Der Weg zum Führerschein wird immer teurer. Der BW-Fahrlehrerverband fordert unter anderem, die Theorieprüfung zu entschlacken. Zugleich sieht er die Eltern der jungen Fahrschüler in der Pflicht.
In der Debatte um steigende Kosten für den Führerschein hat der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg die Politik in die Pflicht genommen - auch mit Blick auf erwartete weitere Erhöhungen. Mitverantwortlich dafür seien politische Entscheidungen, sagte Verbandschef Jochen Klima bei einer Mitgliederversammlung am Samstag in Pforzheim laut vorab verbreitetem Redemanuskript.
So habe zum Beispiel die Verlängerung der praktischen Prüfung auf 55 Minuten nicht nur die reinen Prüfungskosten beim TÜV und bei der Fahrschule verteuert, auch die Vorbereitung müsse intensiver sein. Auch die in die Prüfung aufgenommene obligatorische Nutzung der im Auto vorhandenen Fahrerassistenzsysteme erfordere zusätzliche Ausbildungszeit, so Klima. Wie der ADAC berechnet hat, kann der Weg zum Führerschein mittlerweile bis zu etwa 4.400 Euro kosten.
Nicht nur die Kosten steigen - auch die Zahl der Betrugsfälle bei Führerscheinprüfungen sind auf einem Rekordniveau. So haben wir im Dezember über die Fälle berichtet:
Fahrschulen geben Mehrkosten an die Fahrschüler weiter
Laut Verbandschef Klima arbeitet das Bundesverkehrsministerium an einer Reform der in die Jahre gekommenen Fahrschüler-Ausbildungsordnung. Nach allem, was bekannt sei, führe das mit Sicherheit zu deutlich höherem Aufwand für die Fahrschule, sagte Klima. "Und diesen zusätzlichen Aufwand werden die Fahrschulen selbstverständlich nicht zum Nulltarif leisten können." Somit sei eine weitere Kostensteigerung absehbar. Aufgabe der Politik sei es, der Bevölkerung dies schon heute offen zu sagen und nicht hinterher über gestiegene Kosten zu lamentieren.
Zugleich verwies der Vorsitzende des BW-Fahrlehrerverbands auf massive Kostensteigerungen etwa bei Fahrzeugen, Löhnen, Mieten und Energie. Das führe zwangsläufig zu gestiegenen Preisen der Fahrschulen. Kritiker dürften nicht "in nostalgischer Sinnestäuschung" die heutigen Kosten und die Anzahl der bis zur Prüfungsreife erforderlichen Fahrstunden mit ihrer oftmals schon vor Jahrzehnten durchlaufenen Fahrausbildung vergleichen, sagte Klima.
Theorieprüfung: Ruf nach weniger und einfacher formulierten Fragen
Dass laut TÜV Süd im vergangenen Jahr 43,5 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber in Baden-Württemberg in der Theorieprüfung durchgefallen sind, führte Klima unter anderem darauf zurück, dass die Zahl der Prüfungsfragen auf um die 1.300 sehr stark angestiegen sei. Er mahnte an, viel mehr alte Fragen auszusortieren.
Zudem lasse das Lese- und Sprachverständnis in Teilen der Bevölkerung weiter nach. "Deshalb sollte dringend darüber nachgedacht werden, die im Fragenkatalog teils sehr juristisch verquaste, für viele Menschen schwer verständliche Sprache in Richtung der sogenannten leichten Sprache zu verändern", forderte der Verbandschef.
Verbandschef vermisst Verkehrserfahrung bei Jugendlichen
Auch Eltern sieht Klima in die Pflicht. Sie schätzten die Vorbereitungen ihrer Sprösslinge auf die Prüfung häufig falsch ein. "Hinzu kommt, dass die heutigen Fahrschüler ab ihrer frühen Kindheit von den Eltern überall hingefahren werden. Deshalb haben sie oft kaum aktive und für die Fahrausbildung wichtige und nützliche Verkehrserfahrung als Fußgänger oder Radfahrer", so Klima. Und wer sich auf dem Rücksitz mit seinem Handy und nicht mit dem Verkehrsgeschehen befasse, habe auch kaum Erfahrungen als Mitfahrerin oder Mitfahrer.
Als eine Möglichkeit, Kosten zu senken, nannte Klima die ersatzlose Streichung der Automatikregelung. "Die Schweiz hat es vorgemacht. Wer dort die Fahrprüfung auf einem Automatik-Pkw abgelegt hat, darf anschließend ohne weiteres auch Schaltfahrzeuge fahren", erläuterte der Verbandsvorsitzende. Die Unfallzahlen der Fahranfänger bei Fahrten mit Schaltautos seien nicht angestiegen. Dies sei ein EU-Thema, aber Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) solle über eine Initiative aus Baden-Württemberg nachdenken.
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