Vor knapp zwei Monaten haben schwere Unwetter mit Starkregen die Bodenseeregion teils hart getroffen. Bei Versicherungen sind seitdem Schäden in Millionenhöhe gemeldet worden.
Der Schlamm vom Hochwasser ist längst weggeputzt, kaputte Möbel und andere Gegenstände aus überfluteten Kellern entsorgt. Doch viele Betroffene sind mit den Folgen des Unwetters am 26. Juni vor allem in den Kreisen Bodensee und Konstanz nach wie vor beschäftigt. Viele warten auf Geld ihrer Versicherung.
Schäden in Millionenhöhe gemeldet
Auf aktuell 2,5 Millionen Euro haben sich die gemeldeten Schadensfälle für das Unwetter im Bodenseekreis allein bei der Wüstenrot & Württembergischen AG aufsummiert, das teilt die Versicherung auf SWR-Anfrage mit. Ausgezahlt wurden demnach bislang Entschädigungen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro. Die meisten Schadensfälle würden aber noch bearbeitet, da Regulierungen und Reparaturarbeiten andauern. Andere angefragte Versicherungen haben dem SWR bislang keine regionalen Schadensdaten genannt.
Noch können Betroffene nachmelden. Wichtig dabei sei, dass sie nachvollziehbar und plausibel den Schaden darstellen könnten und Schäden mit Fotos dokumentiert haben, wenn kaputte Gegenstände beispielsweise schon entsorgt worden seien, erklärt eine Sprecherin der Wüstenrot & Württembergischen AG. Grundsätzlich müssten Schäden aber unverzüglich gemeldet werden.
Gemeinde Oberteuringen kommt Betroffenen entgegen
Diejenigen, denen das Hochwasser in Oberteuringen (Bodenseekreis) Keller und Garagen flutete, können sich zumindest über etwas Entlastung freuen. Die Gemeinde hat im Juli rückwirkend den öffentlichen Notstand ausgerufen und damit die Kosten für das Auspumpen von Kellern und Garagen durch Feuerwehr und THW übernommen, insgesamt knapp 60.000 Euro.
Ungeklärt ist laut Gemeindeverwaltung noch, wer die Kosten für die Müllentsorgung übernimmt. Hier sei man noch in Gesprächen mit dem Landratsamt, heißt es. Rund 220 Tonnen Müll räumten Betroffene in der Gemeinde Oberteuringen und den Teilorten aus zeitweise überfluteten Kellern, Garagen und Erdgeschosswohnungen. Das geht aus Unterlagen der Gemeinderatssitzung vom Juli hervor.
Zudem will die Gemeinde ihren Hochwasserschutz ausbauen. Hochwasserrisikokarten sollen mit aktuellen Zahlen neu berechnet, das sogenannte Starkregenrisikomanagement ausgeweitet und die Hochwasserplanung am Fluss Rotach vorangetrieben werden.
Spendenaktion verspricht finanzielle Unterstützung
Bei einer Spendenaktion für die Opfer des Hochwassers in Oberteuringen sind zudem bis Mitte August mehr als 20.000 Euro zusammengekommen. Die Bürgerstiftung Oberteuringen hatte den Spendenaufruf gestartet. Die Spenden sollen unbürokratisch an die Hochwasser-Opfer weitergegeben werden und vor allem dort zum Einsatz kommen, wo keine Versicherung greift. Zum Beispiel, um Waschmaschinen oder Möbel zu ersetzen, die bei der Überschwemmung im Juni kaputt gegangen sind. Einige Soforthilfen wurden laut Stiftung bereits ausgezahlt.
Starkregen am 26. Juni traf mehrere Orte im Bodenseeraum
Von dem Unwetter waren viele Gemeinden im Bodenseekreis betroffen: Nach den starken Regenfällen waren in Oberteuringen weit mehr als 100 Keller und Wohnungen innerhalb kürzester Zeit überflutet worden. Ein Campingplatz bei Markdorf musste zeitweise evakuiert werden. Im Salemer Ortsteil Stefansfeld mussten in einer Straße viele Keller ausgepumpt werden, weil ein Zufluss der Salemer Aach übergelaufen war. Verkehrsbehinderungen wegen des Starkregens gab es auch in Deggenhausertal. In Roggenbeuren am Gehrenberg war die Straße wegen eines kleines Erdrutsches zeitweise gesperrt.
Auch im Hegau waren Gemeinden teils stark betroffen: In Singen (Kreis Konstanz) gab es an dem Tag durch Starkregen neben gefluteten Unterführungen diverse Schäden. So drückte das Wasser etwa durch die Decke eines Kaufhauses und verwüstete im privaten Theater "Die Färbe" den Kneipenbereich und den Heizungsraum. Der Spielbetrieb wird deshalb bis auf Weiteres in der Ausweichstätte "Basilika" weitergeführt.
In Rielasingen-Worblingen, ebenfalls im Kreis Konstanz, sprach Bürgermeister Ralf Baumert im Juni von einem Jahrhunderthochwasser. Innerhalb kürzester Zeit sei der Pegel der Radolfzeller Ach um knapp einen halben Meter gestiegen. Direkt am Ufer liegen ein Kinderhaus und die Grundschule. Beide Einrichtungen mit mehr als 200 Kindern wurden evakuiert.
Hochwasser: Raum Bodensee-Oberschwaben massiv getroffen
Starke beziehungsweise anhaltende Regenfälle haben im Mai und Juni in der Region Bodensee-Oberschwaben insgesamt zu großen Schäden geführt. Besonders betroffen waren auch Anwohnerinnen und Anwohner im Bereich Meckenbeuren (Bodenseekreis), wo die Schussen über die Ufer trat und tagelang das Wasser in den Straßen stand.
Nach dem Hochwasser auf dem Weg zur Normalität Aufräumarbeiten in Meckenbeuren machen Hoffnung
Nach dem Hochwasser vor zwei Wochen zieht die Gemeinde Meckenbeuren bei den Aufräumarbeiten ein positives Fazit. Offen ist die Höhe des Schadens, die das Wasser angerichtet hat.
Erdrutsche zum Beispiel in Bergatreute (Kreis Ravensburg) oder Neukirch (Bodenseekreis) sorgten für Straßensperrungen. Der Bodensee hatte teilweise einen Pegel von über fünf Metern, was in einigen Städten und Gemeinden für Probleme sorgte.
Mehr zum Hochwasser und den Folgen
Wassertemperaturen vergleichsweise kühl Verregneter Frühsommer wirkt sich positiv auf Bodenseefische aus
Steigende Wassertemperaturen machen Fischen zu schaffen - auch im Bodensee. Hochwasser und Starkregen hatten in diesem Jahr aber einen positiven Einfluss.
Nach den Überschwemmungen durch Starkregen Aufräumarbeiten: Campingplatz und Theater kämpfen mit den Folgen des Juni-Hochwassers
Ende Juni haben starke Unwetter in der Region Bodensee-Oberschwaben für Überschwemmungen gesorgt. Ein Campingplatz in Markdorf und ein Theater in Singen fassen langsam wieder Mut.