Nach Unwetter mit Starkregen

Aufräumarbeiten: Betriebe kämpfen mit den Folgen des Juni-Hochwassers

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Marlene Fuchs
SWR-Redakteurin Marlene Fuchs Autorin Bild
Katharina Kitt
SWR-Redakteurin Katharina Kitt Autorin Bild

Ende Juni haben starke Unwetter in der Region Bodensee-Oberschwaben für Überschwemmungen gesorgt. Ein Campingplatz in Markdorf und ein Theater in Singen fassen langsam wieder Mut.

Gähnende Leere, wo eigentlich Kinder herumtollen sollten: Auf dem Campingplatz Wirthshof in Markdorf (Bodenseekreis) laufen genau zwei Wochen nach dem Unwetter Ende Juni die Aufräumarbeiten. Betreiber Claudius Wirth, seine Familie und das ganze Campingplatz-Team sind nach wie vor täglich damit beschäftigt, Schlamm zu schippen und überspülte Stellplätze leer zu räumen. Hunderte Buchungen musste das Team für den Sommer absagen. Dass der kleine Muldenbach, der neben dem Campingplatz fließt, zu einem reißenden Fluss werden könnte - damit hatte bis vor zwei Wochen niemand gerechnet.

Rückblick: Unwetter Ende Juni im Bodenseekreis

Am 26. Juni brach ein Unwetter über dem Bodenseekreis herein, besonders betroffen waren an diesem Tag die Gemeinden Oberteuringen und Markdorf. Die Regenmengen sorgten für Überschwemmungen, geflutete Straßen, vollgelaufene Keller und auch zu Stromausfällen. 200 Menschen mussten auf dem Wirthshof evakuiert werden, die Wassermassen kamen für alle überraschend. Mit Radladern und Unimogs wurden die Urlauberinnen und Urlauber vom Campingplatz-Team, der Markdorfer Feuerwehr und von Mitarbeitern der Gemeinde vom Platz gebracht, erinnert sich Claudius Wirth an den Morgen.

So berichtete die Landesschau am 11. Juli 2024 über die Aufräumarbeiten auf dem Wirthshof:

Die Folgen dieser Stunden sind auf dem Campingplatz nach wie vor gravierend. Besonders betroffen sind die Stellplätze der Dauercamperinnen und -camper.

Der Fluss hat das Wasser und den Schlamm an den Vorzelten hochgedrückt. Die Zelte standen unter Wasser, der Schlamm steht nach wie vor unter den Wohnwagen. Wir finden immer noch Schuhe, die davongespült wurden.

Bagger statt Wohnwagen

Jeder einzelne Wohnwagen muss nun weggefahren werden, die Plätze werden in den kommenden Wochen und Monaten grundlegend saniert. Die Strom- und Abflussleitungen müssen alle überprüft werden. Zwei Straßen weiter steht auch alles leer. Die eigentlich grünen Wiesenstellplätze sind mit einer dicken Schlammschicht überzogen, tiefe Reifenspuren sind zu sehen. Dort sollten die Camperinnen und Camper stehen, die ihren Sommerurlaub auf dem Wirthshof verbringen wollten.

Aufräumarbeiten auf dem Wirthshof in Markdorf nach dem Hochwasser im Juni.
Von den Stellplätzen muss nun eine dicke Schlammschicht weggebaggert werden.

Mit Baggern und Schaufeln räumt die Familie Wirth nun Tag für Tag den Schlamm weg und legt Schächte wieder frei. Die Hoffnung sei, dass bis Ende Oktober wieder überall Rasen angesät werden könne, sagt Claudius Wirth. Zum Start der neuen Saison an Ostern 2025 sollen die Plätze fertig sein. Insgesamt sind 196 Plätze von den Hochwasserschäden betroffen. Eine Versicherung gegen sogenannte Elementarschäden, also auch Hochwasserschäden, hat die Familie vor einigen Jahren abgeschlossen. Nun warten sie auf die Beurteilung des Gutachters, sagt Wirth.

