Nach der massiven Kritik am Grundschultest wollen Verbände in BW die Empfehlung auf Eis legen. Das leiten sie unter anderem aus einer Umfrage unter Rektoren und Lehrern ab.
Der Grundschulverband und der Verein für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg fordern die sofortige Aussetzung der verpflichtenden Grundschulempfehlung. Das lege eine Befragung von rund 1.000 Schulleitungen und Lehrkräften nahe, teilten die Verbände mit. Bis eine tragfähige und rechtlich sichere Grundlage geschaffen sei, müsse die Grundschulempfehlung ausgesetzt werden.
Nach massiver Kritik am einheitlichen Grundschul-Leistungstest für Mathematik, der zur neuen Kompetenzmessung Kompass 4 gehört, hatte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) angekündigt, die Leistungstests weiterentwickeln zu wollen. Im SWR-Interview sagte Schopper am Mittwochabend, aus ihrer Sicht sei es durchaus legitim zu sagen, "wir wollen keine Grundschulempfehlung". Der viel diskutierte Mathe-Leistungstest der neuen Kompetenzmessung Kompass 4 sei nur eine von drei Komponenten für die verbindliche Grundschulempfehlung, so die Ministerin weiter. "Wenn er geschafft wird, dann hat er eine zusätzliche Komponente - und wenn nicht, dann ist er in diesem Fall und in diesem Jahr überhaupt nicht relevant", so Schopper.
Leistungstest in BW soll verbessert werden
Die fachlichen Mängel von Kompass 4 müssten beseitigt werden, fordern dagegen die Verbände. Bei dem Leistungstest hatten nur sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler in Mathematik das Niveau für eine Gymnasialempfehlung erreicht, acht Prozent das mittlere Niveau. Auch seien vereinfachte Abläufe und digitale Verfahren nötig und der bürokratische Aufwand müsse kleiner werden, heißt es in einer Mitteilung der Bildungsverbände.
Sie fordern eine transparente Kommunikation rund um den Mathe-Leistungstest Kompass 4 und die angekündigten Potentialtests. Das Kultusministerium müsse Lehrkräfte und Schulleitungen in die Weiterentwicklung der Verfahren einbeziehen.
Großteil der Lehrer teilt Einschätzung durch Tests überhaupt nicht
Jüngst hatte es heftige Kritik an dem Leistungstest gegeben. Vor allem die Mathe-Aufgaben wurden als zu schwierig bewertet. Außerdem habe es zu wenig Zeit zum Bearbeiten gegeben, so eine Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unter Lehrkräften. Vier von fünf Lehrerinnen und Lehrer sagten demnach, die Testergebnisse stimmten überhaupt nicht mit ihrer Einschätzung der Kinder überein.
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Für aktuelle Viertklässler in BW sollen Lehrer entscheiden
Das Kultusministerium will die Mathe-Aufgaben prüfen. Für die Viertklässler, die aktuell den Leistungstest gemacht haben, soll bei der Grundschulempfehlung kein Nachteil entstehen. Für sie sollen die Lehrerinnen und Lehrer entscheiden. Prinzipiell will Kultusministerin Schopper aber daran festhalten: Die Grundschulempfehlung sei Teil des Schulgesetzes und das werde demnächst den Landtag passieren.
Debatte im BW-Landtag zu Grundschulempfehlung
Die Änderungen im Schulgesetz wurden am heutigen Mittwoch erstmals im Landtag von Baden-Württemberg debattiert. Sie beinhalten die verbindlichere Grundschulempfehlung, die auch nach entsprechenden Leistungsnachweisen ausgesprochen werden soll.
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