Die SPD-Fraktion im Landtag will den angekündigten Stellenabbau beim Autozulieferer ZF verhindern. Mehrere tausend Beschäftigte hatten am Dienstag protestiert, etwa in Friedrichshafen und Mannheim.
Die SPD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag hat gemeinsam mit der IG Metall ein Sofortprogramm für die Transformation des Autozulieferers ZF erstellt. Die Sozialdemokraten fordern vom Vorstand der ZF ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland. Bestehende Arbeitsplätze müssten geschützt, nicht verlagert oder abgebaut werden. Weiter sei es aber auch die Aufgabe der Landesregierung, den Konzern durch verschiedene Förderprogramme zu unterstützen.
Nach Ansicht der SPD-Fraktion soll beispielsweise die Belegschaft mit Hilfe eines Landesfonds weitergebildet werden. ZF müsse das Fachwissen der Mitarbeitenden für den Wandel nutzen. Auch sollte Spitzenforschung im Land wie vom Cyber Valley schneller genutzt werden können. Mehrere tausend Mitarbeiter von ZF hatten am Hauptsitz in Friedrichshafen gegen den geplanten Stellenabbau des Autozulieferers protestiert. Der Konzern will etwa jede vierte Stelle in Deutschland streichen, insgesamt zwischen 11.000 und 14.000 Jobs.
Deutschlandweiter Aktionstag gegen Job-Abbau
Bundesweit sollten sich laut Betriebsrat am Dienstag mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ZF an den Protesten beteiligen. Allein am Konzernstandort Friedrichshafen zogen den Angaben zufolge 4.000 Beschäftigte vor das ZF-Forum und anschließend zum Rathaus. Sie hatten Transparente und Trillerpfeifen dabei.
Der Stellenabbau sei inakzeptabel, so der Betriebsrat. Man werde diesem Plan den massiven Protest der Belegschaft entgegensetzen. Die Kundgebungen am Dienstag bildeten dazu den Auftakt.
Autokorso mit 170 Fahrzeugen in Mannheim
Auch in Mannheim gab es eine Protestaktion beim ZF-Unternehmensteil WABCO Radbremsen - mit einem Autokorso durch die Stadt und anschließender Kundgebung. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich etwa 170 Fahrzeuge an der eineinhalbstündigen, von lautem Hupen und Durchsagen begleiteten Fahrt zum Kundgebungsgelände am Mannheimer Friedensplatz. Dabei waren auch Unterstützer aus anderen Unternehmen.
Thomas Hahl von der IG Metall Mannheim sagte gegenüber dem SWR, die Gemütslage sei voller Wut und Enttäuschung, was das Management betreffe, weil die Beschäftigten Hoffnungen in ein Management gesetzt und gedacht hätten, da kämen Innovationen.
Am Standort Saarbrücken erhielt die protestierende ZF-Belegschaft prominente Unterstützung durch SPD-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. In Schweinfurt gingen laut Betriebsrat ebenfalls Tausende auf die Straße.
Sinkende Nachfrage: Rückläufiger Automarkt bereitet ZF Probleme
ZF-Vorstandschef Holger Klein hatte Anfang August den Stellenabbau unter anderem mit einem rückläufigen Automarkt begründet: "In Deutschland liegt die Produktion des Pkw-Marktes um sechs Prozent unter der des Vorjahres und 16 Prozent unter dem Niveau von 2019." Dies habe auch bei ZF zu sinkender Nachfrage geführt. Hinzu komme der Wandel von der Verbrenner-Technologie hin zur Elektromobilität. Zur Herstellung von Elektromotoren brauche man deutlich weniger Personal als beispielsweise für den Bau eines klassischen Getriebes, so ZF-Vorstandschef Klein.
Klein sagte jedoch zu, einen Großteil des Stellenabbaus durch Frühverrentung und natürliche Fluktuation stemmen zu wollen. Das bedeutet: Ausscheidende Mitarbeiter werden nicht durch neue ersetzt. Betriebsbedingte Kündigungen schloss er aber nicht aus.
Bis zu 14.000 Jobs weniger ZF Friedrichshafen verteidigt massiven Stellenabbau
Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2024 vorgelegt. In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen angekündigt, zahlreiche Stellen zu streichen.
ZF Friedrichshafen hat hohe Schulden
ZF erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 47 Milliarden Euro und gilt damit nach Bosch als zweitgrößter deutscher Autozulieferer. Dennoch ist das Unternehmen hoch verschuldet: Auf knapp zehn Milliarden Euro bezifferte Finanzvorstand Michael Frick die Verbindlichkeiten des Unternehmens. Wegen der gestiegenen Zinsen tue sich der Konzern schwer mit dem Abbezahlen der Schulden.
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