Urlaubsstimmung auf dem intakten Teil des Campingplatzes

30 Plätze sind dagegen komplett intakt und können vermietet werden. Nicht betroffen sind außerdem auch der Hotelbetrieb, das Restaurant, das Schwimmbad und die Chalets des Campingplatzes, die oberhalb und auf der anderen Seite des Bachs stehen. Camping- und Urlaubsstimmung herrscht darum abseits der überschwemmten Plätze und trotz der Bauarbeiten doch noch auf dem Platz.

Wir freuen uns auf den Urlaub am Bodensee. Wir haben natürlich das Unwetter in den Medien verfolgt, aber jetzt merken wir nichts davon. Es ist traurig für alle, die nun nicht herkommen können.

Aufräumarbeiten auf dem Wirthshof in Markdorf nach dem Hochwasser im Juni.
Die Plätze, die nicht überspült wurden, sind alle für die kommenden Wochen ausgebucht.
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Auch Singener Theater muss nach Überflutung im Juni bangen

Die starken Regenfälle in der Region haben auch in Singen im Landkreis Konstanz Spuren hinterlassen. Im privaten Theater "Die Färbe" standen das gesamte Erdgeschoss und die Flächen rund um das Gebäude unter Wasser. Schuld war aber nicht die Radolfzeller Aach, die nur wenige Meter neben dem Gelände verläuft. Die Wiesen seien von dem nassen Wetter des Junis noch so vollgesogen gewesen, dass sie kein Regenwasser mehr aufnehmen konnten, berichtet die Leiterin des Theaters, Cornelia Hentschel.

Im privaten Theater "Die Färbe" in Singen stand das Wasser etwa 80 Zentimeter hoch.
Im Privattheater "Die Färbe" in Singen (Kreis Konstanz) haben die Unwetter im Juni zu Überschwemmungen geführt. Der gesamte Theatersaal stand unter Wasser.

Hentschel nennt den Tag des Unwetters den "Black Wednesday". "In wenigen Stunden hat sich unsere ganze Zukunft geändert." Nachdem der Starkregen die umliegenden Wiesen zu einem See verwandelte, drang das Wasser auch in das Gebäude ein. Das Erdgeschoss des Theaters inklusive Industrieküche, Bar und Bühne habe wadentief unter Wasser gestanden. Zu Beginn sei auch die Feuerwehr nicht über die überflutete Zufahrtsstraße gekommen.

So sieht es im Theater "Die Färbe" zwei Wochen nach der Überflutung aus:

Der Theatersaal "Die Färbe" in Singen (Landkreis Konstanz) war nach Regen überflutet.
Cornelia Hentschel blickt in den leeren Saal des Theaters. Inzwischen ist er vom Wasser befreit. Doch Boden, Wände, Küche und Bar müssen vermutlich renoviert werden. Bild in Detailansicht öffnen
Die Außenfläche des Theaters "Die Färbe" mit Freilichtbühne
Cornelia Hentschel (links) und Mitarbeiter des Ensembles bereiten die Open-Air-Bühne für eine Aufführung vor. Vor zwei Wochen stand auf der gesamten Fläche das Wasser nach Starkregen. Bild in Detailansicht öffnen
Das Theater "Die Färbe" in Singen (Landkreis Konstanz) war nach Regen überschwemmt
So hoch stand laut Cornelia Hentschel das Wasser im Saal. Bild in Detailansicht öffnen
Das Theater "Die Färbe" in Singen (Landkreis Konstanz) war nach Regen überschwemmt
Das Wasser ist inzwischen abgepumpt, doch noch immer sind Spuren der Überflutung sichtbar. Bild in Detailansicht öffnen

Theaterleiterin war nicht vor Ort

Sie selbst sei am Tag des Geschehens nicht vor Ort gewesen, so Hentschel. "Ich kann es mir in der Regel nicht erlauben, überhaupt mal unterwegs zu sein", erklärt die 60-jährige Theaterwissenschaftlerin und lacht. Doch ausgerechnet am Unglückstag habe sie beruflich in München sein müssen und von dort aus alles telefonisch koordiniert. Heute kann sie mit einem Lachen davon erzählen, doch am Anfang sei der Schock groß gewesen. Denn das Theater steht kurz vor den Proben für die neue Spielzeit, die im Herbst beginnt.

