Den Führerschein zu machen, ist auch in Rheinland-Pfalz ein teurer Spaß geworden. Der Bundestag hat nun einen Antrag der Opposition abgelehnt, der für Entlastung sorgen sollte.
Der Führerschein betrifft so gut wie jede Familie. Viele Jugendliche gehen die Theorie und Praxis bereits frühzeitig an, um mit 18 Jahren alleine Auto fahren zu können. Damit treffen auch die gestiegenen Kosten sehr viele Haushalte in Deutschland. Wie viel für den Führerschein konkret ausgegeben wird, variiert je nach Anzahl der Fahrstunden und der Prüfung.
Debatte über Qualität und Verfügbarkeit von Ausbildung und Prüfung
Führerschein in RLP kostet im Durchschnitt bis zu 3.300 Euro
Höhere Preise für den Führerschein in ganz Deutschland
Mehr Praxis, weniger Kosten?
CDU: Günstiger Führerschein durch Simulator-Fahrstunden
"Damit Mobilität nicht zum Luxus wird - Für einen bezahlbaren Autoführerschein" - unter diesem Titel hatte die CDU/CSU-Fraktion schon im Frühjahr im Bundestag einen Antrag gestellt, der verschiedene Neuregelungen vorsah. Der Entwurf scheiterte im Parlament jetzt allerdings an der Mehrheit der Ampelkoalition.
Debatte über Qualität und Verfügbarkeit von Ausbildung und Prüfung
Die Union hatte unter anderem vorgeschlagen, die Weiterbildung von Fahrlehrern und -lehrerinnen zu Prüfern und Prüferinnen zu vereinfachen und zeitweise auch Prüfer und Prüferinnen der Bundeswehr und Bundes- und Landespolizei zuzulassen.
Im Beschlussantrag der Union wurde zudem gefordert, die theoretische und praktische Ausbildung verpflichtend bei der selben Fahrschule zu absolvieren. So solle auch im ländlichen Raum das Fahrschulangebot in der Nähe des Wohnorts erhalten bleiben.
Führerschein in RLP kostet im Durchschnitt bis zu 3.300 Euro
Jede Fahrschule in Deutschland kann die Preise für Theorie- und Fahrstunden selbst bestimmen. Joachim Einig ist seit über 35 Jahren Fahrlehrer und Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Rheinland. Er erklärt das folgendermaßen: "Letztendlich geht es um Kalkulation. Wie viele Angestellte habe ich und was bekommen sie?"
Nach Angaben des ADAC vom vergangenen März erheben die Fahrschulen zunächst einen Grundbetrag, der zwischen 350 und 565 Euro liegt. Damit ist der theoretische Unterricht abgegolten. Die größten Kosten verursachen die Fahrstunden à 45 Minuten, für die etwa 55 bis 77 Euro fällig sind. Wie viele es werden, ist individuell und bewegt sich meist zwischen 15 und 25. Dazu kommen verpflichtend zwölf Sonderfahrten. Sie setzen sich zusammen aus Überland-, Autobahn- und Nachtfahrten. Kostenpunkt: 60 bis 95 Euro je Fahrt. Prüfungsgebühren werden auch noch fällig.
Laut Einig müssen Fahrschüler in Rheinland-Pfalz in der Klasse B zwischen 3.100 und 3.300 Euro für einen Führerschein zahlen. Die einzelnen Preise können dabei monatlich variieren, so Einig. Der Preis deckt neben der Leistung des Fahrlehrers auch Kfz-Kosten, Sprit und Versicherungen ab.
Fahren ohne Lizenz Für den Führerschein üben: Hier in RLP ist das erlaubt
Ein Vater hat in der Pfalz mit seiner Tochter vor der Führerscheinprüfung verbotenerweise eine Runde auf einem Supermarkt-Parkplatz hingelegt, um einparken zu üben. Die beiden wurden erwischt. Doch wo darf man als Fahrschüler oder Fahrschülerin überhaupt üben und welche rechtlichen Folgen haben Verstöße?
Zu den Gesamtkosten kommen für die Fahrschüler und -schülerinnen weitere Ausgaben dazu, wie Lernmaterialien, Führerscheinantrag und der Erste-Hilfe-Kurs. Der ADAC geht von einer durchschnittlichen Zeit von sieben Monaten aus. Fahrlehrer Joachim Einig weiß aber aus seinem Alltag, dass es viele Ausreißer nach oben gibt.
Höhere Preise für den Führerschein in ganz Deutschland
Der ADAC hat im Herbst 2023 eine bundesweite Umfrage zu den Kosten des Führerscheins durchgeführt. Befragt wurden rund 1.100 Personen im Alter von 17 bis 25 Jahren, die ihren Führerschein seit maximal vier Jahren besitzen. Gestiegene Fahrzeug-, Sprit- und Personalkosten infolge der Inflation haben auch die Preise in den Fahrschulen steigen lassen. Das Ergebnis: "Je frischer der Führerschein, desto teurer ist er."
Mehr Praxis, weniger Kosten?
Ein Grund, warum die Kosten für den Führerschein auch steigen, ist für Joachim Einig die Unregelmäßigkeit bei den Fahrstunden. "Früher, also vor sieben, acht Jahren, habe ich meine Fahrschüler drei oder sogar vier Mal die Woche gesehen. Jetzt bin ich froh, wenn ich sie alle 14 Tage sehe."
Für Einig ist ganz klar: Wenn die Praxis häufiger wiederholt wird, dann bleibt das Gelernte auch im Kopf und es müssen nicht weitere Fahrstunden gezahlt werden. "In der achten Fahrstunde, da fange ich oft wieder in der vierten an. Um die Motorik dahinzukriegen, wo sie bereits war. Es wäre eine Win-Win-Situation für alle, wenn sich Fahrlehrer und -schüler regelmäßiger sehen."
Viele Fahrschulen hätten deshalb schon ihr Angebot umgestellt und böten kompakte Kurse an. Nach sechs Wochen seien die Fahrschüler prüfungsreif und könnten den Führerschein abschließen.
CDU: Günstiger Führerschein durch Simulator-Fahrstunden
Ein Fahrsimulator kann die Ausbildung unterstützen und Fahrschüler auf den Straßenverkehr vorbereiten, so wünscht es sich die Union. Vor der ersten Fahrstunde sei das eine gute Einstiegshilfe, meint der ADAC. "Wer generell unsicher ist, dem kann so tatsächlich die Angst genommen werden." Aber eine virtuelle Fahrt ersetze keine Fahrstunde im realen Verkehr, betont Fahrlehrer Einig.
"Faktisch geht es um Verkehrssicherheit. Alles Praktische, was ich übe, geht auch besser", erklärt Einig. "Wenn der Fahrschüler dann ins richtige Auto steigt, das ist für ihn ein ganz anderes Leben. Es ist alles in Natura da. Im Simulator kann ich leicht gegen die Wand fahren, in der Realität sollte das nicht passieren."
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