In Baden-Württemberg gibt es heftige Kritik an den neuen Leistungstests für Viertklässler. Vor allem in Mathe schneiden viele Schüler sehr schlecht ab.
Nachdem es am Mittwoch deutliche Kritik an den Leistungstests für Grundschüler gegeben hat, will das Kultusministerium die Mathe-Aufgaben prüfen. Denn laut ersten Ergebnissen des Leistungstests in Mathe hätten gerade einmal sechs Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler die erforderlichen Leistungen erbracht, um eine Empfehlung für das Gymnasium zu erhalten. Man habe gesehen, dass die Ergebnisse nicht dem entsprechen können, was unsere Kinder und unsere Schülerinnen und Schüler in der vierten Klasse an Mathekompetenz haben, sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) am Donnerstag.
Erneute Kritik an den Leistungstests kam von der SPD: Was die grün-schwarze Landesregierung bei diesen Tests zusammenrühre, sei eine Katastrophe, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Stoch, der selbst bereits Kultusminister in Baden-Württemberg war, gegenüber dem SWR.
In Baden-Württemberg müssen Viertklässler neuerdings als Teil der Grundschulempfehlung fürs Gymnasium einen flächendeckend einheitlichen Leistungstest machen. Nach dem ersten Test vor etwa vier Wochen hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine Umfrage unter den Lehrkräften der Grundschulen gemacht.
Nur kleiner Teil erreicht bei Mathe-Aufgaben die Note 2,5 oder besser
Große Kritik gab es an den Mathe-Aufgaben. Diese seien zu schwierig gewesen und es habe zu wenig Zeit zum Bearbeiten gegeben. Zudem seien die Textaufgaben für Kinder mit Sprachdefiziten kaum zu bewältigen gewesen. Vier von fünf Lehrerinnen und Lehrer sagten laut GEW, die Testergebnisse stimmten überhaupt nicht mit ihrer Einschätzung der Kinder überein.
Nach Angaben des Kultusministeriums sind inzwischen etwa zehn Prozent der Kompass-4-Ergebnisse ausgewertet. Demnach sind besonders im Fach Mathematik die Ergebnisse sehr schlecht ausgefallen. Aktuell erreichen rund 86 Prozent eine Empfehlung für das grundlegende Niveau (Note 3,13 und darunter), rund 8 Prozent eine Empfehlung für das mittlere Niveau (Note zwischen 3,0 und 2,56) und lediglich 6 Prozent das erweiterte Niveau (ab 2,5 und darüber), das einer Gymnasialempfehlung entspricht.
Prüfung schneidet in GEW-Umfrage schlecht ab Kritik an Grundschultest in BW: Zu viel Leistungsdruck für Schülerinnen und Schüler?
Viertklässler in BW müssen neuerdings als Teil der Grundschulempfehlung fürs Gymnasium einen Test machen. Die SPD befürchtet dadurch Demotivation, andere Parteien verteidigen die Prüfung.
Kultusministerin äußert Bedauern
In Deutsch fallen die Ergebnisse den Angaben des Ministeriums zufolge hingegen deutlich besser aus. Das Kultusministerium geht nach dieser ersten Auswertung nicht davon aus, dass sich noch signifikante Änderungen ergeben.
Die Rückmeldungen der Lehrkräfte ließen darauf schließen, dass die Mathe-Aufgaben teilweise zu anspruchsvoll und die Bearbeitungszeit zu gering gewesen sei, teilte Kultusministerin Schopper am Donnerstag mit. Sie könne sich gut vorstellen, dass das bei Kindern, Eltern und Lehrkräften für große Unruhe gesorgt habe. Das bedauere sie sehr. Für die Viertklässler, die aktuell den Leistungstest gemacht haben, soll bei der Grundschulempfehlung kein Nachteil entstehen. Für sie sollen die Lehrerinnen und Lehrer entscheiden. Prinzipiell will Schopper aber daran festhalten: Die Grundschulempfehlung sei Teil des Schulgesetzes und das werde demnächst den Landtag passieren.
GEW: Kultusministerium muss Druck aus Grundschulen nehmen
Es sei gut, dass das Kultusministerium sich offenbar mit der GEW-Umfrage zum Grundschultest Kompass 4 befasst und "seine peinliche erste Kritik an der Rückmeldung von über 1.000 Grundschullehrkräften zurückgenommen hat", sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein am Donnerstag.
Die 20.000 Lehrerkräfte an den Grundschulen würden neben einer Überprüfung des Mathe-Testes erwarten, dass Kultusministerin Schopper den Druck aus den Grundschulen herausnehme, sagte die GEW-Landesvorsitzende weiter. Dazu müsse ein besseres Konzept für die Grundschulempfehlung vorgelegt werden.
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GEW forderte von Kultusministerin Stopp des "Grundschul-Abis"
Als Reaktion auf die Umfrage forderte GEW-Landeschefin Stein bereits am Mittwoch von Kultusministerin Schopper, das "Grundschul-Abi" einzustellen: "Hören Sie auf tausende pädagogische Profis in Ihren Grundschulen, vertrauen Sie in deren Beratungskompetenz und stoppen sie dieses übereilt eingeführte Verfahren." Der Test würde mit seinen fragwürdigen Inhalten nur Kinder und Eltern unnötig unter Druck setzen, so Stein. Er demotiviere die Kinder und führe zu Versagensängsten.
Mit dem Kompass-4-Test soll verhindert werden, dass das G9, das vom nächsten Schuljahr an wieder zur Regel werden soll, überrannt wird. Schon kurz nach Ankündigung der neuen Grundschulempfehlung gab es Protest gegen das Vorhaben.
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