Ich wusste nicht, was ich machen soll. Das ganze Ensemble wird ab September dastehen und ich weiß nicht, wo die Proben und die Aufführungen stattfinden können.

Die Stadt Singen sichert Ausweichmöglichkeit zu

Das Theater tritt über das Jahr verteilt auf verschiedenen Bühnen auf. Hauptspielort ist "Die Färbe", ein Kneipentheater, was seit der Überschwemmung nicht mehr genutzt werden kann. Während den Sommermonate gibt es außerdem noch ein Open-Air-Theater auf der angrenzenden Wiese. Die dort aufgebaute Technik habe die heftigen Regenfälle glücklicherweise überstanden, so Hentschel. Doch aufgrund des schlechten Wetters der vergangenen Wochen habe man die meisten Aufführungen verlegen müssen, in die "Basilika", eine Ausweichspielstätte.

Der Theatersaal im ehemaligen Umspannwerk "Basilika" in Singen am Hohentwiel.
Der Theatersaal im ehemaligen Umspannwerk "Basilika" in Singen am Hohentwiel wird nach der Überschwemmung im Juni zum neuen Zuhause für das Theater "Die Färbe".

Die "Basilika" ist ein ehemaliges Umspannwerk, dass von seiner Architektur an eine Kirche erinnert. Sie wird vom Theater seit Jahren als Zweitspielstätte genutzt. Nun soll sie zum neuen Hauptbühne werden - zumindest temporär. Am Mittwoch gab die Stadt Singen dafür grünes Licht. "Wir haben ein Riesenglück, dass uns die Stadt die Basilka als Spielstätte zur Verfügung gestellt hat", sagt Hentschel erleichtert. Es sei ein großes Bangen gewesen, ob man ohne diese Lösung den Theaterbetrieb hätte aufrechterhalten können.

Der Schaden ist noch nicht endgültig erfasst

Wann das Theater wieder in seinen Stammsitz zurückziehen kann, sei noch ungewiss, so Hentschel. Der Eigentümer des Gebäudes rechne mit mindestens einem Jahr, das für Aufräum- und Renovierungsarbeiten eingeplant werden müsse. "Der Boden und die Wände sind durchnässt. Im Moment ist noch nicht ganz absehbar, wie viel tatsächlich kaputtgegangen ist und wie lange die Arbeiten dauern werden." Auch eine Prognose zur Höhe des entstanden Schadens wolle man noch nicht wagen.

Da werden Monate ins Land gehen.

Ein erschwerender Faktor ist dabei laut Hentschel auch der Mangel an Handwerkerinnen und Handwerkern. Zusätzlich sei es nicht leicht, an Trockengeräte zu kommen, da diese aktuell im gesamten Bodenseegebiet stark gefragt seien. In den kommenden Tagen soll es aber auch im Theater "Die Färbe" endlich losgehen.

Theaterleiterin ist dennoch zuversichtlich

Trotz der ungeklärten Fragen blickt Cornelia Hentschel zuversichtlich in die Zukunft. Neben den Neuigkeiten über die Ausweichmöglichkeit habe sie sich besonders über den Zusammenhalt innerhalb der Theatergruppe gefreut. "Es haben alle ganz toll reagiert und mitgearbeitet." Das Schauspielensemble habe beim Trockenlegen geholfen, das Gastronomieteam habe mitangepackt und sogar die Schülerinnen und Schüler der Ballettschule hätten ihre Hilfe angeboten. "Der Zusammenhalt war klasse."

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