Nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien sammeln Caritas, Diakonie und andere Hilfsorganisationen Spenden für die Betroffenen. Politiker fordern schnelle internationale Hilfe.
Mehr als 5.000 Menschen sind bei den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien vom Montag ums Leben gekommen. Auch am Dienstag versuchen zahlreiche Helfer und Helferinnen, möglichst viele verschüttete Menschen aus den Trümmern zu retten.
Umgehend nach den ersten Meldungen über die Katastrophe am Montag hatte die katholische Hilfsorganisation Caritas International in Freiburg einen Krisenstab gebildet, um Unterstützung für die betroffenen Menschen zu organisieren. "Wir haben zwei Partner in der Türkei, die schauen, wie Hilfe möglichst schnell zu den Betroffenen kommt", sagte ein Caritas-Sprecher am Montag. Zudem werde sich Caritas Aleppo in Syrien an Hilfsmaßnahmen beteiligen.
Büro von Partnerorganisation in Gaziantep zerstört
Eine der Organisationen, Support to Life, ist selbst von dem Erdbeben betroffen. Ihr Büro in Gaziantep im Südosten von Anatolien wurde bei dem Erdbeben völlig zerstört, glücklicherweise gibt es bei den Helferinnen und Helfern keine Toten oder Verletzten. Auch in Syrien und dem Libanon ist Caritas International mit Hilfskräften in Aleppo, Damaskus und Beirut in Kontakt.
Rund 250.000 Euro gingen sofort als erste Finanzhilfe an die Partner, weitere Gelder sollen folgen. "Zunächst aber brauchen wir ein genaues Lagebild", sagte der Sprecher. Möglicherweise müsse sogar zusätzliches Personal in die Türkei geschickt werden. Insgesamt arbeitet Caritas mit drei Partnern vor Ort in den betroffenen Regionen zusammen.
Ausmaß der Katastrophe noch nicht abzusehen
Hilfslieferungen und Suchtrupps würden von den Partnern vor Ort koordiniert. Zum Teil verteilten bei solchen Katastrophen auch die Kirchengemeinden vor Ort Lebensmittel und andere Hilfsgüter. Bei dem Erdbeben waren am frühen Montagmorgen Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht abzusehen.
Evangelisches Hilfswerk schickt 500.000 Euro Soforthilfe
Auch das evangelische Hilfswerk Diakonie Katastrophenhilfe organisiert in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen in Syrien und der Türkei Unterstützung für die von der Katastrophe betroffenen Menschen. In einem ersten Schritt seien 500.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung gestellt worden, wie das evangelische Hilfswerk mitteilte.
Ein Team des türkischen Partners Support to Life ist auf dem Weg in die Region Hatay, die stark von den Erdbeben betroffen ist. "Es muss sichergestellt werden, dass die Überlebenden bei derzeit einstelligen Temperaturen eine Unterkunft finden", sagte Bilge Menekse, Programmkoordinatorin der Diakonie Katastrophenhilfe für die Türkei.
Hunderttausende auf humanitäre Hilfe angewiesen
Mehr als eintausend Menschen sind bei den schweren Erdbeben nahe der türkischen Stadt Gaziantep getötet worden, zahlreiche Gebäude stürzten ein. "Die Zahl der Toten steigt rasant", sagte Michael Frischmuth, Programmleiter der Diakonie Katastrophenhilfe. "Die Erde hatte gebebt, als die meisten Menschen in ihren Häusern waren und schliefen." Deshalb fürchte er, dass noch viele weitere Tote aus den Trümmern geborgen werden.
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Auch auf der syrischen Seite sind die Zerstörungen enorm. Aufgrund des Krieges in dem Land waren bereits vor den Erdbeben hunderttausende Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Aktuell erlebt das Land eine Energie- und Versorgungskrise.
Die syrische Partnerorganisation GOPA-DERD (Greek Orthodox Patriarchate of Antioch and All the East - Department of Ecumenical Relations and Development) hat ebenfalls ein Team in die betroffenen Gebiete entsendet, um den Bedarf zu erheben und obdachlos gewordene Menschen zu versorgen. Nach ersten Angaben müssten vor allem der Gesundheitssektor unterstützt und Unterkünfte bereitgestellt werden.
Kretschmann spricht Mitgefühl aus
Unterdessen zeigte sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bestürzt. Beim Neujahrsempfang in der baden-württembergischen Landesvertretung in Brüssel sprach er von einem "fürchterlichen Ereignis", das alle sehr betroffen mache. Es sei wichtig, dass die Bundesrepublik und die EU gleich Hilfe angeboten und Krisenstäbe eingerichtet hätten. "Es ist wichtig, jetzt Solidarität zu zeigen und den Betroffenen vor Ort zu helfen", so Kretschmann.
Auch Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) zeigte in einer ersten Reaktion auf das Erdbeben am Montag bei Twitter seine Anteilnahme mit den Betroffenen: "Was eine grausame Vorstellung, in den Trümmern mit den bloßen Händen nach den eigenen Angehörigen zu suchen", twitterte Bayaz. Er sei in Gedanken bei den Menschen vor Ort. "Der Bitte um internationale Hilfe sollte schnell nachgekommen werden", betonte Bayaz.
Die CDU in Baden-Württemberg äußerte ebenfalls über Twitter ihre Anteilnahme. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien sowie den Einsatzkräften vor Ort, die um das Leben der Verschütteten kämpfen", heißt es auf dem Account der Landespartei.
Aras: "Es zerreißt mir das Herz"
Die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) drückte ihr Mitgefühl mit den Betroffenen ebenfalls via Twitter aus. "Es zerreißt mir das Herz", schrieb Aras, sie kenne viele Menschen in Stuttgart, die um ihre Freunde und Verwandten im Katastrophengebiet an der türkisch-syrischen Grenze bangten. Als Kind habe auch sie 1971 ein Erdbeben in der Türkei miterlebt. "Ich erinnere mich genau, wo ich stand - wie angewurzelt, unter Schock - bis mich meine Tante mitgerissen hat", schrieb Aras.
Auch der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) drückte den Betroffenen des Erdbebens im türkisch-syrischen Grenzgebiet sein Mitgefühl aus. In einer am Montag auf Twitter veröffentlichten Video-Botschaft sagte der Bundesminister zunächst auf Türkisch und dann auf Deutsch: "Wir trauern um die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen." Der Schwabe ist Sohn türkischer Einwanderer und wurde 2021 erster Bundesminister mit türkischer Migrationsgeschichte.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) haben bereits deutsche Hilfsleistungen angekündigt. "Deutschland wird selbstverständlich Hilfe schicken", schrieb Scholz auf Twitter.
Zentralrat der Muslime fordert schweres Gerät
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) forderte am Montag unbürokratische Nothilfe und schweres Gerät für die betroffene Region. "Die Menschen brauchen unsere vollumfängliche Solidarität und Hilfe", sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek laut einer Mitteilung. "Wir appellieren an die Bundesregierung, schweres Gerät und Nothilfe über THW und ähnliche Organisationen schnell und unbürokratisch zu entsenden. Denn jetzt zählt jede Stunde." Der ZMD rief zudem alle Hilfsorganisationen, Menschen guten Willens und insbesondere die muslimische Gemeinschaft in Deutschland auf, Geld- und Sachspenden in die Erdbebengebiete zu schicken.
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