Bei normalem Regen fallen in etwa 10 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde.

Der Starkregenindex (SRI) der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) teilt Starkregenfälle nochmal in Intensitäten auf. Dabei wird der Starkregen nach Regenmenge, Dauer und Wiederkehrzeit in Kategorien von eins bis zwölf untergliedert, wobei der Wert eins für die niedrigste und zwölf für die höchste Stufe steht.

Der Index soll als Hilfsmittel zur Risikokommunikation dienen. So können von den Kommunen die passenden Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Wie entsteht Starkregen?

Wie alle Niederschläge entsteht Starkregen durch Temperaturveränderungen in der Luft. Warme Luft nimmt Wasser auf und steigt als Luftpaket mit Wasserdampf in die Höhe. Dort kühlt die Luftmasse ab. Da kühle Luft Feuchtigkeit schlechter halten kann, kondensiert das Wasser und regnet dann ab.

Hohe Temperaturen beeinflussen dabei die Wasserspeicherfähigkeit der Luft. Pro Grad kann die Luft sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Auch der Temperaturunterschied zwischen dem Luftpaket und der Umgebung spielt eine Rolle bei der Intensität der Regenfälle. Je größer der Temperaturunterschied ist, desto schneller bewegt sich die Luft nach oben und desto weiter kühlt sie ab. "An warmen Tagen ist die Wahrscheinlichkeit auf Starkregen daher höher als an kalten Tagen", sagt Lea Wilbert, Wetterexpertin des DWD.

Immer wieder Starkregen in BW: Gibt es durch den Klimawandel mehr Gewitter?

Laut Wilbert lässt sich bislang nicht eindeutig sagen, ob Starkregenereignisse in Baden-Württemberg häufiger vorkommen als bisher. Die Bestimmung eines Trends gestalte sich wegen hohen zeitlichen und räumlichen Unterschieden schwierig. Es werde aber weiterhin daran geforscht und Daten erhoben.

Was sich jedoch sagen lässt: Die Intensität der Starkregenereignisse in Baden-Württemberg ist hoch gewesen. Bei 57 Prozent der Starkregenfälle von 2001 bis 2023 hatte der SRI einen Wert von sechs oder mehr. Ab diesen Indizen können die Kommunen laut DWA keinen vollständigen Schutz vor Unwetterschäden und Überflutungen mehr leisten. Das sei weder technisch noch wirtschaftlich leistbar.

Regenwahrscheinlichkeit in der Wetter-App: Keine Garantie für Regen

Die Vorhersagekategorie "Regenwahrscheinlichkeit", die auch in Wetter-Apps verwendet wird, ist keine hundertprozentig verlässliche Information. Dieser Wert zeigt nämlich keine genaue Prognose, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit. Dabei werden in einem Gebiet die Wetterlagen der Vergangenheit mit den aktuellen Wetterprognosen verglichen. Wenn es bei ähnlichen Voraussetzungen häufiger geregnet hat, steigt der Wert der Niederschlagswahrscheinlichkeit.

Zeigt die Wetter-App also eine Regenwahrscheinlichkeit von 20 Prozent, hat es bei ähnlicher Wetterlage in dem angegebenen Gebiet an zwei von zehn Tagen Niederschlag gegeben.

Falsche Gewittervorhersage: Wettersysteme machen Vorhersagen schwierig

Generell hängt die Wetterlage von vielen kleinen Faktoren ab, die nicht immer genau berechnet werden können. Auch Gewitterwarnungen dienen nur als Hinweis auf ein erhöhtes Unwetterpotenzial in einer bestimmten Region, erklärt der DWD. Wo genau die Gewitter dann aber auftreten, lasse sich nicht sagen. Ihr Wettermodell messe zudem einen Bereich von 2,2 Kilometern. Gewitter sind laut DWD aber insbesondere während ihrer Entstehung deutlich kleiner - teilweise wenige Hundert Meter Durchmesser - und können daher von Stadtteil zu Stadtteil unterschiedlich auftreten.

Das Starkregen und Gewitter schwierig vorherzusagen sind, liege außerdem an ihrer Labilität. "Diese Systeme sind sehr empfindlich und sehr abhängig vom genauen Zustand der Atmosphäre zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort", erklärt Wilbert. Sie können auf sehr kleinem Raum sehr kurzfristig entstehen und genauso schnell wieder zerfallen.

Wie Sie sich draußen bei Gewittern verhalten sollten

Die wichtigste Regel: zu Hause bleiben, wenn es irgendwie geht. Denn im Freien ist die Gefahr durch Blitze, schweren Hagel, umstürzende Bäume, herabfallende Äste oder Dachziegel am größten.

Sollten Sie unterwegs von Starkregen überrascht werden, dann halten Sie sich von Gewässern fern und suchen Sie höhergelegene Orte auf. Passen Sie Ihr Verhalten im Straßenverkehr den Verhältnissen an. Sturm, Regen und heftige Böen machen das Autofahren gefährlich. Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen - schon eine geringe Wasserhöhe kann die Steuerung behindern. Auf keinen Fall sollte man mit Schwung durchs tiefe Wasser fahren: Dann könnte Spritzwasser in den Ansaugbereich des Motors gelangen, was laut ADAC fast immer zu schweren Motorschäden führt.

Wer im Freien von einem Gewitter überrascht wird, sollte in die Hocke gehen und die Beine möglichst dicht zusammenstellen. Mehrere Personen, die zusammen im Gewitter unterwegs sind, sollten möglichst Abstand voneinander halten.

Wie Sie Ihr Haus vor Hochwasser schützen können

Bei Starkregen oder Überschwemmungen kann es sein, dass das Wasser aus der Kanalisation nicht schnell genug abfließen kann. Das führt zu überlaufenden Leitungen und vollgelaufenen Kellern. Dagegen kann man sich am besten durch Rückstausperren an den Wasserleitungen schützen. Das sind Verschlüsse, die verhindern, dass Abwasser aus der Kanalisation durch die Leitung in das Haus fließt.

Sandsäcke und Rückstausperren helfen So schützen Sie sich und Ihr Haus vor Hochwasser

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Schwachpunkte an Häusern sind vor allem Fenster und Türen. Deshalb müssen diese, wenn sie sich in Bodennähe befinden, abgedichtet werden. Dafür gibt es spezielle wasserdichte Platten. Eine günstigere Alternative hierzu sind Sandsäcke, die mit einer Plastikplane vor Haustüren aufgebaut werden können. Kellerschächte können mit Platten abgedeckt und zusätzlich mit Planen und Sandsäcken verstärkt werden. In Risikogebieten empfehlen sich druckwassersichere Kellerfenster.

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