Ravensburg gehört in Baden-Württemberg zu den zwei Landkreisen mit den wenigsten offiziell gemeldeten Prostituierten. Spitzenreiter ist Stuttgart. Doch die Zahlen spiegeln laut Beratungsstellen nicht wider, wie viele Menschen tatsächlich in der Prostitution arbeiten.
In Baden-Württemberg sind 2023 weniger Prostituierte bei den Behörden angemeldet gewesen als vor der Corona-Pandemie. Am niedrigsten war ihre Zahl laut Statistischem Landesamt im Kreis Ravensburg. Hier hatten sich zum Jahresende 2023 offiziell 13 Menschen angemeldet, die der Prostitution nachgehen. Beratungsstellen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl weit höher ausfällt. Im Kreis Konstanz waren 75 Prostituierte gemeldet, im Bodenseekreis 134. Aus den Kreisen Biberach und Sigmaringen gibt es keine Meldezahlen, hier ist Prostitution verboten - das gilt landesweit für alle Gemeinden mit einer Einwohnerzahl unter 35.000.
Die Statistik stelle nicht die Realität der Prostitution und Sexarbeit dar, so Florian Nägele vom Verein Arkade mit Sitz in Ravensburg. Nägele ist Sozialarbeiter und arbeitet als Streetworker. Er berät mit seinem Team im Rahmen des Projekts MISA Arkade Prostituierte in der Region Friedrichshafen und Ravensburg. Nägele geht davon aus, dass allein im Landkreis Ravensburg bis zu 80 Menschen in der Sexarbeit tätig sind. Gemeldet seien Prostituierte aber nicht zwangsläufig an dem Ort, wo sie ihrer Arbeit nachgingen, erklärte er. Und es gebe auch eine hohe Dunkelziffer, nicht alle hätten sich offiziell bei den Landratsämtern angemeldet.
Weniger Prostituierte gemeldet als vor Corona
Laut Statistischem Landesamt ist mit Beginn der Corona-Pandemie die Zahl der gemeldeten Prostituierten zurückgegangen. So waren 2019 im Kreis Konstanz 117 Prostituierte gemeldet, 2023 waren es 75. Im Bodenseekreis lag die Zahl vor Corona bei 195, 2023 bei 134. Einzig im Kreis Ravensburg sind die Anmeldungen mehr oder weniger gleichgeblieben: 2019 waren es 12, 2023 waren es 13 Prostituierte, die in der offiziellen Statistik auftauchen.
Prostitution verlagert sich in private Wohnungen
Florian Nägele hat im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie allerdings eine Verlagerung festgestellt. Als die offiziellen Bordelle und sogenannten Prostitutionsstätten schließen mussten und Prostitution verboten war, hätten einige Frauen, Männer und transsexuelle Menschen sexuelle Dienstleistungen im Internet angeboten und seien in die Wohnungsprostitution eingestiegen. Die Angebote in diesem Bereich seien mit Beginn der Pandemie sprunghaft angestiegen.
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