3.000 erfasste Delikte in 2023

Zunehmende Gewalt an Schulen: BW auf Platz 2

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Barbara Reeder
Foto von Barbara Reeder

Gewalt an Schulen in Deutschland hat deutlich zugenommen. Die Zahl der Delikte war 2023 in BW besonders hoch. Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert mehr Schulsozialarbeit.

An Schulen in Baden-Württemberg sind im vergangenen Jahr fast 3.000 Gewaltdelikte erfasst worden. Damit nahmen die Fälle, bei denen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte betroffen waren, um 13,5 Prozent auf ein Fünfjahreshoch zu. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Mehr leichte bis schwere Körperverletzungen an Schulen gab es im deutschlandweiten Vergleich nur in Nordrhein-Westfalen mit 4.808 Taten (2022: 2.972).

Insgesamt verzeichneten die Sicherheitsbehörden im vergangenen Jahr 27.470 Gewaltdelikte an deutschen Schulen - ein Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2022 waren es laut den Behörden noch 21.570 entsprechende Delikte, die etwa leichte und schwere Körperverletzungen umfassten. Die "NOZ" beruft sich auf Angaben der zuständigen Behörden in den Ländern, die der Zeitung entsprechende Daten auf Anfrage hin übermittelt haben.

Deutlicher Anstieg auch im Vergleich zu Vor-Coronajahr

Wie die "NOZ" weiter berichtet, war die Zahl der registrierten Gewaltdelikte während der Jahre 2020 und 2021 bundesweit mit 14.419 beziehungsweise 10.632 polizeilich erfassten Vorfällen deutlich niedriger. Allerdings waren in diesen beiden Jahren Schulen aufgrund der Corona-Pandemie zeitweise geschlossen. Dennoch zeigt sich auch im Vergleich des Vor-Corona-Jahres 2019 zu 2023 bundesweit ein deutlicher Anstieg. Nicht alle Bundesländer konnten jedoch Zahlen für 2019 liefern.

Kultusministerium hat bereits reagiert

BW-Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) betont gegenüber dem SWR, dass das Land bereits mit umfassenden Konzepten auf mehr Gewalt und Mobbing an Schulen reagiert habe.

Lehrkräfte werden konkret unterstützt und landesweit sind 120 Präventionsbeauftragte im Einsatz. Das ist kein Pappenstiel.

Massenhaft Rückmeldungen, dass eine Schulhofschlägerei die nächste jage, bekäme sie nicht, dennoch sei Gewalt in unserer Gesellschaft omnipräsent. Das mache auch vor Schulen nicht halt.

GEW will Ausbau der Sozialarbeit an Schulen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg (GEW) fordert angesichts der gestiegenen Gewaltdelikte einen Ausbau der Schulzozialarbeit. Zwar gebe es dabei bereits deutliche Fortschritte, sie seien aber noch nicht an allen Schulen so gut ausgebaut. "An 89 Prozent der Gymnasien in Baden-Württemberg gibt es Schulsozialarbeit, aber nur an gut 55 Prozent der Grundschulen." Dass die Grundschulen zu kurz kommen, müsse zuerst geändert werden, so die GEW.

Zudem gibt es laut der Gewerkschaft regionale Unterschiede: Während etwa in Heidelberg alle Schülerinnen und Schüler Angebote der Schulsozialarbeit nutzen könnten, sei das im Ostalbkreis nur bei 42 Prozent der Schulen der Fall. Die GEW schlägt vor, jährlich 100 neue Stellen in der Schulsozialarbeit zu schaffen. Außerdem sollten landesweite Qualitätsstandards festgelegt werden.

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Lehrerpräsident fordert mehr Anti-Aggressionstrainings und Gewaltprävention

Auch Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, sprach sich im Gespräch mit der "NOZ" dafür aus, dass sich Personen an den Schulen explizit um den Bereich Sicherheit kümmern. "Ich spreche nicht von klassischen Sicherheitsbeauftragten, die zweimal im Jahr einen Feueralarm organisieren. Sicherheit umfasst Gewaltprävention, Anti-Aggressionsschulungen, Verkehrssicherheit und Krisenintervention", sagte Düll. Sicherheitsdienste mit Metalldetektoren lehnt er jedoch ab: "Wir sind keine Strafjustizzentren", sagte der Lehrerpräsident über Schulen.

Gewalt an Schulen war beim diesjährigen Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart ebenfalls ein Thema. Darin gab fast jede zweite Lehrkraft an, an der eigenen Schule psychische oder physische Gewalt unter Schülerinnen und Schülern zu beobachten.

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